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Proud NRA Member

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  1. Eine AG ist aber auch haftungsbeschränkt und man verliert schlimmstenfalls das eingebrachte Kapital, nicht das Leben.
  2. In diese Richtung gingen ja Ideen wie das Dreiklassenwahlrecht in Preußen usw. Nachdem sich aber wirklich überall "one man, one vote" durchgesetzt hat, dürfte es eher schwierig werden, das zurückzubringen. Der Staat beansprucht ja auch nicht "nur" Hab und Gut der Bürger, sondern auch deren Leben. Bei einem erheblichen Rückgriff auf die Wehrpflicht in Kämpfen mit erheblichen Verlusten wäre es irgendwie schwer erklärbar, dass nur diejenigen mit Geld ein politisches Mitspracherecht über die Sache haben sollen.
  3. Ich denke, der Begriff "Empathie" vermischt da zwei Dinge, die nicht miteinander zu tun haben: Das eine ist die Fähigkeit, mitzufühlen, beispielsweise das Leid anderer Leute (oder auch von Tieren) als eigenes zu fühlen. Das andere ist die Fähigkeit, anderer Leute Gefühlsausdrücke korrekt zu interpretieren und vorherzusagen. Der Soziopath muss, um seine Soziopathie überhaupt ausleben zu können, ziemlich gut darin sein, anderer Leute emotionale Bedürfnisse zu interpretieren. Sie interessieren ihn aber nur als Teil einer Strategie, seine eigenen Ziele zu erreichen. Beim Menschen im Autismusspektrum kann es sich umgekehrt verhalten. Der kann ein extrem herzensguter Mensch sein, der für alle da ist, die ihn um einen Gefallen fragen. Aber er kann emotionale Nuancen, die unausgesprochen bleiben, nicht korrekt interpretieren.
  4. Siehst Du, das meine ich. Niemand, absolut niemand, wird erfolgreich als Herzchirurg arbeiten, ohne das gelernt zu haben. (Mit viel Phantasie könnte man sich noch ausdenken, wie es jemand ohne Studium gelernt hat, sagen wir als inoffizielle Hilfskraft in einem Dauerbürgerkriegsland, in dem formale Ausbildung zum Erliegen gekommen ist, aber das wäre immer noch eine Art langwieriger Lehre.) Dass man als Hausarzt durchaus eine ganze Weile arbeiten kann, ohne es gelernt zu haben, wirft dann Fragen auf, in wieweit diese Tätigkeit wirklich etwas mit einer definierten Wissenschaft zu tun hat, ob man Studienplätze wirklich nach Abiturnoten vergeben sollte, ob ein Doktorgrad irgendeine Korrelation mit der Ausübung der Tätigkeit hat. In Amerika gibt's als eine Antwort auf diese Frage die Nurse Practitioners. Das ist eine Fortbildung von der -- in Amerika studierten -- Krankenschwester. Die dürfen unter der Aufsicht eines Arztes, der aber nicht vor Ort sein muss, selbständig übliche Hausarztsachen machen. Meine Erfahrungen mit denen sind gut, und ich denke, sie gehen oft systematischer vor als ein Arzt, eben weil bei ihnen jemand durch die Akten durchgeht und Fragen stellt, oder das jedenfalls soll. Wenn's exotischer wird, dann sind sie nicht in der Position des Hochstaplers, Kompetenz vortäuschen zu müssen, sondern es ist Teil ihres Berufsbilds, für tatsächlich eher wissenschaftliche Fragen einfach Rat einzuholen. Damit ich nicht falsch verstanden werde: Wenn ich von einer Tätigkeit anzweifle, dass es sich um eine eigentlich Wissenschaft oder sonst einen spezialisierten Wissensbereich handelt, dann meine ich damit keineswegs, die Tätigkeit sei wertlos. Natürlich will ich z.B. einen guten Hausarzt haben, brauchen wir gute Verkäufer, usw. Was ich wohl anzweifle sind aus behaupteter Wissenschaftlichkeit erhobene Macht- und Geldansprüche, die eben umso absurder werden und vielleicht gerade deshalb umso häufiger erhoben werden, je weniger wissenschaftlich das angebliche Herrschaftswissen überhaupt ist.
