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IGNORED

Woher kommt der "Waffennarr"


Olt d.R.

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Da ich ja wohl nicht er einzige bin,

der sich am Begriff "Waffennarr" stört,

habe ich mal verucht zu ergründen, woher

der Begriff kommt bzw. wer ihn zuerst und in

welchem Zusammenhang benutzt hat.

Leider hat sich da nichts so richtig ergeben;

ein paar negative "Spiegel" Artikel aus den 60er Jahren

können ja wohl nicht der Auslöser gewesen sein...

Hat da jemand nähere Infos?

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ich denke, das diese wortkreation eigentlich nur aus einer sehr einzugrenzenden region stammen kann.

im rheinland, im hunsrück, hessen und in der pfalz wird umgangs srpachlich gesagt " da bin ich ganz närrisch drauf" ..oder "er/sie ist da ganz närrisch drauf"

gemeint ist damit das die betreffende person an etwas "riesiges interesse hat" ..oder "grosse lust auf etwas hat" "an einer bestimmten handlung freude findet" etc....etc...

"närrisch" kann man also auch auf ein essen, einen urlaub oder sonstwas sein. - also auch auf waffen.

auf waffen "närrisch" zu sein interpretiert man hier bei uns in der ländlichen gegend (frag einen über 70 jahre) so, das die person die gemeint ist, eine besondere verbindung zu dem thema hat, sei es als jäger oder brauchtums schütze, sortschütze oder auch sammler.

somit ist das wort "waffen-narr" mit an sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit davon abgeleitet, "auf etwas närrisch zu sein" - also grosses interesse an etwas zu haben...sich darauf zu freuen...

UND GENAU AUS DEM GRUND TRIFFT MICH EIN SOLCHES WORT NICHT EINMAL ANSATZWEISE!

da in grossen teilen deutschlands "närrisch sein" nicht gleichgesetzt wird mit bösen oder gefährlichen eigenschaften des sog. "narren" , sondern eher als liebevolle umschreibung einer bestimmten eigenschaft einer person dient.

man kann auch auf pfälzer saumagen mit sauerkraut ganz närrisch sein...und ist dennoch kein schweinemörder!

und daher :

:-)

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Waffennarr ist ein rein umgangssprachlicher Begriff, der im Gegensatz zum Autonarr (Auto-Liebhaber) negativ assoziiert wird. Es hat sich mit der Zeit so ergeben, die Medien und die Politik haben ihn lediglich gefestigt.

Inzwischen spricht man also allgemein bei einem Waffenbesitzer, wenn man als Wortgeber negativ zum Waffenthema eingestellt ist, grundsätzlich von einem Waffennarr. Dabei sagt der Begriff inhaltlich eigentlich nur "die starke Verbundenheit zu Waffen", wie beim Autonarr "die starke Verbundenheit zum Auto". Kritiker sehen im Wort Waffennarr einen "Idioten" (wahlweise auch Verblendeten), Befürworter dagegen eine reine "Liebelei".

/edit: AT2's Begründung bzgl. einer Beziehung zu einer ländlichen Wortherkunft kann man auch sehr gut in betracht ziehen.

grüße,

zykez

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Soweit ich mich erinnern kann, war das eine beliebte Formulierung in den Verteidigungsstategien vor Gericht.

Als in den 60-ern der Tourismus (zunächst nach Italien) ins Rollen kam, kamen auch vermehrt die damals dort frei erhältlichen "Berettas" als "Urlaubsmitbringsel" ins Land. Einige wurden dabei halt erwischt. Um den Richter "milde" zu stimmen und kriminelle Absichten als Auslöser des Erwerbs auszuschließen wurde die Tat als Waffenliebhaberei bzw. Narretei (im Sinne von vernarrt in Waffen als Waffenliebhaber) dargestellt. In vielen Fällen hat das wohl geholfen.

Wann dieser Begriff negativ belegt wurde - heute wird von der Presse der Begriff Waffennarr doch eher mit "der hat doch was an der Rübe" gleichgestellt - kann ich auch nicht sagen.

Manfred

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Das Wort Waffennarr wird auch gerne in den Medien verwendet wenn bsp. jemand eine illegale Waffensammlung hat und die Polizei dann jeweils medienträchtig die beschlagnahmten Waffen per Foto präsentiert. Wann und wie der Begriff Waffennarr in die deutsche Sprache vermehrt Einzug gehalten hat, dafür müsste man wahrscheinlich einen versierten deutschen Sprachwissenschaftler zu dem Thema fragen, der darauf vielleicht eine Antwort weiss.

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man kann auch auf pfälzer saumagen mit sauerkraut ganz närrisch sein...und ist dennoch kein schweinemörder!

Oder auf Pferde, komischerweise ist nämlich der Begriff Pferdenarr durchaus positiv besetzt.

