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IGNORED

Langwaffenerwerb vor 1972 in D


Schwarzwälder

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Immer wieder liest man unterschiedliches zum Langwaffenerwerb vor 1972 in D:

1. Galt der bedürfnisfreie Erwerb nur für einschüssige Langwaffen oder auch für Repetierer? Gab es Kaliberbegrenzungen?

2. Gelegentlich hört man auch, dass KK-Selbstlader frei gewesen sein sollen - stimmt das?

3. Wie war das mit den Flinten?

4. Gab es für diese Waffen reguläre Waffenbesitzkarten oder Registrierungskosten/-pflicht?

Wäre für künftige waffenrechtliche Diskussionen/Schreiben an Politiker etc. wirklich interessant zu wissen.

Vielen Dank!

Schwarzwälder

Geschrieben

Nach meiner Erinnerung waren damals Langwaffen-also Flinten,Büchsen,Repetiergewehre, KK HA und ich meine sogar die älteren GK HA für über 18 jährige frei erwerblich.

WBK für diese frei erwerblichen Waffen gab es nicht.

Die Grüne für KW gab es schon, die Gelbe kam erst später für die LW heraus.

Ob irgendwelche Langwaffen-vielleicht moderne HA etc. verboten waren kann ich mich nicht erinnern.

EINS allerdings ist unvergessen: Trotz dieses völlig ungeregelten Zustands,herrschte weder Anarchie noch Chaos in D tongue.gif - und die Sicherheitslage war bis zum Auftreten der BM-Chaoten geradezu idyllisch wink.gif-gemessen an heutigen Verhältnissen cool.gif

Mouche

Geschrieben

Hallo Schwarzwälder,

zu Deiner Frage von vor dem GAU:

1. Langwaffen und deren Munition war frei erwerbbar durch über 18 Jährige. Also auch KK-Selbstlader.

2. WBK gab es keine, d.h. auch keine Anmeldepflicht.

3. Waffenscheine wurden an Mitbürger erteilt die z.B. mit Wertsachen (z.B. Reisende in Sachen Juwelen) unterwegs waren. (In unserer Firma lag bei dem Sachbearbeiter der Kasse eine Astra 9Para unter dem Tresen, die er mit zur Bank nahm wenn er die guten alten DM ablieferte.)

4. Kurzwaffen und deren Munition konnte von Jagdscheininhabern ohne Begrenzung und ohne Anmeldung erworben werden.

5. Unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fielen die meisten gegenwärtig erhältlichen Repetiergewehre und Selbstlader. Da ging ohne Änderung des Visierschiebers und entfernen der Bajonettwarze bei Repetierern nichts. Selbstlader waren tabu.

Geschrieben

freiheit ist relativ: der k98 war seinerzeit noch kriegswaffe!

schwarzwälder: die unterschiedlichen auskünfte, die man für das waffenrecht vor dem in-kraft-treten des waffengesetzes bekommt, rühren wohl hauptsächlich daher, dass das waffenrecht seinerzeit noch ländersache gabe, also z.b. bayerisches, hessisches, ... waffenrecht; die regelungen waren unterschiedlich.

Geschrieben

In Antwort auf:

freiheit ist relativ: der k98 war seinerzeit noch kriegswaffe!


...und den Murmeln dazu mussten vor dem Verschießen die Spitzen gekappt werden.... crying.gif

Gruss

Christian

Geschrieben

....falcon hat es wohl wieder mal getroffen wink.gif

denn K 98 waren in Württemberg problemlos erhältlich!

Ich erinnere mich da sehr genau daran, die Mutter eines Freundes auch - und vielleicht sogar der Flaschner der den unerwarteten Auftrag bekam, in einem neuen Haus gleich wieder einen Heizkörper auswechseln zu dürfen chrisgrinst.gif

Was müssen Hausfrauen auch immer Dinge abstauben, von denen sie nix verstehen rolleyes.gif

Tja,ja blush.gif-war schon eine etwas sorglosere Zeit - und der Jung durfte auch hinterher keinen geladenen und gespannten 98er mehr über sein Bettchen hängen - seine Mutti war total dagegen tongue.gif.

Aber wenn man damals richtig wink.gif wohnte, hatte "man" das Teil griffbereit und machte den Elstern vor dem Fenster das Leben schwer chrisgrinst.gif.

Zugegeben: Es war weder sach- noch jagd- noch sonstwie gerecht grin.gif,es war leitsinnig und unverantwortlich wie ich heute ganz klar sehe icon13.gif - aber irgendwie brauchten die Kids vom Lande damals halt auch ihren Spaß und wer in dem Alter keine Dummheiten macht - ist wohl auch net normal tongue.gif

Mouche

Geschrieben

In Antwort auf:

Selbstlader waren tabu.


