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Neuer Anlauf für das Bleiverbot – dieses Mal sind auch Sportschützen betroffen


Hypnodoc

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Die Pest noch im Haus, klopft schon die Cholera an der Tür ...

 

(Editorial DWJ 10/2024)

 

Liebe Leserinnen und Leser, ­heimlich, still und leise kommt der größte Paradigmen­wechsel im ­Legalwaffenbesitz daher. ­Eingekleidet in den Mantel des Gesundheitsschutzes, wird er Milliarden verschlingen. Aber nicht an Steuergeldern – zur Kasse gebeten werden ­nachher direkt Sie, lieber Waffen­besitzer. Die Rede ist vom Verbot bleihaltiger ­Munition. „Das kümmert mich als Sportschützen nicht“, werden Sie vielleicht denken, weil in der Presse überwiegend von den Auswirkungen auf die Jagd geschrieben wird. Doch weit gefehlt! Die aktuellen Pläne auf EU-Ebene sehen ein vollständiges Verbot von Bleimunition beim Schießen im Freien vor. Im Schießsport betrifft das in erster Linie alle Flintendisziplinen. Wessen Flinte keinen Stahlschrotbeschuss hat, kann nur hoffen, dass der Büchsenmacher – gegen geringes Entgelt – Abhilfe schafft. Anderenfalls taugt die Waffe nur noch als Wohnzimmerdekoration und eine neue muss her.

Aber damit nicht genug. Die EU will den Bleischrot nicht komplett ­verbannen, sondern eine Ausnahme zulassen: Wenn die Schießstand­betreiber nachweisen können, dass sie mindestens 90 % der Bleischrote wieder einsammeln und fachgerecht ­entsorgen, dürfen sie weiterhin blei­haltige ­Munition anbieten. Was oberflächlich als sachgerechte Lösung aussieht, ­entpuppt sich schnell als scheinheiliger Kompromiss. Wie soll das Auffangen von Schrotmunition überhaupt ­funktionieren? Und wer soll das alles bezahlen?

Nach Schätzungen der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) würde die Umrüstung aller Schießplätze in der EU rund 6,5 Milliarden Euro kosten. Das sind Kosten, die die Schießstand­betreiber und letztlich die Schützen selbst tragen müssten. Die Folge wäre eine massive Verteuerung des Schießsports und ein Verlust von vielen Schießplätzen, die sich die Umrüstung nicht leisten können. Damit wäre der Legalwaffenbesitz in Europa massiv eingeschränkt. Viele Schützen müssten ihren Sport aufgeben, weil entweder der nächste Schießplatz faktisch unerreichbar oder der Schießsport zum Luxusgut verkommen ist.

Begründet wird alles mit dem Schutz von Menschen und der Umwelt. Dass Vögel durch die Aufnahme von Blei­munition an einer Vergiftung sterben, ist unbestritten. Wie hoch diese Gefahr in der EU tatsächlich ist, beruht dagegen nur auf Schätzungen. Die Risiken für die menschliche Gesundheit sind bisher nicht ausreichend erforscht. Noch nicht. Wer zwischen den Zeilen der Verbotsbegründung liest, der erkennt, wohin die Reise geht. Das Verbot auch auf Indoor-Shooting zu erweitern, wird längst diskutiert. Bisher konnten die Verbände noch damit gehört werden, dass es im Spitzensport keine Alternative zu Blei gibt. Trotzdem ist das drohende Verbot von Bleimunition in der EU eine ­Realität, mit der man sich auseinandersetzen muss.

Am Ende ist es wie bei so vielen anderen Dingen eine politische Entscheidung. Derzeit liegt der Entwurf bei der EU-Kommission zur Prüfung. Der politische Entscheidungsprozess läuft also noch. Sobald es weitergeht, werden Sie hier darüber lesen. Bis dahin heißt es: Schreiben Sie an Ihre Abgeordneten im EU-Parlament! Das letzte Wort ist in dieser Sache noch nicht gesprochen.

Es grüßt Sie 
Yannik Hofmann, Mitherausgeber DWJ

 

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Mir stellt sich die Frage - ist hier seitens des DWJ gründlich recherchiert worden? Eher nicht:

 

Die EU will den Bleischrot nicht komplett ­verbannen, sondern eine Ausnahme zulassen: Wenn die Schießstand­betreiber nachweisen können, dass sie mindestens 90 % der Bleischrote wieder einsammeln und fachgerecht ­entsorgen, dürfen sie weiterhin blei­haltige ­Munition anbieten. Was oberflächlich als sachgerechte Lösung aussieht, ­entpuppt sich schnell als scheinheiliger Kompromiss. Wie soll das Auffangen von Schrotmunition überhaupt ­funktionieren? Und wer soll das alles bezahlen?

 

Zum Thema Wurfscheiben-Stände; es geht hier tatsächlich auch ohne Bleischrot. Zahlreiche Schießstände -auch in Bad.-Würrttemberg vor der Türe des DWJ- haben bereits vor einem Vierteljahrhundert von Blei auf Weicheisenschrot umgestellt. Und einige wenige, deren Genehmigung noch mit Bleimunition läuft, recyceln das Schrot ausreichend. Wie das geht, könnte Herr Hofmann bspw. in der Nähe von Ludwigsburg (Stuttgart) erfahren. Und die Preise für Wurfscheiben-Runden dort sind voll im regionalen Preisniveau.

 

Im Schießsport betrifft das in erster Linie alle Flintendisziplinen. Wessen Flinte keinen Stahlschrotbeschuss hat, kann nur hoffen, dass der Büchsenmacher – gegen geringes Entgelt – Abhilfe schafft. Anderenfalls taugt die Waffe nur noch als Wohnzimmerdekoration und eine neue muss her.

 

Abschließend noch eines:  Auf den Wurfscheibenständen ist max. 2,5mm Schrot zugelassen. Flinten ohne Stahlschrotbeschuss können lt. Beschußamt mit der Sport- und teilw. auch Jagdmunition (Steel) bis 3,25mm (europ. Schrotstärke 4) ohne zusätzliche Besschussprüfung verwendet werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

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Stahlschrote auf Stahlziele?

Sind die "gängigen Stände" für Fallplattendisziplinen auf 15 Meter mit Stahlschrot zugelassen?

 

Rottweil sagt u.a.:
 Bei der Verwendung von Stahlschrot ist besonders auf die Gefährdung durch abprallende Stahlschrote hinzuweisen. Durch die geringere Verformungsbereitschaft des Stahlschrotes ist die Geschwindigkeitsabnahme nach Berührung eines Hartzieles deutlich geringer als bei dem verformbaren Bleischrot. Der Bereich des Abprallwinkels ist ebenfalls größer als bei Bleischroten.

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vor 7 Stunden schrieb Proud NRA Member:

 

Schon mal einen Gummiball gegen eine Betonwand geworfen?

Dein konstruktiver, von Fachwissen strotzender und überaus kluger und sinnvoller Beitrag führt nahezu zwingend zu der Frage:

Weist du überhaupt, was „Standzulassung“ in Deutschland bedeutet?

Bearbeitet von webnotar
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