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IGNORED

Erfurt und was alle daraus lernen können


tanzbaer

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wenn es jemand überhaupt wollte

aus der Welt von heute :

http://www.welt.de/data/2003/04/25/78453.html

Erziehung? Zu anstrengend

Eine politisch unkorrekte Suche nach der Ursache für das Massaker von Erfurt vor einem Jahr

von Jakob Hein

Eine Patronenhülse des Amokschützen

Foto: ddp

Am 26. April 2002 ging der Erfurter Robert Steinhäuser schwer bewaffnet in sein ehemaliges Gymnasium und erschoss dort so lange wahllos Menschen, bis er sagte: "Für heute ist genug, Herr Heise." Dann erschoss er sich selbst.

Ein Grund war schnell gefunden, wie immer, wenn der mediale Mund des Volkes nach Rache schreit. Wir brauchen schnelle, einfache Erklärungen wie Süchtige. Leider war Robert nicht drogensüchtig oder Satanist, und seine Eltern waren nicht arbeitslos. Eine andere Erklärung wurde benötigt.

Es lag an diesen verdammten Computerspielen. Vor 50 Jahren wäre es die Beatmusik gewesen. Geflissentlich wurde übersehen: Die meisten 18-Jährigen und praktisch alle Jungen haben heutzutage mindestens einmal solche (brutalen, Gewalt verharmlosenden) Computerspiele gespielt.

Ziemlich pünktlich zum einjährigen Jubiläum tritt in diesem Monat ein Gesetz in Kraft, das Verbreitung und Zulassung Gewalt verharmlosender Medien strenger regeln soll. Leider steht nicht im Text, wie dieses deutsche Gesetz angesichts der globalen Verfügbarkeit von Software im Internet durchgesetzt werden soll. Wohl kein Jugendlicher wird zu seinem Freund empört sagen: "Du hast verbotene Software auf deinem Computer. Ich gehe!"

Es wird sinnvoller sein, an der Ursache anzusetzen, denn immer neue Verordnungen gegen die Symptome sind wie der Kampf gegen die Hydra: Für jeden abgeschlagenen Kopf wachsen zwei neue nach.

Robert Steinhäuser war Gymnasiast und hatte trotz Klassenwiederholung die begründete Befürchtung, die Schule endgültig nicht zu bestehen. Am Gutenberg-Gymnasium begann er, häufig zu fehlen. Es wurde vermutet, dass er die ärztlichen Atteste gefälscht hatte. Er wurde aus der Schule herauskomplimentiert, an einer neuen Schule kam er nie an. Seine Eltern wurden nicht informiert, weil Robert ja schon 18 war.

In anderen Bundesländern bringen die Eltern ihre Kinder schon deshalb aufs Gymnasium, weil sie hier bei Nichtbestehen immerhin den Realschulabschluss erhalten. In Thüringen ging das nicht.

Für Robert war das Abitur offensichtlich zu schwer. So stand er nach 13 Jahren Schule vor dem Nichts. Es ist von einem Jugendlichen, nicht zu erwarten, dass er die Schule nur als Teil eines Lebens voller Zukunft sehen kann. Dass er sich freut auf das Lachen über die Schule in zehn Jahren. Er sah sich unweigerlich in den Abgrund fallen, und alles, was er glaubte, zu tun können, war, noch möglichst viele andere mit nach unten zu reißen.

Jetzt wurde das Thüringer Schulgesetz so geändert, dass auch dort die Gymnasiumsabgänger einen Realschulabschluss erhalten. Wir dürfen gespannt warten, welche zwei neuen Köpfe die Hydra erheben wird.

Vielleicht trauen wir uns einmal, unbequemere Antworten auf die Frage zu suchen: Wie konnte es so weit kommen? Wieso sah Robert nur die Alternativen Abitur oder Tod? Wieso ließen ihn Eltern und Lehrer in diese Sackgasse rennen? Wieso sahen alle zu, als sich ein Junge isolierte? Wie vielen solcher Jungen und Mädchen haben wir heute zugesehen?

