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IGNORED

Falsche Statistiken der EU im Umlauf?


JDHarris

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Geschrieben

Ich habe mir mal die Gewaltstatistik (Mord und Totschlag) der euröpäischen Union angesehen und mir ist dabei folgendes aufgefallen.

Für Deutschland werden in der Verbrechens-Statistik der EU für das Jahr 2009 nur 706 Fälle von Mord und Totschlag ausgewiesen.

Quelle Eurostat

http://epp.eurostat....=20120126131341

In der offiziellen PKS von 2009 steht aber was von 2277 Fällen von Mord und Totschlag! (also vollendete Taten, ohne Versuche)

Quelle PKS

http://www.bmi.bund....239/PKS2009.pdf

Hat jemand eine Erklärung dafür?

In der EU Statistik wird eindeutig daruf hingewiesen, dass es sich bei den Zahlen um Mord und Totschlag (murder and manslaughter) handelt und nicht nur um Fälle von Mord im Sinne des §211 StgB.

Hier wurden offenbar einfach nur die Zahlen des BKA (Mord im Sinne des §211 StgB) übernommen und nicht die Zahlen aus der PKS!

Nach der EU Statistik käme Deutschland demnach auf eine Mordrate von unter 0,8/per 100000 Einwohner. Bei 2277 Fällen im Jahr 2009 würde das für Deutschland aber eine Mordrate von 2,8/p 100000 Einwohner bedeuten. Damit läge Deutschland noch weit über dem Schnitt vieler US Bundesstaaten wie z.b. Vermont (1,1/p 100000). Das FBI weist Mord und Totschlag auch immer zusammen aus.

Für uns könnte das deswegen sehr interessant sein, da im Moment sehr viele Medien die "niedrigen Mordraten" Deutschlands mit den angeblich so hohen Mordraten der USA vergleichen.

Geht man davon aus, dass die Zahlen aus den anderen EU Ländern ebenfalls nicht stimmen, bzw nur Morde nach §211 StgB wiedergeben, kommt man im internationalen Vergleich EU/USA zu dem Ergebnis, dass die Mordrate in der europäische Union 4x höher sein muss, als offiziell angegeben wird und die EU damit mit den USA in etwas gleichauf liegt.

Die USA kommen hier auf 4,8/p 100000 und die EU auf eine Mordrate von 4,7/p 100000 Einwohner.

Geschrieben

Rührt die Differenz möglicheweise aus der Unterscheidung nach versuchtem Mord/Totschlag und vollendetem Delikt? Schau mal auf Seite 21/22 des PDF der PKS; dann passen die Zahlen von eurostat auch.

Da war jemand schneller! ;-)

Geschrieben

Allerdings passt das nicht zu dieser Statistik des BKA

http://de.statista.c...lung-seit-1987/

Hier werden für 2009 alleine schon 914 Mordopfer im Sinne des §211 angegeben.

Die Statistik zeigt die Anzahl der Mordopfer in Deutschland in den Jahren von 1987 bis 2011. Im Jahr 2011 gab es in Deutschland 889 Mordopfer.

Abgebildet werden die Opfer eines Mordes gemäß § 211 StGB. Demnach ist der Tatbestand des Mordes erfüllt, wenn aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen, heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken, ein Mensch getötet wird.

Veröffentlicht durch: Bundeskriminalamt

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Veröffentlichungsdatum Juli 2012

Geschrieben

Ein Mord kann erst dann als Mord in eine Statistik eingehen, wenn es eine rechtskräftige Verurteilung gegeben hat.

Bis dahin kann nur ergebnisoffen zu einem möglichen "Tötungsdelikt" ermittelt werden.

Abs4

Geschrieben

Ein Mord kann erst dann als Mord in eine Statistik eingehen, wenn es eine rechtskräftige Verurteilung gegeben hat.

Bis dahin kann nur ergebnisoffen zu einem möglichen "Tötungsdelikt" ermittelt werden.