  5. Sicher. Mir geht's gar nicht darum, ob er intelligent ist oder nicht. Ist er vermutlich mindestens einigermaßen. Mir geht es darum, dass er einen angeblich höchstqualifizierten Beruf ausüben konnte, ohne sofort als unfähig aufzufallen, obwohl seine Tätigkeit angeblich viele, viele Jahre eines Ausbildungsganges erfordert. Wenn man eine Tätigkeit ausüben kann, ohne sie (auf dem formalen Weg oder auch auf einem informalen, aber nicht weniger aufwändigen) gelernt zu haben, dann spricht das dafür, dass diese Tätigkeit nicht auf besonders spezialisierten Fähigkeiten beruht. Das heißt nicht, dass es jeder kann, dass es kein Talent dafür gibt, sondern es heißt, dass es sich nicht um ein abgegrenztes Wissensgebiet von einiger Tiefe und Breite handeln dürfte. Bei einem Kernphysiker würde es z.B. sofort auffallen, wenn der nicht einmal Abiturwissen Physik hätte. Bei einem Uhrmacher würde es sofort auffallen, wenn der noch nie eine Uhr zerlegt und zusammengebaut hätte. Bei einem Verkäufer hingegen gibt es so einen Zusammenhang weniger. Bei einem Politiker auch nicht -- da scheint der Mangel formaler Bildung irgendeiner Art sogar fast schon zur Regel zu werden. Das spricht dafür, dass Kernphysik und Uhrmacherei wohldefinierte Künste oder Wissenschaften sind, Verkauf und Politik dagegen nicht. Wenn nun jemand als Koryphäe der Psychiatrie Leute begutachten und Studenten unterrichten kann, obwohl er nie Psychiatrie gelernt hat, auch nicht Medizin oder Psychologie, dann spricht das dafür, dass deren theoretischer Unterbau eben keine wohldefinierte Wissenschaft ist.
  6. Mir ist der Unterschied schon klar, aber wenn jemand mit Hauptschulwissen Mathematik einen Beruf z.B. als Aktuar ausüben könnte, dann würde ich mir die Frage stellen, ob die dem Aktuarwesen zugrundeliegende Versicherungsmathematik nicht Scharlatanerie ist. Soweit braucht man gar nicht gehen. Es reicht, dass die Nichtzufälligkeit augenscheinlich mit anderen Dingen erklärt werden kann als dem behaupteten Effekt. Z.B. dass Annahmen, die in die Berechnung von p-Werten eingehen, nicht stimmen, insbesondere bezüglich Beeinflussung von Probanden, Unabhängigkeit verschiedener Beobachtungen, Wegwerfen von Negativergebnissen, und gelegentlich eben auch, wenn man etwas Veröffentlichungsdruck hat, schlicht Betrug. Der Zyniker in mir meint: Ist der p-Wert nicht so prall, denke ich an Zufall. Ist der p-Wert richtig geil, wie eben bei der Frau Gino regelmäßig, dann denke ich an andere Ursachen. Wenn's Dich tröstet: So sehe ich das nicht nur bei der Psychologie. Anlage"experten", die einem ihr geiles Alpha verkaufen wollen, z.B., sind aus nachvollziehbaren Gründen noch deutlich schlimmer. Die Medizin hat ähnliche Probleme, nicht nur in der "Alternativ"medizin, die offensichtlich Scharlatanerie betreibt, sondern auch bei eher begrenzt wirksamen Therapien, die theoretisch der "Schulmedizin" zugerechnet werden. Direkter Betrug dürfte bei Dingen wie Medikamentenzulassungen seltener sein, einfach weil mehr Leute daran beteiligt sind, aber Unterstützung des Absatzes wenig bis gar nicht wirksamer Medikamente durch Studien mit Publikationsbias z.B. ist wohl schon erheblich. Technischer ausgedrückt: Ich bin Bayesianer mit eher skeptischen A-priori-Annahmen.