Das böse Wort unserer Zeit ist längst nicht mehr Sex. Das böse Wort unserer Zeit heißt "Anstrengung", und es steht auf der anderen Seite der schillernden Medaille "Selbstverwirklichung". Den halben Tag verbringen wir damit, in uns hineinzuhören und nach unseren Bedürfnissen zu lauschen, die andere Hälfte damit, diesen Bedürfnissen nachzugehen. Habe ich gerade Lust auf einen Latte macchiato? Erfüllt mein Partner in allen Aspekten mein Idealbild oder muss ich mich sofort von ihm trennen? Bin ich täglich uneingeschränkt glücklich? Wo kann ich diese Schuhe kaufen?

Und ganz wichtig ist, dass man sich überhaupt nicht anstrengen muss. Immer locker drauf sein, schöne Urlaubsbräune durchs Büro tragen, viel lachen. Das dazu passende Lebensmodell ist der ausreichend enthemmte Schüler, der mit ein bisschen tanzen und ein bisschen singen Deutschlands "Superstar", also reich und berühmt wird. Fernsehbilder von der Lehrausbildung eines Werkzeugschlossers wären einfach nicht sexy. Arbeit kommt im öffentlichen Diskurs nur als "Endlich Urlaub" oder im Zusammenhang mit den Arbeitslosenzahlen vor.

Wir Erwachsenen hätten dieses schöne Spiel vielleicht noch eine Weile spielen können. Das Problem ist, dass es immerhin noch ein paar Kinder gibt. Und die werden erzogen, so oder so. Das können wir uns nicht aussuchen. Wir können nur entscheiden, ob wir sie mit Erziehung auf das wirkliche Leben vorbereiten wollen. Aber eine solche Erziehung ist anstrengend.

Kinder kommen nicht mehr einfach zur Welt, sie werden an der richtigen Stelle in den großen Selbstverwirklichungsplan eingebaut, häufig sogar als krönender Abschluss nach Traumberuf, -auto und -haus. Und es gibt bereits vor der Zeugung klare Vorstellungen über ihre Schullaufbahn und das erste Nettogehalt. So wird auch Robert ans Gymnasium gekommen sein. Und natürlich soll das Kind eine glückliche Kindheit verleben. Und wie in jeder Planwirtschaft funktioniert nichts davon.

Kinder werden groß durch Auseinandersetzung; als wichtigsten Gegenspieler hat die Natur die Eltern vorgesehen. Grenzen setzen, konsequent sein, "Nein" sagen gehört dazu. Mit unserem Selbstbild eines alles tolerierenden Freigeistes kann ein Kind überhaupt nichts anfangen. Und es macht sich auf die Suche nach unseren Grenzen. Wenn wir immer alles "toll" und "super" finden, nötigen wir unsere Kinder sozusagen dazu, unsere Hypertoleranz mit blutrünstigen Computerspielen endlich in die Knie zu zwingen.

Außerdem gibt es noch die Auseinandersetzung, mit unseren Werten und Normen. Dass unsere Gesellschaft weitgehend hemmungslos ichbezogen ist, wie sollte das einem Kind entgehen? Von morgens bis abends läuft der Fernseher und neben Fernsehserien, die Kinder meist als Fiktion erkennen können, sehen sie in den nicht-fiktiven Sendungen vor allem: wer, wann, mit wem. Geist- und skrupellose Raffzähne lassen sich dafür bewundern, dass sie so sind, wie sie so sind. Dreigroschenoper pur. "Lesen gibt mir nichts" oder "Ich war auch nie gut in Mathe" werden unter dem Johlen des Publikums abgefeiert. Dann werden die Kinder ins Bett gelegt, und weil die Erwachsenen noch selbst fernsehen müssen, wird eine Hörkassette eingelegt.

"Tue, was ich dir sage, tue nicht, was ich tue" - so geht Erziehung aber nicht. Wir müssen unsere Kinder kennen lernen und sie nicht als Projektionsflächen für unsere Träume missbrauchen. Wir können nicht aus Bequemlichkeit auf die Erziehung der Kinder verzichten und sie dann am 18. Geburtstag in das eiskalte Wasser des wahren Lebens fallen lassen. Wir alle müssen uns wieder mehr anstrengen. Ein bisschen mehr Auseinandersetzung im wahren Sinne des Wortes hätte Robert Steinhäuser sicher mehr genutzt als das Herumgeballere im Schützenverein, im Computer und zum Schluss in der Schule.