Abs4

Klar, trotzdem weicht die Zahl von 914 klar begangenen Morden nach §211 und der Zahl aus der PKS (706 Fälle von Mord und Totschlag zusammen) zu sehr davon ab. Das würde bedeuten, dass in der PKS z.b. aufgrund von nicht abgeschlossenen Ermittlungen 4x soviele Fälle im Berichtsjahr garnicht zugeordnet und demnach auch nicht aufgeführt werden.

Wo kann mann denn dann die endgültigen Zahlen nachlesen, wenn die Opfer der noch nicht abgeschlossenen Verfahren garnicht in der PKS erwähnt werden? Manchmal dauert soetwas ja Jahre.

Die EU Statistik deckt ja mehrere Jahre ab. Also müssten dort also auch die endgültigen Daten stehen und nicht nur die vorläufigen aus der PKS!

Geschrieben

PKS 2009, Seite 21. Mord und Totschlag vollendet: 706 Opfer. Ähnelt irgendwie der eurostat-Angabe ;-)

Auch nochmal die Frage an dich.

Die PKS liefert ja nur vorläufige Zahlen für ein laufendes Jahr. Wo bleiben in der EU Statistik - die ja einen längeren Zeitraum abdeckt - die endgültigen Zahlen? Die haben ja offensichtlich nur die vorläufigen Zahlen aus der PKS verwendet und nicht die endgültigen aus dem BKA Bericht von 2009.(Also der genau umgekehrte Fall von dem was ich Eingangs schrieb)

Wenn es 2009 allein schon 914 abgeschlossene Mordfälle nach §211 gab, wo bleiben dann die abgeschlossenen Totschlagfälle?

http://de.statista.com/statistik/daten/studie/2229/umfrage/mordopfer-in-deutschland-entwicklung-seit-1987/

Geschrieben

Hier werden für 2009 alleine schon 914 Mordopfer im Sinne des §211 angegeben.

Kann es sein, daß die Anzahl der Morde die Anzahl der Taten ist, und es möglich ist daß es bei einer Tat mehrere Opfer gibt? Kann man das rauslesen?

Geschrieben

Kann es sein, daß die Anzahl der Morde die Anzahl der Taten ist, und es möglich ist daß es bei einer Tat mehrere Opfer gibt? Kann man das rauslesen?

Ne, hier wird ausdrücklich die Zahl der Opfer angegeben und nicht die Fallzahl.

Geschrieben

Ich habe öfter das Gefühl, dass solche Zahlen nicht stimmig sind, in der Schweizer PKS sind mir schon derartige Abweichungen innerhalb derselben Statistik aufgefallen, z.B. sind manchmal in der Tabelle und im anschliessenden Kuchendiagramm verschiedene Zahlen zur selben Deliktart angegeben (dann kann sich jeder die ihm passenden Zahlen heraussuchen, und das wird auch gemacht, in den Zeitungen findet man immer wieder erstaunliche Statistiken ohne Quellenangabe- jede Meinung lässt sich so statistisch "beweisen"). Die Erfassungsgrundlagen sind nicht veröffentlicht, wahrscheinlich sind sie von Kanton zu Kanton verschieden, es wird aber im Text immer mal wieder auf die Schwierigkeiten der Systematik hingewiesen (und das scheint wirklich nicht einfach zu sein)...

Versuchte und vollendete Tötungsdelikte sind nicht mal separat ausgewiesen, es gibt nur eine Zahl für beides!

Manchmal gab es dann ulkige öffentliche Streitereien um die Zahlen zwischen einem bekannten Zürcher Strafrechtsprofessor und dem Bundesamt für Statistik...

Geschrieben

Liegt daran, wie ermittelt und geurteilt wird.

Bei vollendetem Mord/Totschlag gibt es Todesopfer.

Wird jedoch Revision eingelegt und das Urteil auf gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge abgemildert, verschwindet es aus dieser Rubrik der Statistik und wandert zu den Gewaltdelikten.

So gab es z.B. im Jahr 322 mehr Mord/Totschläge, weil gegen die DDR-Grenzbeamten ermittelt wurde. Schaut man sich die Daten dann wesentliche später an, könnten es nur noch 250 sein, da 72 als nicht bewiesener Mord/Totschlag von den Richtern beurteilt wurden.

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