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IGNORED

P08: fehlender Druckpunkt / Abzugsverhalten P08 <-> Schweizer Parabellum 1900/06


Arno1970

Empfohlene Beiträge

Hallo zusammen,

 

ich besitze eine Mauser P08 von anno 1942 die für ihr Alter in einem wirklich hervorragenden Zustand ist. Das einzige was mich stört ist der Abzug, weil man faktisch keinerlei Druckpunkt spürt: Der Abzug knarzt und zieht und zieht und zieht.. -und irgendwann bricht dann halt der Schuss. Sehr schwer, damit auf 50m gute Ergebnisse zu erzielen.. :shout:

 

Wenn ich das mit der Schweizer Parabellum 1900/06 vergleiche, dann hat letztere zwar auch keinen wirklich "guten" Druckpunkt, aber immer noch einen deutlich besseren, mit dem man nach ein paar Trainingsrunden dann auch gut zurecht kommen kann.

 

Daher die Frage: Ist das bei allen P08 so? Haben die Schweizer hier konstruktiv etwas anderes gemacht? Kann man am P08-Abzug etwas verbessern, sprich hat jemand Erfahrung mit entsprechendem "Abzugstuning"?

 

Danke!

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Hallo Arno,

die 08 hat schon einen speziellen Abzugsmechanismus. Wenn Du Dir das genau anschaust, dann wirst Du merken, dass hier viele Dinge mitwirken. Deshalb kann man das so nicht so einfach beantworten. Man muß sich das ganze selbst anschauen. Ich hatte mal eine 08, bei der war die Abzugsstange abgenutzt/ fehlerhaft, doch bis ich darauf kam, hat´s gedauert.

Es wäre von Vorteil, wenn Du einen fachkundigen Büxer in Deiner Nähe aufsuchst!

Viel Erfolg

Mattes

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vor 1 Stunde schrieb Arno1970:

Hallo Mattes,

danke für Deine Antwort -wie gut ist der Abzug Deiner P08 denn dann letztlich geworden?

Merci!

Hi Arno1970,

 

ich habe auch eine P08 mit Sportumbau von KTS und Sportvisierung von Hr. Werle.

Da mich die Materie reizte habe ich intensiv nachgeforscht und meine Waffe natürlich bis in den kleinsten "Winkel" untersucht.

Das Abzugsgewicht ist im Wesentlichen eine Kombination aus der Rückstellfeder am Abzugszüngel und der kleinen Blattfeder an der Abzugstange. Zusätzlich gibt es auch Einflüsse durch Reibung auf den bewegten Teilen und der Hinterschneidung des Schlagbolzens auf der Abzugstange. Auch die Kraft der Schlagbolzenfeder wirkt sich da etwas aus.

Das alles hat aber nur Einfluss auf die Abzugskraft.

Der Druckpunkt wird nur durch einen kleinen Trick verursacht. Schau dir den Winkelhebel genau an. Der hat an dem Hebelende, der vom Abzug betätigt wird, eine kleine Erhöhung. Wird der Abzug betätigt, so berührt erstmal nur die kleine Erhöhung und die gesamte Hebellänge überträgt die Kraft. Wird der Abzug weiter durchgezogen, so bekommt auch ein näher zum Drehpunkt gelegener Hebelbereich Kontakt mit dem Abzug. Durch diese Veränderung der Hebelverhältnisse steigt die Betätigungskraft an, bei gleichzeitig vergrößertem Betätigungsweg an der Abzugstange.

 

Bei meiner Waffe sind alle reibenden Oberflächen des Abzugs poliert, die Rückstellfeder des Abzugzüngels gegen eine mit kleinerer Federrate ersetzt und die kleine Blattfeder in der Vorspannung reduziert, das ein Abzugsgewicht von 1100 Gramm erreicht ist. Der Abzug wird zwar nicht so gut wie bei meiner getunten KPS (Top 1911er), aber nennenswertes oder gar kratzendes Kriechen gibt es nicht.

 

Mein Tip ist also schau dir deine P08 genau an, Prüfe die Gängigkeit der entsprechenden Teile und optimiere o.g. Punkte bzw. lass sie verbessern.

Viel Erfolg und Spass mit der Königin der Pistolen

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vor 3 Stunden schrieb Dieselfalk:

Bei meiner Waffe sind alle reibenden Oberflächen des Abzugs poliert, die Rückstellfeder des Abzugzüngels gegen eine mit kleinerer Federrate ersetzt und die kleine Blattfeder in der Vorspannung reduziert, das ein Abzugsgewicht von 1100 Gramm erreicht ist. Der Abzug wird zwar nicht so gut wie bei meiner getunten KPS (Top 1911er), aber nennenswertes oder gar kratzendes Kriechen gibt es nicht.

