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IGNORED

Restriktionen wirksam gegen Waffengewalt


Empfohlene Beiträge

Geschrieben
Am 15.4.2019 um 17:32 schrieb Mausebaer:

Ohne Volltext ist alles nur ein Stochern im Nebel. :sad:

 

 

Falls einer zu dem Teil mehr weiß, nur her mit den Infos! :dirol:

 

Am 15.4.2019 um 15:06 schrieb BJ68:

Bei Google den Begriff >sci hub< (ohne ><) eingeben...dann auf den dortigen Link mit .tw gehen und die DOI-URL dort hineinkopieren, captcha lösen und das PDF bekommen*.

 

Geschrieben
12 hours ago, Mausebaer said:

Tut nur bei mir nicht. :closedeyes:

 

Probiere mal diese h**ps://sci-hub.tw/10.1111/rego.12235

 

Geht auch über Liberary Genesis: h**p://gen.lib.rus.ec/scimag/?q=Does+regulation+matter%3F+A+cross‐national+analysis+of+the+impact+of+gun+policies+on+homicide+and+suicide+rates

 

Bj68

Geschrieben

Ist vom Provider blockiert. Die gewerblichen Wissensblockierer aka Urheberrechtsschützer wissen halt auch, wo sie ihre Hebel ansetzen müssen, damit die Massen möglichst nur noch dass Wissen bekommen, wofür sie zuvor mehrfach ausgebeutet wurden oder was sie bekommen sollen. China ist gar nicht so weit weg. Nur ist es hier noch nicht (l)egal, Profitstreben wegen äußerlicher Ähnlichkeiten von Comic-Figuren mit den herrschenden Politikern zu unterbinden. :closedeyes:

 

Dein

Mausebaer :hi:

Geschrieben

p.s.: Den unter "doi:10.1111/rego.12235" erfassten Artikel mit 17 Seiten habe ich zugeschickt bekommen. (Danke! :) ) Die ganze Studie kann das jedoch nicht sein. Ich bin zwar ein Fan kurzer und prägnanter Arbeiten, aber selbst meine Diplom-Arbeiten waren bereits rein physisch deutlich umfangreicher, obwohl mir klar war, dass sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nur von meinen Freunden, die mir beim Korrekturlesen halfen, den Betreuern und sonstigen Bewertern gelesen werden würden (falls überhaupt), in den Hochschulbüchereien ihre Zeit abstehen und dann vernichtet werden. :closedeyes:

 

Euer

Mausebaer :beach:

Geschrieben
7 hours ago, Mausebaer said:

Ist vom Provider blockiert.

Das ist u.a. der Grund warum bei mir auf meinen ISP-Account ein VPN drauf ist.....kein Provider hat in meinem Traffic was verloren....der ist zum durchleiten da, nicht als Anstandswauwau/Nanny/Jugendschützer usw.

 

Bj68

Geschrieben (bearbeitet)
18 minutes ago, jimmypop said:

Ist nur eine Frage der Zeit, bis das nicht mehr erlaubt ist.

Jein....können sie schlecht....z.B. hier an der Uni kann ich mit dem Uni VPN auf unsere internen Server/Archive der Arbeitsgruppe zugreifen, wenn ich von daheim arbeite d.h. da können die schlecht dran drehen bzw. verbieten. Gleiches gilt für diverse VPN die Firmen betreiben, wo sich dann die Außendienstler damit verbinden...ist ein wenig so wie ein Messerverbot....das funzt nicht, weil nicht praktikabel umzusetzen usw.

 

bj68

Bearbeitet von BJ68
Geschrieben

Habe mir die Arbeit jetzt einmal angeschaut und möchte/kann mich nicht über die wissenschaftliche Korrektheit auslassen. Was mir aber als Laie auffällt: die absoluten Fallzahlen haben doch im Vergleich zu anderen Todesursachen keine Relevanz!

Geschrieben (bearbeitet)
vor 6 Stunden schrieb jimmypop:

Habe mir die Arbeit jetzt einmal angeschaut und möchte/kann mich nicht über die wissenschaftliche Korrektheit auslassen. Was mir aber als Laie auffällt: die absoluten Fallzahlen haben doch im Vergleich zu anderen Todesursachen keine Relevanz!

Nicht nur das. :closedeyes:

 

Sodele,

Pause im österlichen Besuchsmarathon. Um nicht viele hier zu langweilen, das Ganze in einer Art Richterstil: Nach dem 17 seitigem Artikel ist die Studie gemeingefährlicher Bockmist.