Artikel erschienen am 25. Apr 2003

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Sollte bei der Welt tatsächlich ein einzelner Journalist arbeiten, der noch in der Lage ist, sein Hirn zu benutzen, anstatt immer nur die alte 'Waffen weg' Laier zu wiederholen?

Dieser Artikel hebt sich erfreulich vom sonstigen Bild-Niveau der Welt ab. Das ist mir doch glatt einen Leserbrief wert.

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Ohne jetzt makaber sein zu wollen, wissen wir eigentlich, ob Steinhäuser ein "guter Schütze" war?

Hat ihm das Training in diesem Verein wirklich geholfen, die vielen Menschen umzubringen, oder hätte das nicht jedermann auch ohne "Ausbildung" geschafft? confused.gif

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Ohne jetzt makaber sein zu wollen, wissen wir eigentlich, ob Steinhäuser ein "guter Schütze" war?

Hat ihm das Training in diesem Verein wirklich geholfen, die vielen Menschen umzubringen, oder hätte das nicht jedermann auch ohne "Ausbildung" geschafft?


Davon gehe ich aus, zjmal man in dieser Situation nicht von gezielten Schüssen sprechen konnte, oder bleibt ein Opfer auf 25m ruhig stehen, damit er gut und konzentriert zielen konnte ?

Wohl kaum, alle Schüsse wurden garantiert auf kurze Distanz (bis maximal 10m) abgefeuert und da trifft jeder, ob geübt oder nicht !

Der Artikel ist super, er spiegelt genau das wieder, was bisher meine Meinung war und was ich bei div. Diskussionen ansprach!

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Der Artikel ist super, er spiegelt genau das wieder, was bisher meine Meinung war und was ich bei div. Diskussionen ansprach!


... eben bis auf den letzten Satz.

Da ist es wieder, das "in einen Topf werfen".

Nach meiner Erfahrung vermittelt das Sportschießen genau die gesuchten Eigenschaften, u.a. die Auseinandersetzung mit sich selbst, damit man den Kopf frei bekommt, sich besser konzentrieren kann und etwas trifft.

Übrigens: Was mich bei den ganzen Meldungen zum Jahrestag von Erfurt am meisten stört ist die Tatsache, dass nach wie vor die meisten von einem Amoklauf sprechen.

Die Bluttat des R.S. war jedoch nichts anderes als kaltblütig geplanter Mord.

Ronald

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Und was man aus Erfurt auch lernen konnte-was zum Glück geändert wurde, aber bisher kaum ins öffentliche Bewußtsein gedrungen ist: Das man nicht durch ein pervertiertes und jetzt als Folge dieser Tat geändertes Schulgesetz einem jungen Menschen j e d e Chance auf einen vernünftigen Abschluß ohne Abitur verbauen soll, auch wenn er am/im Gymnasium gescheitert ist!

W e r kann mit Sicherheit d i e Frage beantworten, ob es zu dieser Katastrophe gekommen wäre, wenn der verwirrte Junge noch irgend eine Chance gesehen hätte confused.gif

Man versucht die Schuld auf ein zu liberales Waffengesetz zu schieben icon13.gif - und verdrängt die Erkenntnis, daß ein zu restriktives Schulgesetz wahrscheinlich viel eher der Auslöser dieser Wahnsinnstat war frown.giffrown.gif

Mouche

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Man versucht die Schuld auf ein zu liberales Waffengesetz zu schieben - und verdrängt die Erkenntnis, daß ein zu restriktives Schulgesetz wahrscheinlich viel eher der Auslöser dieser Wahnsinnstat war


Genau. Das klang auch recht deutlich in dem sehr umfangreichen Bericht auf n-tv/RTL (man höre und staune!) an.

Ronald

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Der Aufsatz nimmt sich zumindest die Zeit, Probleme anzusprechen. Aber der letzte Satz wirft wieder alles in einen Topf.