 

Das ist der Schlüssel. Die P 08 hat relativ viele reibenden Abzugselemente. Der absolute konstruktive Schwachpunkt dieser Pistole, aber für den ursprünglichen Zweck (Mannziel auf 5-10 Meter unter extremem Zeitdruck) irrelevant.

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Hallo Dieselfalk,

danke für Deine ausführliche Erklärung -ich muss mal schauen, ob ich eine hinreichend gute "Zerlegungsbescheibung" im Web finde, um die Abzugsstange mal selber auszubauen und in Augenschein zu nehmen -die Feinmechanik an den alten Waffen macht ja gerade einen wesentlichen Teil des ganzen Spaßes dieses Hobbys aus.. ;-)

Wenn nicht, bleibt wohl tatsächlich nur der Weg zum freundlichen BüMa des Vertrauens.

 

Merci!

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@AWO425

Mach den Jungs mal keine Angst, als Sportschütze lädt man ja nur 5 Murmeln...:cool:

 

An den bastelnden Rest.

Die kleine Blattfeder hat links (wenn es so liegt wie bei Wuni beschrieben) ein umgebogenes Ende. Der Schraubendreher greift da drunter, wird dann vorne angehoben und gleichzeitig nach links geschoben. Die Feder rutscht dann an der Abzugstange vorbei und rechts aus dem Fixierungsspalt.

 

Selbstverständlich nach allen Tuningmassnahmen am Abzug das Abzugsgewicht prüfen und die Kraftreduktion nicht alleine durch die kleine Blattfeder erzwingen.

Wenn gleichzeitig die Haltenase des Schlagbolzens und Sitz an der Abzugsstange geprüft und ordentlich ist, dann gibt es kein Doppeln. Das Phänomen kommt heute auch eher selten vor und betraf eher die ungepflegten Exemplare, die nach dem Krieg in den Schützenvereinen geschossen wurden. Hier kann ich nur den Rat geben gewissenhaft die Waffe zu untersuchen und im Zweifel neue Federn zu besorgen, Dann hat man auch einen Vergleich und kann evtl. die Originalteile schonen.

Auch empfehle ich die zum Abschlag benötigte Kraft direkt am zusammengebauten Gabelstück zu prüfen- nur mit Pufferpatrone! Wer nicht weis wie das geht soll einfach googlen. Stichwort ist Schussauslösung ohne Griffstück bei P08. Ein osteuropäischer Wagemutiger schiesst damit sogar scharf; davon rate aber selbst ich dringend ab!

Falls es hierzu Fragen gibt, nur zu, ich bin gespannt.

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  • 1 Jahr später...
Am 21.11.2016 um 21:55 schrieb Dieselfalk:

Wenn gleichzeitig die Haltenase des Schlagbolzens und Sitz an der Abzugsstange geprüft und ordentlich ist, dann gibt es kein Doppeln.

Da hake ich mal ein: Bei einer Schweizer 00/06 habe ich auch das Phänomen, dass sie manchmal (!) unerwünscht das ganze Magazin auf einmal durchrattert. -Was kann man da ggf. wie selber überprüfen?

 

danke!

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@Arno1970

Ist die P08 gespannt, dann liegt die Nase des Schlagbolzens an der Rast der Abzugsstange an. Die jeweils berührenden Flächen müssen korrekte Winkel aufweisen und die Überdeckung muss mehrere Zehntel mm betragen. Die Abzugsstange hat zudem eine kleine Blattfeder, die der Rückstellung dient. Diese kleine Blattfeder kann durch Alter und dauernde Vorspannung "schlapp" werden. Die Feder würde ich erstmal prüfen und ggf. tauschen.

Viel Erfolg

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  • 5 Jahre später...

Wenn du die Abzugsstangenfeder meinst Z.B. hier  http://www.asamnet.de/~ehrenred/ersatzt/p08.htm

 

Der Händler hat viele original Teile für die  08 auf Lager.

Einiges davon (auch die meisten Abzugsstangenfedern die er in seinen Sortierkästen hat) sind allerdings Neufertigungen (hat so ein 08 Besitzer aus meinem Verein feststellen müssen),die nicht wirklich maßhaltig sind und auch

nicht so funktionieren wie es ein Originalteil sollte.

Was bei besagtem Händler geht,anrufen,Termin vereinbaren, die Waffe mit ins Geschäft nehmen und dort ein passendes Teil zur Probe einbauen.

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vor 54 Minuten schrieb Josef Maier:

Nachbauten als Originale beworben

Könnte man vermuten `-)

Ich bin damals mit meinem Vereinskameraden nach Holnstein gefahren (hab`mir neue Magazine für meine Ruger MK2 gegönnt) und dort die Abzugsstangenfeder die sich mein Spezl (neben anderen Federn) bestellt hatte gegen eine andere,funktionierende getauscht.