Fazit es ist weniger das Wort "Waffennarr", sondern vielmehr der Umgang damit, insbesondere der Zusammenhang, die Betonung und Mimik mit der es benutzt wird, die das Problem darstellen.

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AT2 hat es sehr gut beschrieben.

Waffennarr heißt hier nicht mehr oder wenigen als in Waffen vernarrt zu sein. Das hat nichts mit verrückt zu tun oder dergleichen. Gibt auch z.b. den Autonarr.

Nur die jenigen die uns immer wieder als Waffennarren bezeichnen, meinen ganz sicher etwas anderes als das Wort uns sagt.

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Ich persönlich wurde schon oft gefragt ob ich ein Waffennarr bin.

Meine Antwort:

Für die einen ist es ein Narr für die anderen ein Experte!

Gut gesagt.

Man kann auch die Frage stellen, wer hier wohl der Narr ist?

Der,der die Waffen besitzt-oder der, der einen Bewaffneten einen "Narren" nennt ;-)

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Das Wort "Waffennarr", scheint eine rein "Deutsche" Erfindung der letzten Jahre zu sein, um "Waffenbesitzer" in die Ecke von Idioten stellen zu können.

Wenn ich mich nicht täusche, vernahm ich das Wort "Waffennarr" zum ersten mal aus "Hardys" Munde.

Seitdem, ist er für mich ein "Autonarr",...mit seinen alten Gurken....

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Einfach das Wort mal googeln - da gibt's spannende Dinge. Etwa, dass der Begriff teilweise schon "eingebürgert" wird:

http://de.wiktionary.org/wiki/Waffennarr

http://www.dwds.de/?kompakt=1&qu=Waffennarr

http://de.thefreedictionary.com/Waffennarr (hier spielt das Illegale als Definition mit rein)

In die Hitparade kommt man damit auch:

http://www.lyricsmania.com/waffennarr_lyrics_pure_hate.html

(hoffentlich/sicher nicht)

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Die Vergleiche zwischen Waffennarr, Autonarr und Pferdenarr sind echt gut.

Auto fahren fast alle, Pferde sind lieb, also ist nix dabei wenn da jemand ganz vernarrt ist.

Wenn jedoch ein LWB oder ein LSB ( Legalschießsportgerätbesitzer) an einen Waffennarren denkt. dann stellt er sich einen netten meist älteren Hernn vor, der Leuchtende Augen bekommt wenn er seine "Schätzchen" putzt und zu jedem Stück eine spannende Geschicht erzählt : für uns Fachpublikum plusgut.

Für Leute die schießen nur aus Kino und Schlagzeilen kennen hat das Wort " Waffennarr in den lezten Jahren eine Veränderung erfahren: Weg vom Liebhaber und Sammler hin zum illegalen Sammler von verbotenen Kriegswaffen und Sprengstoff - seit Lüttich noch gesteigert zum Psychpaten der mim Sturmgewehr und Handgranaten Meschen umbringt.

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Heutezutage kann man Google auf die Schnelle ganz interessante Dinge zur Geschichte von Wörtern herausfinden. Bei n-Grams sehen wir, daß die Popularität des Wortes "Waffennarr" in deutschen Veröffentlichungen seit 1963 oder so stetig zugenommen hat: Hier Zum Vergleich kann man auch sehen, daß der entsprechende Begriff "gun nut" sich seit 1970 ebenfalls steigender Popularität erfreut: hier Und ebenfalls zum Vergleich sehen wir, daß der Begriff "Pferdenarr" zwar schon lange in Gebrauch war, aber von 1950 bis 1970 sprunghaft populärer wurde: hier.

Wenn man dann Google Books nach konkreten Treffern befragt, ist der früheste Treffer ein Schmöker Der Muttermord und sieben andere Verbrechensstudien, den Hans von Hentig 1968 veröffentlicht hat. Darin ist die Rede von einem Bankräuber der "ein Auto- und Waffennarr" gewesen sei. Das Buch und sein Verfasser sind insoweit pikant, weil Hentig sich zwar früher wesentliche Verdienste ums Strafrecht erworben hatte, aber in den späten fünfzigern und danach sich Themen gewidmet hat, die eher pornographisches als juristisches Interesse haben, insbesondere eines Buchs, in dem er in farbenreicher Sprache darlegen wollte, warum lesbische Frauen zu jeder Art von Straftat neigten. Aus dem gleichen Jahr gibt es noch ein zweites Buch, das ebenfalls das Wort "Waffennarr" in bezug auf einen Gewohnheitskriminellen verwendet. Der dritte Treffer ist dann ein Buch, vermutlich nicht besonders populär, von 1970, Ich war königlich-preussischer Landrat, in dem der Verfasser erzählt, daß er zwar Jäger war, aber kein Waffennarr und deshalb nur eine Flinte und eine Büchse hatte.

