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IGNORED

Brasilien lockert Waffenrecht


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Geschrieben
Gerade eben schrieb BigMamma:

Für alles andere kennt der 32 STGB keine Verhältnismäßigkeit, weder beim Abwehrmittel, noch beim Abwehrlevel.

Es gibt keine Verhältnismäßigkeitsprüfung, allerdings wird geprüft, ob die Verteidigungshandlung erforderlich war (d.h. es gab keine mildere mit gleichen Erfolgsaussichten und gleichem Risikoniveau).

Geschrieben

Diese Abschätzung muss aber nicht der Angegriffene im Moment des Angriffes machen, diese das Risiko für sich selbst erhöhende Maßnahme, ist dem Angegriffenen nicht zuzumuten. Wie gesagt, exklusiv krassem Missverhältnis, siehe oben. Dazu gibt es auch zig Kommentare in den einschlägigen Publikationen.

Geschrieben
vor 13 Stunden schrieb Flohbändiger:

Und da kann mir auch keiner erzählen, das die Zahl der Toten durch Schusswaffen nicht im Zusammenhang mit der Gesamtzahl an Waffen in privater Hand steht.

Offensichtlich tut sie das. Die Anzahl von Toten durch Ski ist auch in Österreich höher als in Schleswig-Holstein, und die Anzahl von Toten durch die U-Bahn ist in München höher als in Tutzing. Das ist aber eine völlig bedeutungslose Kategorie.

 

Es sind ja nicht Tote durch einen bestimmten Gegenstand als Mittel ein größeres Problem als durch einen anderen Gegenstand. Wenn man sich nun aber die Suizidrate anschaut, die eine großen Teil der "Schußwaffentoten" ausmacht, dann ist die in Amerika etwas höher als in Deutschland und ungefähr auf dem Niveau des sehr friedlichen und schönen Islands, welches auch ein sehr großzügiges soziales Netz hat. Es liegt wohl auch nahe, daß ein gewillter Suizident, der Zugang zu einem Bahnhof hat, aber nicht zu einer Waffe, eher den Bahnhof nimmt, einer mit Waffe ohne Bahnhof eher die Waffe. Jedenfalls ist es offensichtlich illusorisch, Suizid durch die Wegnahme aller geeigneten Mittel verhindern zu wollen--damit würden ganze Länder zu geschlossenen Abteilungen. Wenn man sich die Mord- und Selbstmordraten unter vergleichbaren demographischen Gruppen hernimmt, dann nehmen sich da Amerika und verschiedene europäische Länder eh nicht so viel.

 

Außerdem sind diese Zahlen auch für "Schußwaffentote" irreführend. Die Mehrzahl der "Schußwaffentoten" seit Einführung der Schußwaffen wurden nämlich in staatlichen oder staatlich organisierten Taten getötet, und zwar selbst dann wenn man "legitime" Kriegstote nicht mitrechnet. Deutschland hat dazu einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet. Weil sich solche Aktionen normal in kurzen Zeitabschnitten gehäuft abspielen muß man da längerfristige Zahlen hernehmen. In den letzten hundert Jahren kommst Du damit für Deutschland und von Deutschland beherrschte Gebiete locker auf viele Millionen "Schußwaffentote", und der Gedanke ist jedenfalls nicht unplausibel, daß solche Ereignisse weniger wahrscheinlich oder weniger "erfolgreich" sein könnten, wenn wenigstens einige der intendierten Opfer in der Lage sind zurückzuschießen.

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Geschrieben
vor 14 Stunden schrieb Flohbändiger:

 Die USA haben viermal so viele Einwohner wie Deutschland, besitzen aber 60 mal so viele registrierte Waffen wie die Deutschen und haben knapp 50 mal so viele Tote durch Schusswaffen pro Jahr. Da soll jetzt kein Zusammenhang bestehen?
 

In der USA wirst du aus dem Gefängnis entlassen, fährst in's nächste Bundesland mit einer Gun-Show und ohne Background-Check bei privaten Verkäufen und deckst dich für deine Gang in Chicago mit Waffen ein. Dazu das Verbot der elektronischen, nationalen Waffenverfolgung und und und. Die meisten Täter und Toten in den US und A sind Gangmitglieder die sich oft auf diese Art und Weise ausstatten.

 

In Deutschland geht nichts ohne Vorantrag für den behördlichen Antrag. Dazu das nationale Waffregister, Sicherheitsüberprüfung, Hausbesuche, Tresorpflicht etc.

