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Iggy

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  1. Hallo Iggy

    Ich habe das auch gelesen dass Du der Meinung bist, das es ein Fehler war, den Bergbau platt zu machen.

    Nun möchte ich da auch meine Erfahrungen beisteuern. Das ist das Gleiche was ich dem Klaas geschrieben habe.

     

    Ich war über 25 Jahre im Ruhrbergbau, zuletzt als Steiger. Unter anderem war ich für die Bewetterung und der damit verbundenen Kühlung zuständig. Deshalb möchte ich in einigen Punkten widersprechen. Deine Ausführung bezüglich der ungekühlten Grubentemperatur ist generell richtig, keine Frage. Nun muss ich aber sagen, dass wir untertage keine Bereiche hatten, wo mehr als 40°C herrschten. Wir hatten die größte Kälteanlage Europas mit einer Kälteleistung von 20MW, dazu noch eine kleinere Kälteanlage auf einem Nebenschacht mit einer Kälteleistung von max. 11MW. Dabei waren wir auf eine Teufe von 1400 Meter. Von der Kälteleistung und der Bewetterung hat die große Kälteanlage auch alleine die Kühlung aufrecht erhalten können. Deshalb war im Großteil des Grubengebäudes durch die gekühlte Bewetterung eine Durchschnittstemperatur von weniger als 28°C und dadurch hatten der Großteil der Kumpels untertage auch eine 8 Std.-Schicht. Natürlich gab es auch Bereiche mit mehr als 28°C, wie im Abbau und Streckenvortrieb, die dann eben ihre 7 Std.-Schicht hatten.

    Es stimmt auch so nicht dass man nach einer halben Stunde mit Toten zu rechnen hatte.

    Bei Gesamtausfall der Kälteanlagen hatte man mindestens eine halbe Stunde Zeit, die wieder ans Laufen zu bekommen. Danach musste die Wetterabteilung informiert werden, damit man ggf. die Grube räumen konnte. Beim Grubenlüfter sah das Ganze schon anders aus. Da wurde wirklich der entsprechende Bereich (wir hatten drei unabhängige übertägige Grubenlüfter, auf drei verschiedene Schächte verteilt) nach einer halben bis dreiviertel Stunde Stillstand, wenn nötig, geräumt.

    Die Grenze des Machbaren war meiner Meinung und Erfahrung noch nicht in Sicht. Die Planungen der RAG gingen bis über 1600m Teufe hinaus. Ibbenbüren war auf eine Teufe von über 1550m. Die Nordwanderung ins Donarfeld hätte solche Tiefen erforderlich gemacht, aber auch das war kein technisches Problem.

     

    Auch bin ich der Meinung, das die Bergwerke durchaus konkurrenzfähig gewesen wären, hätte man sie seitens der RAG gelassen. Da es aber von der RAG nicht gewollt war, mussten eben die Subventionen herhalten, die dann auch schön umverteilt wurden und dem Mutterkonzern RAG eben zu einem der wohlhabendsten Konzerne Deutschlands machten. Wir haben damals 2004 die Tonne Kohle für ca. 150 €/t fördern können, es wäre noch günstiger gewesen, hätte man uns gelassen. Und das die Gründung der RAG damals eher ein Politikum war, sollte auch klar sein. Es gab bis Ende der 80er Jahre selbstständige Bergwerksvereine wie die EBV, dem Eschweiler Bergwerksverein, die eigene Bergwerke betrieben. Diese wurden dann Ende der 80er von der RAG übernommen, da man sonst schlecht die Subventionenen erklären konnte. Selbst die Zeche Ibbenbühren war bis 1999 je zur Hälfte im Besitz der damaligen Preussag und der VEW.

    Und so schlecht war die hiesige Steinkohle auch nicht. Da waren die ausländischen Kohlen teilweise bedeutend schlechter. Ich kenne einige Kraftwerker aus dem hiesigen Kohlekraftwerken. Die haben mir alle gesagt, das bei dem Verbrennen der deutschen Steinkohlen die Öfen wesentliche länger halten würden, und auch die Abgase wären geringer. Auch die Kokskohle war von den Kokereien wegen der Qualität begehrt, aber eben der Preis ist ausschlaggebend. Und irgendwie habe ich das so kennengelernt das die deutsche Kohle, besonders die Anthrazitkohle, eben als schwefelarm gegenüber dem ausländischem "Dreck" gelte laut Aussagen der Chemiker auf der Kokerei und den Bergwerken und den Kraftwerkern auf dem Kohlekraftwerken.  Und nicht zu vergessen was man alles aus Kohle erzeugen könnte. Wenn ich sehe was alles bei der Verkokung der Kohle zu Koks an Kohlenwertstoffen heraus kommt, dann ist bei vernünftiger Verwertung der Stoffe wie  Erdgas, Teer, Benzol, Ammoniak, Naphtalin, Ammoniumsulfat, Schwefelsäure, Phenol usw. viel Geld zu verdienen.

     

    Deswegen halte ich es auch für schlichtweg falsch, die Zechen zu schließen. Wir haben noch hunderte Millionen Tonnen an förderbaren Kohlen, die mindestens für die nächsten 300 Jahre noch gereicht hätten. Und bei einem vernünftigen Management könnte man die auch zu bezahlbaren Preisen fördern. Und nicht zu vergessen, angesichts weltweit steigender Stahlproduktion ist eine dauerhaft höhere Nachfrage nach Koks zu erwarten. Nach Angaben der Berenberg Bank überstiegen in Deutschland die Ausgaben für den Import von Kohle mit 2,8 Mrd. Euro bereits die jährlichen Subventionen für die heimische Kohleförderung (2,1 Mrd. Euro).

     

    So, ich hoffe das ich nicht zu aufdringlich war. Wenn dazu noch Fragen sind, dann einfach fragen.

     

    Wie läufts an der Corona Front, kann man überhaupt von leichter Entspannung reden, wie uns das unsere GröKaZ, die Spahnplatte oder der alte Maier erzählen wollen?

    Ich wünsche Dir und Deiner Familie trotzdem ein schönes Osterfest.

    Viele Grüße

    Rainer

     

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