Schluck? eek2.gif Also keine SL ausser KK? Auch keine SL-Flinten?

Dann haben wir aber durchaus mehr Freiheiten - heute.

Oder waren GK-SL auf besonderen Beduerfnisantrag von Sportschuetzen dann aehnlich den KW doch erwerbbar und das SL-Verbot galt nur fuer den beduerfnisfreien Erwerb?

Warum die Bundeslaender solche Unterschiede machten verstehe ich auch nicht ganz, wenn einzig das Kriegswaffenkontrollgesetz entschied, welche Waffen denn nun Kriegswaffen sind - das sollte doch bundeseinheitlich gelaufen sein (Ausnahme Berlin natuerlich, da war ja wohl alles bei Todesstrafe verboten tongue.gif ).

Schoenen Dank aber schon mal an alle, smile.gif

Schwarzwälder.

Geschrieben

"Dann haben wir aber durchaus mehr Freiheiten - heute"

von wegen - zusätzlich zu all den schon genannten Freiheiten konnte man Kurzwaffen und alles was es sonst nur auf Erwerbschein gab IMPORTIEREN:

Für diese Importgenehmigung war eine andere Behörde zuständig - und die forderte keinen Bedürfnis-Nachweis wie das Landratsamt beim Erwerbschein(so hieß der damals)-Antrag...

so konnte man also z.B. eine Scorpion importieren da sie nicht in der Kriegswaffenliste stand und selbstverständlich alle anderen Kurzwaffen ... mit der Importgenehmigung holte man dann das Zeugs vom Zollamt ab und sobald man es in der Hand hielt war es genehmigungsfreier Besitz

Für Jäger z.B. waren auch Mauser oder Astra Reihenfeuer auf Jagdschein erhältlich und HK41 waren "Langwaffen" ...

Was die Unterschiede in den Ländern betraf - völlig uninteressant. Vorderladerrevolver waren z.B. nur in Hessen oder Bayern frei - dort hatte ein vernünftiger Händler dann halt einen Briefkasten oder man bestellte einfach per Post.

ach ja, und was das Transportieren anbetraf ... Papiertüte drum und los ging´s ... Probleme hätt´s dann erst bei Szenarien à la Getaway gegeben ;-):-)))))

zum Glück sind diese anarchistischen Zustände heute aber vorbei (ehe sich jetzt wieder einer nachträglich noch in die Hosen sch..... )

afa

Geschrieben

In Antwort auf:

ach ja, und was das Transportieren anbetraf ... Papiertüte drum und los ging´s


Hallo Freunde von Pulver und Blei,

1968: Ich kaufte mir 1968 ein KK-Selbstladegewehr mit ZF und wohnte in meiner Studentenbude in einer Südwestdeutschen Stadt. 5.OG unterm Dach. Wenn ich sonntags zum Schießen ging, stopfte ich mir ein paar Schachteln Munition in die Tasche und nahm mein Gewehrchen unter den Arm. Treppe runter. Freundliche Mitbewohner. "Na, gehn wir wieder Löcher schießen?" Keine Panik im Treppenhaus, man kannte sich ja. Das Gewehrchen auf den Rücksitz meines altersschwachen VW und eine Decke darüber die so befestigt war, dass sich beim Bremsen mein Gewehrchen nicht verirrte.

Fahrzeugkontrolle. Der Gewehrkolben schaute gut sichtbar unter der Decke hervor. Neben der üblichen Kontrolle der Papiere nun aus dem Gedächtnis zitiert:

"Was ham se denn damit vor?" Zeigt auf den Rücksitz.

"Ich fahre zum Schießstand nach xxxxx!"

"Was issn das fürn Ding?"

Ich schlage die Decke auf und zeige es ihm. Zweiter Beamter kommt näher und mustert mein Gewehrchen ebenfalls.

"Schöner Schaft! Darf man fragen, was das gekostet hat?"

Ich gab Auskunft.

"Hab schon lange vor, mir auch so was anzuschaffen!

Ist der (Halbautomat) auch zuverlässig? Keine Störungen und so?"

Ich kürze die Sache ab, so etwa lief das Gespräch und ich durfte unbehelligt weiter fahren.

Ich muss aufhören, mir kommen die Tränen, wenn ich an diese Zeiten denke. rolleyes.gif

Gruß Habakuk

im FWR

Geschrieben

@Habakuk

genauso wars !