In Österreich erhalten Bürger nach Kurs eine Flinte zur Heimverteidigung, in der Schweiz nimmt fast jeder seine Kriegswaffe mit nach Hause und in Tschechien dürfen Waffebesitzer Kurzwaffen verdeckt führen. Viel einfacher als bei uns, aber trotzdem keine "amerikanischen Verhältnisse".

 

Schaut man in Amerika mal nicht auf die Gangviertel, fällt auf, dass Waffenscheine/Concealed-Carry-Permits dort von gesetztestreuen Bürgern verantwortungsbewusst genutzt werden.

In der Theorie kann schon jetzt jeder Deutsche eine Waffe besitzen, sofern er sich die Mühe macht. Macht sich aber fast keiner. In der Schweiz dauert der Waffenerwerb für jeden Zivilisten keinen Monat. Bedürfnisfrei!

Mit einer liberaleren Ausgabe von Waffenscheinen wird es nicht zu einer Überflutung unseres Landes durch Waffen kommen. Aber das der Wunsch nach mehr Schutz/Gefahrenabwehr besteht, erkennt man eindeutig an den Zahlen der kleinen Waffenscheine. (Ende 2015: 286.000, aktuell 610.937) - Es kommt zwar zu mehr Meldungen von Vollidioten die Pfefferspray im engen Raum ausprobieren, aber eine Zunahme an Missbräuchen mit Schreckschusswaffen bleibt aus.

Der gesetzestreue Bürger muss beim Tragen seine Tätigkeiten nach der Waffe richten (kein Alk, keine öffentl. Feste, kein Diskobesuch etc.), ist zu verdeckender Kleidung gezwungen (Weste, Jacke, hautenge Spezialkleidung) und darf streng genommen auch nicht ordnungswidrig auffallen. Den Kriminellen aus dem deutschen Problemviertel interessiert das alles nicht.

 

Es geht in der Sache um unmittelbare Gefahrensituationen, wo nach Notrufabgabe die Polizei erst nach Minuten eintrifft. Ja, der Staat hat das Gewaltmonopol. Das ist gut so und muss auch so bleiben. Aber in den ersten entscheidenen Sekunden einer Straftat bleibt der Staat nun mal machtlos. Das die Notwehr mit Waffe nach deutschem Recht aber rechtens ist, haben manche Urteile schon bewiesen.

 

Sollte der Deutsche jemals einen Waffenschein erhalten, wird er alles dafür tun, die Waffe nie einzusetzen. Niemand hat Interesse, sich mehrere Jahre in deutschen Gerichtsverfahren wiederzufinden. Aber wenn ich damit mein Leben oder das eines anderen schützen kann? Lieber einen WS haben und nicht brauchen als brauchen und nicht haben.

Geschrieben (bearbeitet)

Es ist schon interessant, wie mit dem unsinnigen Vergleich völlig unterschiedlicher Populationen (Einbrüche Berlin vs Einbrüche Gesamtschweiz) und dem Heranziehen völlig irrelevanter Größen (Tote durch Schusswaffenge- und -mißbrauch statt Delikte gegen Leben, Gesundheit, Freiheit, sexuelle Selbstbestimmung, Raub und Einbruchdiebstahl) versucht wird, etwas zu belegen, was es nicht gibt.

 

Da zur Kausalität zwischen legalem Feuerwaffenbesitz und gewaltbezogener Kriminalität keine Experimente stattfanden und wohl auch nie stattfinden werden, sind das Aussagekräftigste was verfügbar ist, Untersuchungen zu Situationen, die Quasi-Experimenten möglichst nahe kommen.

  • Ein Vergleich zwischen Populationen verbietet sich hier daher quasi von vorne herein. Selbst ein Vergleich zwischen nördlichen Bodenseeanrainern vs. südliche Anrainern bei einer sozioökonomischen Schichtung wäre bereits aufgrund möglicher Effekte des Versicherungsrechts- und -niveau sowie des Steuerrechts und kulturhistorisch unterschiedlicher Staats- und Demokratieerfahrungen hoch problematisch.
  • Vergleiche sollten daher nur populationsintern erfolgen - also durch den Vergleich der selben Population über unterschiedlichen Waffenbesitzvariablen in verschiedenen Zeiträumen, bei möglichst gleichbleibenden anderen Variablen. Wenn die möglichen sonstigen unabhängigen Variablen, die sich auch die abhängige Variable Gewaltkriminalität auswirken könnten, möglichst stabil sein sollen, sollte der zeitliche Unterschied der Zeiträume möglichst gering sein. Andererseits benötigt selbstverständlich auch die modifizierte Variable zum legalem Waffenbesitz Zeit, um Wirkung auf die abhänge Kriminalitätsvariable zu erzeugen, und oft liegen auch die Dokumentationen der Ausprägungen der abhängigen Variablen nur in Jahreszeiträumen oder gar länger vor.