  7. Also meine Sportarten: - Ich manipuliere den Stock zwischen meinen Beinen bis ich auf tausenden von Fuß zum Höhepunkt komme. Vorher überprüfe ich, dass genug Gleitmittel da ist. - Ich richte ein steifes Rohr auf ein Ziel und emittiere dann Geschosse, die vom Ziel aufgenommen werden. Am Rohr entsteht dabei eine schnelle Vor- und Zurückbewegung und ich tue immer gut Gleitmittel rein. - Ich mache Gleitmittel auf meine Latten, schwinge zwischen undulierend geformten Buckeln hin und her und mache dabei jedesmal einen Stockeinsatz. - Ich steige auf, anfänglich nur mit den Beinen, dann, wenn ich näher zum Höhepunkt komme, grapsche ich auch mit den Händen oder stecke meinen Stock rein, diese Sportart ohne Gleitmittel.
  8. "Anscheinende Skandale" ist gut. Es ist das ja nur die Spitze eines vielschichtigen Eisbergs. Ein Teil des Übels ist sicher das, was der Amis den "Physikneid" der Psychologie nennt. Das wird etwas geschaffen, das formal aussieht wie harte Wissenschaft, mit einem Zitationsapparat, der suggeriert, man baue aufeinander auf, mit p-Werten und frequentistischer Statistik, die suggerieren, Ergebnisse seien "signifikant". Das wird noch dadurch verstärkt, dass vermutlich einerseits Leute, die Psychologie studieren wollen, weniger gut in Mathe und weniger gut in kritischem bis zynischem Hinterfragen sind als z.B. Leute, die Physik studieren wollen. Mit völlig missbräuchlichen Verwendungen von p-Werten als Zeichen einer "Signifkanz" (also "Bedeutsamkeit", die aber nicht weiter geht als die Berechnung eines p-Werts) wird dann andererseits Autorität und Finanzierung eingefordert. Francesa Gino z.B. hat es hinbekommen, von Harvard eine Million im Jahr zu kassieren, mit deutlich fünfstelligen Beträgen für Gastauftritte bei Unternehmen obendrauf. Im Grunde ist sie eine Unterhaltungskünstlerin. Ihre Ergebnisse sind nicht nur Kokolores, sondern ja nach Sichtweise schlimmer oder besser: Es ist Wurst, ob ihre Ergebnisse Kokolores sind. Das Ergebnis, die Leute wollten sich nach "Networking"-Veranstaltungen gerne die Hände waschen, weil sie sich so moralisch korrumpiert fühlten, hat keine weitere Bedeutung, außer dass man es auf eben solchen Veranstaltungen zu Small Talk verwenden kann. Dafür ist dann Wurst, ob die behauptete Geschichte zutrifft oder nicht. Mit etwas Improvisationstalent und Frechheit kann man sich einfach auch solche Dinge ausdenken und mit völlig frei erfundenen Faktoiden mit angeblicher Autorität Small Talk machen: Wusstest Du z.B. schon, dass Männer, die Blumenkohl zu Mittag gegessen haben, länger können? Yale hat's herausgefunden, isch'schwör. Richtig hart wird's dann natürlich, wenn im Gewande einer angeblichen Wissenschaftlichkeit nicht nur soziale Autorität und Anerkennung, sondern direkte Macht über andere eingefordert wird. Es ist doch bezeichnend, dass ein Gert Postl als Professor (mit C4!) der Psychiatrie reüssieren und im Maßregelvollzug eine Macht über eingesperrte Leute ausüben konnte, die in mancherlei Hinsicht größer ist als die Macht eines Strafrichters, aber nicht im geringsten an die Regeln eines Strafrichters gebunden. Noch bezeichnender ist, dass der Hauptschüler Postl als falschen C4-Professor nach Ansicht vieler Kollegen und Patienten seinen Job gut