Selbst noch zu Zeiten der RAF bin ich mit dem unverpacken 98er auf dem Rücksitz ( war ein langes Gewehr, das nicht in den Kofferraum wollte) in eine Kontrolle gekommen.

Der Beamte mit MP warf einen kurzen Blick auf das Teil, erkannte messerscharf, daß es sich nicht um eine Terroristenwaffe handelt und wünscht mir noch viel Spaß.

Wie ist es nur möglich, daß sich eine Gesellschaft so rapide verändert?

Geschrieben

Tja,das liegt allein an der Politik,und den Innenministern!

Die wollten die Angst der Bevölkerung mindern(RAF),und haben eben,wie immer,..... kollektiv saktioniert!

Und es wird weiter gehen,...die saktionierungen,...nur um Psychische Sicherheit vorzugaukeln!

Geschrieben

Hallo,

auch Kleinkaliberpistolen und -revolver waren frei verkäuflich und wurden in Versandhauskatalogen angeboten.

Auch an die Keinanzeigen in verschiedenen Tageszeitungen

kann ich mich gut erinnern: Selbstladegewehre in .22 kurz, .22lfB und .22 Magnum

etc.

Geschrieben

In Antwort auf:

Tja,das liegt allein an der Politik,und den Innenministern!

Die wollten die Angst der Bevölkerung mindern(RAF),und haben eben,wie immer,..... kollektiv saktioniert!

Und es wird weiter gehen,...die saktionierungen,...nur um Psychische Sicherheit vorzugaukeln!


Wahrscheinlich ist´s wirklich so, wie Moore in "Bowling for Columbine" beschreibt: Die Medien erzeugen eine unbestimmte, diffuse Angst gegen alles: Ausländer, Waffenbesitzer, Hundebesitzer, Pizzaesser etc. usw.

Daraufhin muss die Politik mit Anlassgesetzgebung reagieren, um sich im ängstlichen Volk populär zu machen, worauf die Medien lustig weiter schüren und dann die Politik wieder... usw...usw... kotz.gif

Geschrieben

Hallo Reini,

Kleinkaliberkurzwaffen waren nur für Jagd- und Waffenscheininhaber frei. Andere brauchten einen Waffenerwerbsschein. Die Schützen kauften die Waffen gelegentlich in Begleitung eines Jägers. Der Besitz selbst war frei. Bei Verkäufen unter Privaten kümmerte sich selten jemand um einen Waffenerwerbsschein. Verschiedene Bundesländer hatten vor dem 72er Waffengesetz eine Waffenerwerbscheinpflicht für Jäger.

Karl

Geschrieben

Ich (Jahrgang 1957) kann mich noch gut an unsere Klassenreise 1972 nach Eberbach/Neckar erinnern und den Tagesausflug nach Heidelberg: jedes 3. Haus oder so war ein Waffengeschäft, ich bin immer im Zickzack über die Straße gegangen, von einem Schaufenster zum nächsten... schließlich habe ich mir dort mein erstes Waffenbüchlein gekauft: "Mit Pulver und Blei" von Hans Dieter Götz. Vor ein paar Jahren war ich mal wieder in der schönen Stadt: kein einziges Geschäft mehr zu finden...

So ändern sich die Zeiten...

Gruß, Jake C.

Geschrieben

Hallo,

den Händler gibt's noch - nächste Generation. Leider nicht mehr am langjährigen Platz sondern in einem Stadtteil.

Die Miete ist wohl schneller gestiegen als der Umsatz. Allerdings sind die nachfolgenden Firmen (andere Branche) auch schon wieder raus.

Geschrieben

Schrotflinten und KK-Gewehre samt Munition konnte man vor 1972 auch bei Versandhäusern wie Quelle oder Neckermann gegen Altersnachweis bestellen. Und der Jagdschein galt gleichzeitig als Waffenschein!

Geschrieben

Schönen Dank für interessanten Berichte! Jetzt bin ich abolut überzeugt, dass es vor 1972 wirklich VIEL besser war. Wäre zu schön laugh.gif, wenn wir da wieder was rückgängig machen könnten - jetzt wo Baader-Meinhof weg ist!

Grüsse,

SChwarzwälder

Geschrieben

Was noch frei war, waren SA-Revolver (bei DA-Revolvern weiss ich es nicht) mit einer Gesamtlänge von mindesten 60cm. Es gab von verschiedenen italienischen Herstellern

'Buntline-Colts' bis .44 Magnum ab 18 frei zu kaufen.

Die Qualität war aber oft mies, viele verteilten Blei durch den Trommelspalt und beim 'Fanning' brachen rasch alle möglichen Federchen.

Archiviert

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