Mir stößt an der ganzen Erfurt-Debatte schon seit einem Jahr ganz sauer auf, daß man die Opfer immer nur als Objekte registriert, denen etwas unmenschlich Schlimmes widerfahren ist. Bestenfalls der Mörder wird als Subjekt registriert - und, wie dies im heutigen D. leider üblich ist, hat man ja jede Menge Verständnis für ihn. Hätte er sich der Polizei gestellt, wäre er vermutlich mit 10 Jahren Jugendstrafe davongekommen, oder (mit einem guten Anwalt und Psychologen) mit noch weniger. So wie der junge Mörder, der vor zwei Jahren eine Lehrerin in Meißen mit über 30 Stichen mit einem Küchenmesser (keine Waffe lt. WaffG!!!) umbrachte.

Ich bin zutiefst davon überzeugt, daß die Opfer, die noch einige Minuten gelebt haben, sich gewünscht haben, eine Waffe zu haben, um den Mörder zu stoppen. Und ich bin genauso überzeugt davon, daß Steinhäuser weniger Leute hätte umbringen können, wären nur zwei oder drei Lehrer auch mit Pistolen bewaffnet gewesen und hätten zurückschießen können. Aber solche Überlegungen offensiv zu vertreten, dazu fehlte sogar dem fwr der Mut. Leider. So brennt man halt Kerzen an und hofft, daß der nächste Amoklauf noch lange auf sich warten läßt, denn nur das ist im heutigen D. "political correct". AZZANGEL.gif

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Bewaffnete Lehrer ?

Und w i e wär es - nur als Vorschlag - mit

bewaffneten Fahrstuhlführern

bewaffneten Eisen- und Straßenbahnschaffnern

bewaffneten ADAC Pannenhelfern

bewaffneten Kindergärtnerinnen

bewaffneten Straßenkehrern

bewaffneten....... au Mann - mir fallen noch Dutzende ein chrisgrinst.gifchrisgrinst.gifchrisgrinst.gif

Irgendwie sind wir doch von Laramie weit weg und sollten es auch bleiben rolleyes.gif

In Israel dürfte das Sicherheitsbewußtsein wohl am ausgeprägtesten auf dieser Welt sein - und die Anstrengungen und Erfolge sind sicher auf höchstem Niveau - aber ..... den Rest erleben wir fast täglich im Fernsehen!

Eine Katastrophe wie Erfurt ist durch nichts zu verhindern frown.gif-am allerwenigsten durch eine Komplettbewaffnung von Leuten, die das gar nicht wollen, dann auch mangels Interesse und Übung gar nicht richtig damit umgehen können.

Es macht sich ein unvermeidbares Restrisiko im Leben manchmal eben spektakulärer bemerkbar als das andere - aber ein Leben o h n e Restrisiko findest Du nicht!

Mouche

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Kleine Anmerkung :

Ein Amoklauf war das bestimmt nicht, sondern ein im Voraus geplanter Mehrfachmord bzw. "erweiterter Selbstmord", wie die Kripo das bezeichnet. Man muß sich in jeden Fall vor Augen halten, daß ein wirklicher Amokläufer komplett "austickt", also die Kontrolle verliert und sozusagen im Affekt handelt. Diese Handlung kann natürlich auf einen psychischen Defekt zurückgeführt werden.

R. Steinhäuser hatte bstimmt auch einen psychischen Schaden, aber die Kontrolle verloren hat er eben nicht.

Schließlich hat er in der Schule nicht einfach um sich geschossen, sondern ganz gezielt auf Lehrer (und andere Schulbedienstete!).

Die beiden Schülerinnen, die ebenfalls ums Leben kamen, wurden nachweislich durch eine Tür hindurch erschossen, die R. Steinhäuser offenbar gewaltsam öffnen wollte (soviel ich weiß).

Aufgrund dieser Tatsachen kann es sich eben nicht um einen Amoklauf gehandelt haben. Das sollte man bedenken.

Jedoch muß ich ehrlicherweise zugeben, daß mir dieser Umstand auch erst vor Kurzem klargeworden ist.