gemacht hat. Das legt doch zumindest nahe, dass die behauptete Wissenschaftlichkeit eben nicht existiert. In der Physik und der Chemie gibt's natürlich auch Betrüger, aber die haben das Problem, dass ihnen spektakuläre betrügerische Entdeckungen zuverlässig um die Ohren fliegen, denn andere Leute wollen sie nicht nur zur Kontrolle replizieren, sondern um auf ihren aufzubauen. Ein Jan-Hendrick Schön musste irgendwann auffliegen, denn andere wollten seine Entdeckungen nutzen. Organische Transistoren wären ja schon geil. Ein Victor Ninov musste aus denselben Gründen auffliegen, denn wenn jemand Elemente 110 bis 112 herstellen kann, dann wird jeder, der Element 113 herstellen will, das zu replizieren versuchen. Der Physikneid der Autorität willen verdeckt dann natürlich andere Zugänge, die solche Autorität nicht in Anspruch nehmen. Freud ist beschissene Naturwissenschaft, aber geniale Literatur. Genauso ist z.B. Ginos "Entdeckung" des Schmutzgefühls beim Networking als "signifikantes" Ergebnis betrügerisch und gleichzeitig absurd, aber als literarischer Zugang zur Kultur der Networking-Events hätte es Resonanz verdient gehabt. Sie hätte ihre "Ergebnisse" besser in eine Kurzgeschichte oder einen Roman ("Tod eines Netzwerkers"?) als in eine "Studie" gepackt, und aus dieser Geschichte hätte man etwas lernen können. Aber um damit Kohle zu machen wie Gino, müsste man schon Tom Wolfe heißen, und so zu schreiben wie der ist schwieriger, als schnell mal ein Excel zu frisieren bis es "signifikant" wird, und ein paar Kollege zu zitieren, die sich über die Verbesserung ihres Zitationsindex freuen.
  9. Die experimentelle Physik leidet aber nicht unter der Sorte von Replikationskrise wie die Verhaltenspsychologie... Jetzt gerade mit Francesca Gino. Natürlich hat die Physik auch Fälscher, Leute, die wirklich an ihre falschen Ergebnisse glauben, usw., aber in der Psychologie scheint das Problem massiv verschärft zu sein.
  10. Diese Art unstrukturierter Wortschwall könnte ihrerseits als ein Indiz auf gewisse psychische Störungen verstanden werden, sollten sich der Threadersteller und der Freund näher kennen als es hier den Anschein hat. Es gibt natürlich Störungen der Sprachproduktion, die nur begrenzt mit allgemeiner Intelligenz und erst recht nur begrenzt mit Urteilskraft korrelieren. Ein Hilfsarbeiter, der in der Schule weniger gut war, sprachlich nicht so gut drauf ist, kann natürlich einwandfrei in der Lage sein, sicher und verantwortlich mit einem doch sehr simplen System aus einem Rohr, einem Hämmerchen und einer Feder umzugehen. Er will ja nicht Reaktorfahrer im Superphénix werden. Wenn aber weder eine sprachliche Störung noch allgemein niedrige Intelligenz dokumentiert sind, dafür aber anderweitige Störungen mit irregulärem Fluss der Gedanken, dann liegen gewisse Vermutungen, dass diese das im Zusammenhang mit einer ungeordneten Sprachproduktion stehen könnten, doch nahe. Kurz gesagt: Solltest Du, @Affectionate_Hawk605, Deinen eigenen Fall beschreiben, dann bist Du fürs Erste vielleicht mit einer Konzentration auf Therapie und einen erlaubnisfreien Sport (was für sich sehr nützlich sein kann) besser dran. Das ist nicht aller Tage Abend. In fünf Jahren kann die Welt schon ganz anders aussehen.