Die Nachbauten davon sind viel dünner und mit weniger Widerstand als bei einem Originalteil.

Die dort verkauften Riegelfedern für die 08  z.B. sind leicht untermaßig und das wackelt dann so,daß der Riegel nach ein paar Magazinen reisaus genommen hatte.

 

Tatsächlich hat der Junior schon ein riesiges Erstzteillager - wenn man selber etwas Ahnung hat und beim suchen hilft findet man sicherlich das passende Teil.

Sogar überraschend günstig,wenn man eine kleine Sammelbestellung von Vereinskameraden mit nach Hause nimmt :-)

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Am 20.11.2016 um 20:25 schrieb Dieselfalk:

Hi Arno1970,

 

ich habe auch eine P08 mit Sportumbau von KTS und Sportvisierung von Hr. Werle.

Da mich die Materie reizte habe ich intensiv nachgeforscht und meine Waffe natürlich bis in den kleinsten "Winkel" untersucht.

Das Abzugsgewicht ist im Wesentlichen eine Kombination aus der Rückstellfeder am Abzugszüngel und der kleinen Blattfeder an der Abzugstange. Zusätzlich gibt es auch Einflüsse durch Reibung auf den bewegten Teilen und der Hinterschneidung des Schlagbolzens auf der Abzugstange. Auch die Kraft der Schlagbolzenfeder wirkt sich da etwas aus.

Das alles hat aber nur Einfluss auf die Abzugskraft.

Der Druckpunkt wird nur durch einen kleinen Trick verursacht. Schau dir den Winkelhebel genau an. Der hat an dem Hebelende, der vom Abzug betätigt wird, eine kleine Erhöhung. Wird der Abzug betätigt, so berührt erstmal nur die kleine Erhöhung und die gesamte Hebellänge überträgt die Kraft. Wird der Abzug weiter durchgezogen, so bekommt auch ein näher zum Drehpunkt gelegener Hebelbereich Kontakt mit dem Abzug. Durch diese Veränderung der Hebelverhältnisse steigt die Betätigungskraft an, bei gleichzeitig vergrößertem Betätigungsweg an der Abzugstange.

 

Bei meiner Waffe sind alle reibenden Oberflächen des Abzugs poliert, die Rückstellfeder des Abzugzüngels gegen eine mit kleinerer Federrate ersetzt und die kleine Blattfeder in der Vorspannung reduziert, das ein Abzugsgewicht von 1100 Gramm erreicht ist. Der Abzug wird zwar nicht so gut wie bei meiner getunten KPS (Top 1911er), aber nennenswertes oder gar kratzendes Kriechen gibt es nicht.

 

Mein Tip ist also schau dir deine P08 genau an, Prüfe die Gängigkeit der entsprechenden Teile und optimiere o.g. Punkte bzw. lass sie verbessern.

Viel Erfolg und Spass mit der Königin der Pistolen

Sehr gut erklärt, alle Achtung. ich befasse mich auch seit Jahren mit diese tollen Waffe. Die kann so viel Macken haben wenn mal einer was verbastelt hat.

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Dann noch ein Tip am Rande. Beim Erwerb eines Ersatzteils würde ich in den meissten Fällen ein altes gebrauchtes vorziehen. Je nach Alter der Waffe. Die Teile tragen nicht umsonst ihre Nummern. Bei den letzt bei Mauser gefertigten und bei den VOPOS können eingepasste Teile anders sein und passen dann nicht auf einer Erfurter oder DWM von 1916. Hatten den Fall vor kurzem. Ein neuer Ausstoßer wollte nicht an seinen Platz, Material der Feder zu dick und nicht endbehandelt. Eine ältere gebrauchte ist sofort an ihren gerutscht. So kann es mit Abzugsplatte und Abzugstange auch passieren.

 

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Ich würde es so formulieren:

Ersatzteile aus der Bauzeit der eigenen Waffe verwenden.

Also Erfurt zu Erfurt (offensichtlich nochmals ein spezielles Thema für sich), DWM für DWM, also grob bis in die 20er, und besonders was Magazine angeht!!!,

von Simson keine Ahnung, und wer lange und viel schießen möchte: Mauser/Vopo und entsprechende Ersatzteile.

Und dann gibt es immer noch manche Schätzchen aus der Frühzeit, die empfindlicher als andere sind. Und enger gepaßt. Viele Diven darunter.

Aber es lohnt sich immer. Finde ich. Jedenfalls, wenn man diesem "anmutigen Kniegelenk" (Zitat VISIER-Spezial) verfallen ist.

Viel Erfolg!

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