Borsig

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@Borsig: Siehe mein Posting weiter oben...

Spiegel-TV hat das in einer wirklich sehr guten Reportage zwischen Weihnachten und Silvester 2002, in der auch DTS zu Wort kam, ebenfalls so gesehen. Sie haben das Wort Amoklauf mit keiner Silbe erwähnt.

Nur zur Richtigstellung: Es handelte sich bei den beiden (durch eine verschlossene Tür) erschossenen Schülern um eine Schülerin und einen Schüler.

Ronald

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Es liegt wohl vor allem ein klares Versagen der Eltern vor. Wie kann es sein das verantwortungsbewusste Eltern von all Dem nichts bemerkt haben wollen. Laut Auskunft der Mutter habe Sie weder den Rausschmieß von der Schule, noch vom Eintritt in den Schützenverein und dem Kauf der Waffen und der Munition irgend etwas bemerkt. Die Mutter sagte in einer Reportage die Donnerstag oder Freitag auf NTV lief, das sie, als sie im Fernsehen von den Ereignissen in der Schule gehört hatte, noch so bei sich dachte hoffentlich ist der Junge jetzt nicht durchgedreht. Als sein Bruder dann in Roberts Zimmer nachschaute ob er irgend etwas hinterlassen hatte, fand er eine Sporttasche voller Munition. Das Zimmer hatte die Mutter schon länger Zeit nicht mehr betrette, weil "immer so eine Unordnung herschte". Das einzige was die Mutte bemerkt habe, waren die verrückten Videospiele die er immer spielte.

Ich persöhlich glaube nicht das Spiele dieser Art einen normalen Menschen in einen Massenmörder verwandeln können. Sie dienen wohl viel mehr als Ventil zum Ablassen der angestauten Aggressionen.

Wie sehr muß eine Familie aneinander vorbeileben das Sie von all dem überhaupt nichts bemerkt. Das Robert in dieser Familie keinen Ansprechpartner hatte finde ich nicht weiter verwunderlich.

Der Institution Schule und der Gesellschaft die Verantwortung in die Schuhe zu schieben finde ich jedenfalls nicht richtig, wenn schon im engsten Umfeld ein solches Desinteresse an dem Jungen herrschte.

Ich denke, das es sich in diesen Fall um einen von langer Hand vorbereiteten Suizid handelt. Der Entschluß zu dieser Tat entstand wohl nicht nur aus der Ausweglosigkeit in der sich Robert S. nach eigener Meinung befand, sondern auch aus einer Wut heraus auf alle die, die Ihn in diese Situation gebracht hatten.

Wenn aber irgend Jemand mal so verzweifelt ist das er seinen eigenen Tod ganz bewußt in Kauf nimmt um sein Ziel zu erreichen, kann man Ihn mit Gesetzesverschärfungen auch nicht aufhalten.

Robert S. muß wohl mit den Selbstmordattentätern, wie wir sie aus dem mittleren Osten kennen, verglichen werden. Gegen die gibt es bis heute keinen wirksamen Schutz, obwohl z.B. die Israelis ständig damit rechnen.

Hätte Robert S. seine Waffen nicht über den Schützenverein besorgen können, wäre er mit Sicherheit auf anderem Wege in Besitz von dann wahrscheilich illegalen Waffen gelangt. Welche Strafandrohung hätte ihn davon abhalten können, wenn er am Ende seiner Tat den eigenen Tod sowieso als unvermeidlich gegeben sah.

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Zustimmung. Amokläufe sind mit Terrorismus gleichzusetzen- sowohl in ihrer Wirkung auf die Gesellschaft wie auch in ihrer Unverhinderbarkeit. Mit Ausnahme der Situation in Israel könnte man auch sagen, daß beides relativ seltene Taten sind. Es bleibt der Gesellschaft überlassen, ob sie aufgeklärt-rationalistisch darauf reagiert oder hysterisch. Leider wurde in den europäischen Gesellschaften der Mythos genährt, daß der Staat alle schützen könne und Sicherheit nur eine Frage von einem mehr an Gesetzen und Kompetenzen für die Exekutive sei. Den Preis der Freiheit in einem liberalen Rechtsstaat zu zahlen, sind offensichtlich immer weniger Bürger und Politiker bereit. Nur ist die Frage- ist die Alternative wirklich lebenswert?