  11. Mein Tip wäre, dass das nicht besonders stringent aus dem nicht besonders logischen Gesetzestext entschieden würde, sondern mehr nach Bauchgefühl. Wenn die Luftpumpe in einem ansonsten zugelassenen Waffenraum zusammen mit den Feuerwaffen aufbewahrt wird, dann sollte es nahezu sicher keinen Ärger geben, an der Wand im Wohnzimmer der verschlossenen Wohnung aber schon. Wenn diese beiden Vorhersagen stimmen, dann lässt sich das mit dem Text des Gesetzes eigentlich nicht Einklang bringen.
  12. Wobei es schon erstaunlich ist, wie der Mensch auch bei Dingen, bei denen man nicht bewusst an psychopharmakologische Effekte denkt, doch zu Substanzen mit denen tendiert. Bei den Gewürzen wäre Muskat eines von den härteren. Niemand (außerhalb des Knastes jedenfalls) haut sich Muskat mit der Hoffnung auf einen dicken Rausch rein, ein starker Muskatrausch soll auch eher unangenehm und mehr wie ein Kater sein, aber es ist wohl doch kein Zufall, dass ein berauschendes Gewürz so beliebt ist. Da könnte es schon Mechanismen geben, dass das Erlernen des Geschmacks als begehrenswert mit der Erfahrung einer subtilen und unbewussten psychopharmakologischen Wirkung zusammenhängt. Ginge es wirklich nur um Geschmack, nicht um Wirkung, dann müssten sich alkoholfreie Getränke, die ähnlich wie Spirituosen einen Geschmack zu konzentrieren versuchen, eigentlich größerer Beliebtheit erfreuen. Angebote gibt es, und sie schmecken auch nicht schlecht. Tatsächlich scheinen sie und aus ihnen zubereitete Mocktails einen Absatzmarkt aber nur als reine Ersatzprodukte zu finden, sagen wir wenn eine Schwangere bei der Cocktailrunde nicht mit einem Glas Cola dastehen will.
  13. Ja, insofern hatte der Beckstein sogar recht. Auf Blutalkoholniveau, das Fahren rechtlich verbietet, ist man nach den zwei Maß über einen längeren Tag am Oktoberfest als "gestandenes Mannsbild" nicht. Allerdings ist da natürlich auch noch das Problem der Abbauprodukte, Dehydrierung, Müdigkeit, usw. Das illustriert auch, wie viel die Typen getrunken haben müssen, die von der Polizei mit 2,5 Promille aus dem Verkehr gezogen werden und dabei noch laufen und sprechen und irgendwie in einem ganz weiten Sinne noch autofahren können. Bei der Vorbereitung auf die Tragschrauberprüfung ist mir übrigens etwas Interessantes aufgefallen: Die Medikamentenklasse, die bei tödlichen Flugunfällen am häufigsten in Piloten gefunden wird, sind keineswegs harte Sachen wie Opiate usw., sondern Antihistamine (meist frei verkäuflich für Erkältung oder jedenfalls in Amerika auch für Schlaf). Wirklich zugekleistert fliegen die meisten Leute nicht, so vernünftig sind sie dann schon. Aber einmal in einer gewissen Müdigkeit in geringer Höhe den Flieger überzogen, vielleicht gar in der Kurve, das war's dann oft, obwohl man jeden Schnelltest auf Fahrtüchtigkeit locker bestanden hätte.