 

Die einem Quasi-Experiment bisher am nächsten gekommene, dokumentierte Situation ist m.W. immer noch der Vergleich von Kennesaw, GA, vor der berühmten Waffenrechtsänderung mit Kennesaw nach der Waffenrechtsänderung, da hier zur gleichen Zeit keine weiteren unabhängigen Variablen geändert wurden, die sich auf die abhängige Kriminaltätsvariable auswirken könnten. Die formelle Verschärfung des Waffenrechts in Kennesaw mit der Pflicht zum Feuerwaffenbesitz, sollte nur ein politischer Protest sein. Dass infolge der Pflicht zum Feuerwaffenbesitz die Kriminalität drastisch zurück ging, überraschte - zumal von offizieller Seite glaubhaft berichtet wurde, dass gerade auch durch großzügige Ausnahmen von der Besitzpflicht in dem formell verschärften Waffenrecht, sich der legale Besitz von Feuerwaffen praktisch nicht geändert hatte. Jedoch erfolgte durch die Medien eine massive Berichterstattung über die Pflicht zum Besitz von Feuerwaffen in Kennesaw. Dieses legt nahe, das gar nicht der nominelle, legale, private Besitz von Feuerwaffen sich auf die Kriminalität auswirkt, sondern die Vorstellung, die die potentiellen Kriminellen von der Wehrhaftigkeit ihrer potentiellen Opfern haben.

 

Ähnliches wäre auch von der Waffenrechtsänderung in Brasilien zu erwarten. Nicht eine eventuelle Änderung der Anzahl der legal privat besessenen Feuerwaffen wird sich auf die Gewaltkriminalität auswirken, sondern die geänderten Vorstellungen bei den Kriminellen und potentiellen Tätern, die durch diese Waffenrechtsänderung und die nationale Berichtserstattung erzeugt werden. Ein Effekt sollte daher vor allem in der sozioökonomischen Mittelklasse zu beobachten sein. Der wirtschaftlichen Unterklasse werden die Ressourcen für ein wirksames Training mit Feuerwaffen fehlen. Andererseits sind für sie nach dem "nothing left to lose" - Postulat auch bisher die Kosten eines illegalen Besitzes von Feuerwaffen schon gering gewesen. Die sozioökonomischen Oberklasse lässt sich bereits durch hochwertige Technik und bezahlte Profis schützen. In beiden Fällen sollte es zu keinen nennenswerten Änderungen bei den Vorstellungen der Kriminellen über die Wehrhaftigkeit ihrer potentiellen Opfer führen. Es könnte sogar durch Verschiebungseffekte weg von der Mittelklasse hier zu mehr Kriminalität kommen.

 

Euer

Mausebaer :hi:

 

Bearbeitet von Mausebaer
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Geschrieben
vor 20 Stunden schrieb Flohbändiger:

Die USA haben viermal so viele Einwohner wie Deutschland, besitzen aber 60 mal so viele registrierte Waffen wie die Deutschen und haben knapp 50 mal so viele Tote durch Schusswaffen pro Jahr. Da soll jetzt kein Zusammenhang bestehen?

Wenn man nichts von Statistik versteht sollte man tunlichst es lassen so zu tun und als Depp sich zu outen.

 

Korrelation kann man nicht gleichstellen mit Kausalität ist das erste was jeder im Statistik Seminar in der ersten Stunde lernt.

 

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Geschrieben

... und seit wann gibt es in den gesamten USA registrierte Waffen? :huh:

 

Das ist doch eine der statistischen Herausforderungen, dass in den USA nicht überall die legal besessenen, privaten Feuerwaffen registriert werden. :teu38: Darum wird in Studien regelmäßig auf Hilfsgrößen wie die Kumulation von national vertriebene Feuerwaffen der Hersteller plus offizielle Importe, Background Checks, Jagdlizenzen oder Suiziden mit Feuerwaffen zurückgegriffen. :rtfm:

 

Euer

Mausebaer :hi:

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