MfG

Cato

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Hallo Mouche,

ich gebe Dir ja recht.Wer nicht will und wer mit einer Waffe nichts anfangen kann, der sollte auch keine führen. Aber wer will und damit umgehen kann, dem sollte die Möglichkeit gegeben sein. Wenn ich mir die n-tv-Doku von gestern 22.00 überdenke, in der sehr präzise aufgezeigt wurde, wie überfordert und hilflos sich die Erfurter Polizei bei diesem Amoklauf verhalten hat, dass Lehrer über Stunden auf dem Gang verblutet sind, weil die Polizei keine Notärzte reingelassen hat, dann sollte allein die Chance, solch einen Mörder im Notfall zu stoppen, das Recht für jeden der will und dazu befähigt ist, rechtfertigen, scharfe Waffen zu führen. Beamtete Lehrer sind - mehrfach überprüft - zweifelsohne solche Vertrauenspersonen, denen man durchaus Waffen anvertrauen sollte. Eben weil die Polizei in Erfurt ihre Unfähigkeit drastisch unter Beweis gestellt hat! ... und im Übrigen ohnehin meist zuspät vor Ort ist, wofür sie nix kann, denn es liegt in der Natur der Sache mad1.gif

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Hi Leute,

Soweit ich mich erinnere, wurde der Massenmord an einer Schule mit Flammenwerfer und Lanze in den 60ern durch einen bewaffneten Zivilisten beendet, der zufaellig in der Naehe war. Lutz Moeller muesste mehr dazu wissen.

Gruss, Frank

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In Antwort auf:

Hi Leute,

Soweit ich mich erinnere, wurde der Massenmord an einer Schule mit Flammenwerfer und Lanze in den 60ern durch einen bewaffneten Zivilisten beendet, der zufaellig in der Naehe war. Lutz Moeller muesste mehr dazu wissen.

Gruss, Frank


So weit ich weiß, war der Zivilist ein benachbarter Kleingärtner, der mit seinem KK-Gewehr den Angreifer mit einem gezielten Schuss ins Bein handlungsunfähig machte.

Gruß Habakuk

im FWR

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So weit ich weiß, war der Zivilist ein benachbarter Kleingärtner, der mit seinem KK-Gewehr den Angreifer mit einem gezielten Schuss ins Bein handlungsunfähig machte.

Gruß Habakuk


Und was hat der Mann dafür bekommen ?

Eine Medaille um oder ein Strafverfahren an den Hals ?

Gruss

Christian

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@Saxon

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Beamtete Lehrer sind - mehrfach überprüft - zweifelsohne solche Vertrauenspersonen, denen man durchaus Waffen anvertrauen sollte.


Wenn ich den Vater meiner Ex sehe, würde ich ihm nicht einmal Kinder anvertrauen !

Hinzu kommt, daß er im illegalen Besitz eines KK Gewehrs ist, allerdings ist das Ding dermaßen verrostet und vergammelt, daß man damit nicht mehr viel anfangen könnte !

Er ist einer der Lehrer, dem das Schiksal seiner Schüler sonstwo vorbei geht.

Er hat sogar einige Zeit seine älteste Tochter verprügelt, weil sie eine 3 mit nach hause gebracht hat !

Also vergiß das mal ganz schnell wieder, ich bin eh der Meinung, das Lehrer zu unrecht Beamte sind !

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Es liegt wohl vor allem ein klares Versagen der Eltern vor. Wie kann es sein das verantwortungsbewusste Eltern von all Dem nichts bemerkt haben wollen.


Nana, wenn Du da mal nicht etwas voreilig urteilst. Erwachsenen Kindern blickt man auch als Eltern eben nur vor den Kopf.