  14. Also nach der Logik sind auch Gerichte mit Chilis, Spargel, Rosenkohl, Knoblauch ganz böses Zeug, das nicht schmeckt, wo man erst auf Animation das ablehnende Gefühl überwinden muss, sich damit den Weg ins Unheil bahnt. In gewisser Weise stimmt das auch. Ich bin, wie wohl die meisten Europäer meiner Generation, ohne nennenswerte Mengen von Capsaicin aufgewachsen. Bei meinen ersten Besuchen in Neumexiko habe ich immer darum gebeten, die Sauce bitte getrennt und nicht auf dem Gericht zu servieren, denn es haben schon winzige Tropfen gereicht, mich Feuer speien zu lassen. Heute schneide ich ungerührt die Chilis in die Pfanne, verwende entsprechende Saucen, und finde diesen natürlich erlernten Geschmack eine Bereicherung. Dafür finden sie wenn ich auf Heimatbesuch koche, Zeug tränentreibend scharf, das ich weder scharf finde noch scharf kochen wollte, sondern halt so süß-sauer mit ganz leicht scharfer Note. Es macht ja auch Sinn, dass der Mensch Geschmäcker erlernt. Das schützt Babies davor, in einem unbeaufsichtigten Moment etwas Giftiges zu futtern. Aber wenn man keine Geschmäcker erlernen würde, dann wäre die einzige Geschmacksrichtung, die einem schmecken würde wie die Muttermilch, fettig und zuckrig, und Schokolade -- die ja aus Gründen bei Kindern, die keinen Blumenkohl mögen, beliebt ist -- wäre ein Grundnahrungsmittel. Also haben mich jetzt diese doofen Amis in die Abhängigkeit vom Chili-Dealer getrieben? Es stimmt tatsächlich, dass ich bei der größeren Auswahl, allerdings auch deutlich höheren Preisen, in Amerika mehr Geld für Gemüse raushaue als ich das aus meiner deutschen Kindheit kenne.
  15. Jedes Jahr zum Nikolaustag (nach weltlichem Kalender, also am Abend des 6. wie das bei mir als Kind war), lade ich Nachbarn, Kollegen, Freunde zum Deutschen Nikolaustag in mein Haus ein, jetzt zum vierzehnten Mal in Folge minus ein Jahr Corona. Es gibt Glühwein, selbstgemachten Stollen, selbstgemachte Springerle und Glühwein. (Für die Feuerzangenbowle sind zu viele ungeschickte Leute da.) Das einzig Negative, was jemand zu sagen hat, ist dass anschließen der Glühwein vom amerikanischen Christkindl Market schmeckt wie Wasser. Einmal mussten allerdings auch schon ein paar jüngere Mitarbeiter einen der ihren an meinem Chef vorbei herauslavieren, nachdem er die Wirkung meines Gebräus etwas unterschätzt hatte. Das ist mehr mit Kanonenschlag als mit Schuss, mit guten Spirituosen in gutem Wein. Die Spirituosen erfahren dabei eine Doppelnutzung. Erst werden die Rosinen für den Stollen ein paar Tage in ihnen eingeweicht. Nachdem das erledigt ist, bewahre ich den Schnaps mit Rosinenextrakt auf bis zum Nikolaustag, wo er im Glühwein versoffen wird. Mein Bedarf an Stollen, daher an Rosinen, daher an Schnaps ist dabei nicht klein. Es geht allerdings noch härter: Es gibt hier im historisch schwedischen Stadtviertel eine Bar, die am Luciatag nach dem Gottesdienst (mit auf Schwedisch gesungenen Liedern und dem Ritual der Blondine mit der brennenden Krone -- erstaunlich, dass die ängstliche amerikanische Feuerwehr das zulässt) gut besucht ist. Da soll eine der Zutaten Everclear sein, ein irgendwie als trinkbar verkaufter Sprit mit 75%. Der Barkeeper hat ein Hemd mit der Aufschrift "Lucia warms my buns".
  16. Die Leute wählen ein Lebensgefühl mehr als Inhalte. Das ist auch bei fähigen Politikern so, aber die unfähigen werden eben nur deswegen gewählt. ACAB verkörpert halt so ein trampolinspringendes "Hey, Pippi Langstrumpf" Gefühl von Bullerbü in Deutschland, ist auch für die Augen besser als der ganze andere Politikbetrieb. Nach der vierten Tasse Feuerzangenbowle stelle ich sie mir eigentlich als einen sympathischen Partygast vor, während ich mir beim Scholz keine Tassenzahl ausmalen kann, die das erreichen würde.
  17. In der Not frisst der Teufel Fliegen. Diese drei zusammen z.B. wären sicher immer noch irgendwie peinlich, aber doch vermutlich weniger schlimm als das Gegenwärtige.