Von da an geht's weiter. Interessant ist, daß Rudolf Augstein 1980 das Wort verwendet, um Franz Josef Strauß als schießgeilen D****n zu verunglimpfen: "Wen wundert, daß er ein Waffennarr ist, daß der Ehrensheriff von Dallas/Texas seine Smith & Wesson im Hosenbund und seine abgesägte Schrotflinte im Auto mitführt. Ganghofer, Karl May und Mario Puzo («Der Pate») lassen grüßen." So ähnlich geht es dann bis so zum Jahr 2000: Im zwanzigsten Jahrhundert wurde das Wort "Waffennarr" offenbar vorrangig für an Waffen interessierte Kriminelle gebraucht, gelegentlich auch positive für Waffenliebhaber, oder als Mischung zwischen diesem Polen für waffenliebende Trottel. Das ist vielleicht analog zum "Autonarren", der auch positiv, wenngleich aus Sicht mancher Leute vertrottelt, seinen historischen Wagen polieren kann oder aber ein aggressiver Raser sein kann, der seinen vielleicht gar gestohlenen Wagen als Waffe mißbraucht.

Ab genau dem Jahr 2000 gibt es dann eine Verschiebung der Wortes, und es wird nun oft im Zusammenhang mit "Amokläufen" u.Ä. benutzt: Hier Z.B. zielt ein Buch auf die Geschichte ab, daß der Vater eines "Amokläufers" "Waffennarr" gewesen sei und seine Waffen unverschlossen aufbewahrt und so den Amoklauf ermöglicht habe. Ein Buch Amok -- Kinder der Kälte erzählt gar, daß die "Identität als 'Waffennarr' im Verbund mit einer labilen psychischen Struktur durchaus eine gewisse Disposition zum Amokläufer ergeben kann."

Das alles ist natürlich keine wissenschaftliche Arbeit und auf die Schnelle dahingeschrieben, aber ich denke, das wesentliche Ereignis, das den "Waffennarren" vom vielleicht gefährlichen, vielleicht harmlosen alten Mann zum jungen Schulamokläufer gewandelt hat, war das Massaker von Littleton 1999. Mit diesem Massaker wurde dann Waffenbegeisterung, aber auch dunkle Mäntel oder eine Vorliebe für Heavy Metal oder was die Alten dafür halten, als Warnsignal für einen möglichen bevorstehenden Massenmord genommen. Das Wort "Waffennarr" wandelte sich in seiner Bedeutung, um diese Angst zu formulieren. Psychologisch erfüllt das ein Bedürfnis, weil es der Gesellschaft erspart, über die wirklichen Ursachen solcher Massenmorde mit anschließendem Selbstmord zu reden. Wenn man ernsthaft über die Ursachen solcher "Amokläufe" nachdenken wollte, müsste man sich an der eigenen Nase fassen und über Ausgrenzung von Sonderlingen, Schikane, alltägliche kleine oder große Gewalt an Schulen, "Mobbing" usw. reden, im eigenen Ort, an der Schule, auf die die eigenen Kinder gehen oder an der man selber unterrichtet. Das wäre natürlich furchteinflößend und unbequem. Einfacher und praktischer ist es da, aus den ohnehin schon toten Tätern von Littleton ein Sterotyp zu konstruieren, nämlich den "Waffennarren" der wenige Freunde hat, am Computer spielt, Metal hört und schwarz trägt, und gerade mit diesem Stereotyp Außenseiter weiter auszugrenzen--nämlich als "Waffennarren."

Das wurde jetzt länger als ich es bei meiner ersten Google-Suche geplant hatte. Nur meine 2 Eurocents.

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@pirat52: im englischsprachigen Raum gibt es noch den Begriff "Gun-Nut", und soweit ich das verstehe wird dieser von Waffengegnern ebenfalls verwendet, um Waffenbesitzer in die "irre" Ecke zu stellen.

Wird er, aber eher so wie "Waffennarr" vor 2000 in Deutschland gebraucht wurde: Ein etwas vertrottelter, übergewichtiger, weißer Mann, der im Unterhemd vor dem Fernsehapparat Dosenbier trinkt wenn er nicht auf alles schießt was in Wald und Flur kreucht und fleucht. "Amoker" klingt in "gun nut" eigentlich nicht an, eher noch die Furcht, daß er einen Passanten für einen Einbrecher hält und erschießt oder daß er seine Frau im Suff erschießt. Man kann, ebenfalls wie "Waffennarr" vor 2000, das Wort aber auch positiv verwenden.

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Ich denke, dass sich der Begriff aufgrund des potentiell darin innewohnenden negativen Anklngs und mangels anderer negativ belegter (und dabei gerade noch nicht beleidigender) Alternativen in den letzten Jahren geradezu inflationär verbreitet hat.

PS: ich hasse es auch, so bezeichnet zu werden.

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