Wollen wir jetzt alle das Geheule mit der schlimmen Kindheit des Robert S. anstimmen? Das ach so schlechte Elternhaus? Die gemeinen Lehrer? Zieht außer mir vielleicht noch jemand die Möglichkeit in Betracht, daß der Bursche schlicht eine schwerstkriminelle Ader in sich trug oder einen "Ratsch im Kappes" hatte?

Bloß weil jemand erst 18 ist, ist er doch nicht der "bessere" Kriminelle, dessen ach so schwere Jugend bei der Beurteilung seiner Taten irgendwie Beachtung finden muß. Ist zumindest meine Meinung.

In einem Punkt gebe ich Dir Recht: es trägt negativ zur Entwicklung eines Kindes bei, wenn beide Eltern in egozentrischer Weise beschließen, sich auf jeden Fall weiterhin im Berufsleben "selbst zu verwirklichen". Ich will jetzt kein Geschlecht besonders negativ herausstellen. Meine Frau z.B. hat entschieden, Mutter sein als ihre Berufung und Selbstverwirklichung zu sehen. Und das dies nicht jede Frau so entscheidet, liegt nicht nur daran, daß unsere Gesellschaft nicht bereit ist, bewusste und verantwortungsvolle Mutterschaft finanziell zu entlohnen...

Ein Gast

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  • 2 Wochen später...

In Antwort auf:

Es liegt wohl vor allem ein klares Versagen der Eltern vor


Nur wegen 1em Versagen passiert noch lange kein Massenmord!

Hierhaben viele versagt(alle)!

Die Eltern haben natürlich mehrere Fehler gemacht.

Daß sie keine Beziehung zu ihrem Kind hatten, und deshalb nichts mitbekommen haben ist schon eine schlimme Sache.

Sie waren eben nicht für die Elternaufgabe ausgebildet, so wie fast alle Eltern. Erziehung in Deutschland ist immer noch glückssache.

Dann haben die Eltern ihr Kind überfordert - Er war zunächst wohl in einer niedereren Schule (Hauptschule/Realschule) wurde dann aber wegen des dortigen Gewaltpotentials von seinen Eltern auf das Gymnasium gebracht.

Hier war er natürlich überfordert.

Da hat er dann die Lehrer provoziert (lt. Mitschülerin).

Die Lehrer haben diesen Kindlichen Hilfeschrei natürlich nicht verstanden, weil sie dafür nicht ausgebildet sind und außerdem auch nicht einsehen Überstunden für spezielle Problemkinder zu machen.

Auch die Mitschüler hatten natürlich keine Lust ihm zu helfen, weil man sich ja mit der neuen Ellenbogenmentalität gerade angefreundet hat.

Auch sein Fußballtrainer fand wohl keinen Zugang zu ihm und konnte ihm also auch nicht helfen.

Als dann die Geschichte mit den gefälschten Attesten aufkam war das eine willkommene Gelegenheit sich von dem ungeliebten Schüler zu trennen. Ich habe mich oft gefragt, warum die Schule bei dem angeblich ersten Vorfall mit diesem Schüler gleich die härteste Strafe anwendet und sich dabei nicht mal traut mit den Eltern darüber zu reden.

Also ging er zum Schützenverein um sich eine Waffe zu besorgen. Auch hier haben die Schützenkameraden versagt, da sie seine Absicht nicht herausbekommen haben.

Bei dem Waffenkauf versagte der Amtsmitarbeiter.

Bei der Tat selbst versagte die Polizei und danach bei der Aufklärung der Bürgemeister.

Es gab viele Gelegenheiten diesen Amoklauf zu verhindern. Aber alle haben weggesehen und gehofft, daß nichts passiert.

Und jetzt wird genau so weitergemacht (abgesehen von der Schulgesetzänderung). Nach der Tat hat ein Lehrer den Täter als unauffälligen, intelligenten Schüler beschrieben. Da wußte ich, daß dort etwas völlig verkehrt läuft.

- ein Intelligenter Schüler besteht das Abitur nicht und ein unauffälliger Scüler wird von der Schule verwiesen ! gaga.gif

Auch sicher ist, daß man die Tat nicht durch ein schärferes Waffengesetz verhindern hätte können, genausowenig wie das Computerspieleverbot.

Gruß

Mc Veit

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