  18. Führt jetzt vom Thema weg, aber nachdem Du gerade anfängst: Eine Waffe ist so viel wert, wie sie Dir Grinsen ins Gesicht zaubert (mal von einer Sport- und Spaßwaffe ausgegangen). Wer Angst vor Kratzern usw. hat, der vermiest sich nur das Grinsen. Freu Dich, üb fleißig, grins viel.
  19. "das entspricht 28 Kisten à 50 Schuss" -- Tja, Schächtelchen und Kiste... Bei einem Lehrgang mit Besprechen, Übung schießen, vorher und nachher kontrolliert der Ausbilder, aber nicht unbedingt. Das Nächste, was ich zu Polizeiausbildung in der Hinsicht kenne, ist der Überprüfungstest für den Schein zum Tragen. Da wollen sie nicht nur hinterher leer sehen, sondern in einem Fall wollten sie sogar überprüfen, dass alle Prüflinge die Patronen richtig herum ins Magazin gemacht haben. Vor jeder Phase wird nochmal erklärt, was zu tun ist, dass niemand wegen falsche Prozedur durchfällt oder wiederholen muss.
  20. Ich habe ein Ding, da wirfst Du einen Schalter um, und es haut vollautomatisch Trilliarden von Luftmolekülen in ein Magazin, die dann durch Betätigen eines Abzugs selbsttätig aus einer Pistole gejagt werden. Schlimmer noch, das Magazin wird dann wieder vollautomatisch befüllt. Es ist sogar noch schallgedämpft. Wozu sollte ein Zivilist das brauchen? Und noch absurder: Ich konnte mir das einfach so aus dem Internet bestellen, sogar noch mit Rabatt. Die Werbung zeigte typische Beispiele toxischer Männlichkeit, als heterosexuell und cisgender gelesene Männer mit dicken Aufsätzen von Sturmluftpumpen in der Hand. (Wenn man es jemandem einfach über den Kopf zieht, dann dürfte das auch Wirkung haben.)
  21. Und diese Abkürzung wurde ohne jede Rücksicht auf die Bedeutung des Akronyms als Wort gelesen gewählt, sicher...
  22. Das stimmt zwar, geht aber am Grundgedanken des Waffengesetzes vollkommen vorbei. Wir haben kein Zuverlässigkeits-, sondern ein Bedürfnisprinzip, und zwar speziell eines, das Schutz von Leben und Freiheit des gewöhnlichen Bürgers nicht als Bedürfnis anerkennt, reines Sammeln oder Breitensport dagegen innerhalb eines gewissen Rahmens schon. Ein solches Bedürfnisprinzip ist immer und überall ein Prinzip der Verteilung auch danach, wie gut die Beziehungen zur politischen Klasse sind, nennen wir es das Konnexionsprinzip. Die Feststellung, dass jemand zuverlässig ist, geht deshalb an der Sache völlig vorbei. Das geht dann sogar so weit, dass nicht nur immerhin waffenrechtlich zuverlässige Bonzen ihre Scheine oder Ersatzbescheinigungen bekommen, die anderen verwehrt blieben. Selbst bei Terroristen tauchen regelmäßig Verbindungen auf, die nahelegen, dass Behörden über V-Leute mitgewirkt haben, die zu bewaffnen, oder es jedenfalls nicht zu verhindern suchten. Selbst eine Beziehung der speziellen Art über V-Leute zum Verfassungsschutz ist eine Art politischer Konnexion, mit der gelegentlich Dinge vom Staat ermöglicht werden, die dem langweiligen Normalbürger verwehrt bleiben. Um da hin zu kommen, wo Du hinwillst, müsste man also gerade das Bedürfnis- und damit Konnexionsprinzip auf ein Zuverlässigkeitsprinzip umstellen, sprich: der Bedürfnisquatsch müsste weg. Bei Schusswaffen genauso wie bei der Prüfung eines sozial anerkennten Zwecks eines Messers usw.
  23. Von Hand, oder hast Du gar eine vollautomatische Maschinenluftpumpe? Wozu braucht eine Zivilist so etwas?
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