Bockmist, weil sie selbst deutliche Hinweise liefert, dass die Schlussfolgerungen völlig falsch sind, und gemeingefährlich, weil sie ein gewaltiges Potential birgt, politisch missbraucht zu werden, in dem sie Menschen als angebliche Wahrheit um die Ohren gehauen wird, die deren Inhalt entweder gar nicht kennen oder beurteilen können, wobei ich mir bei letzterem auch bei den verantwortlichen Forschern meine Zweifel habe.

 

Die ersten vier Seiten geben den üblichen Überblick über das Thema und die den Forschern bekannte, publizierte Forschung dazu.

 

Bereits bei der Hypothesenbildung sind jedoch erste Zweifel angebracht.

Zitat

Based on these considerations and the theoretical framework introduced above, we derive two hypotheses:
Hypothesis 1: Higher degrees of gun policy restrictiveness (policy output) lead to lower numbers of gun homi-
cides (policy impact).

As stricter gun regulations restrict access to guns, violent people find it more difficult to obtain a gun (policy
outcome). Consequently, the number of gun homicides should decline with higher access restrictions (Cook &
Goss 2014).
Hypothesis 2: Higher degrees of gun policy restrictiveness lead to a lower overall number of homicides.
Because not all violent attacks are driven by the intent to murder, the deadliness of the weapon in use will
have a crucial effect on the extent to which an attack results in death rather than just injury
(Zimring 1968, 2004;
Smith & Spiegler 2017). As a result of this “instrumentality effect” (Gabor 2016, p. 56), stricter gun regulations
will reduce violence intensity and hence the overall number of homicides. While lower gun accessibility need not
mean that the number of crimes decreases, crimes will result in lower instances of death the more guns are
substituted by weapons with less lethal effects (Cook & Goss 2014).

H1: Je restriktiver der (legale) Erwerb von Feuerwaffen, desto niedriger werden die Anzahlen von Mord, Totschlag, etc. mit Feuerwaffen sein.

Weil bei restriktiveren Regeln zum Erwerb von Feuerwaffen es für gewalttätige Personen schwieriger sei, sich eine Feuerwaffe zu verschaffen.

 

Bereits hier werden viele, die in WO regelmäßig mitlesen den ersten Gaga-Smilie :gaga: auspacken. Denn gerade die Hypothekenbegründung träfe gerade einmal für einen Teil  Personenkreis zu, die legal aktuellen Zugriff auf Einsatzbereite Feuerwaffen besitzen und gleichzeitig im Affekt mit einer Feuerwaffe einen Totschlag oder eine Körperverletzung mit Todesfolge o.ä.verübten. Folgen etwaiger geplanter Straftaten oder bei bestehenden illegalen Zugriff auf einsatzbereite Feuerwaffen (also nicht nur illegalen Besitz von Feuerwaffen) wären bei H1 aufgrund deren Begründung bereits nicht mehr erfasst.

 

H2: Höhere Restriktionen beim (legalen) Erwerb von Feuerwaffen führen allgemein zu weniger Tötungsdelikten.

Nicht alle gewalttätigen Angriffe geschehen in Mordabsicht, die "Tötlichkeit" der verwendeten Waffe hat einen Effekt, ob Angriffe tödlich enden oder nur zu Verletzungen führen.

 

... und spätestens hier es wird für fachliche kompetentere Leser Zeit für den ersten Kotz-Smilie :bad: . Die Begründung der H2 impliziert eine "Tötlichkeitshierachie" bei der Feuerwaffen an der Spitze stehen. Dass es eine solche, allgemein gültige Hierarchie nicht geben kann, wird deutlich, wenn man sich einfach nur einmal die wahrscheinlichen, gesundheitlichen Folgen eines mit sehr großer Körperkraft geführten Schlags mit einem Vorschlaghammer gegen den oberen Hinterkopf eines Menschen, den Stich in den mittleren Körperbereich eines Menschen mit einem kurzschwertartigem Kochmessers mit dessen Herumdrehen beim Herausziehen und den Schuss einer .22LR durch dir Ohrmuschel eines Menschen ohne weitere Schäden durch den Schuss vorstellt.  

 

Zitat

We formulate two further hypotheses in light of these arguments:
Hypothesis 3: Higher levels of gun policy restrictiveness (policy output) lead to lower rates of gun-related sui-
cides (policy impact).
If guns are increasingly difficult to access (policy outcome), we should observe fewer suicides committed by
the use of guns.
Hypothesis 4: More restrictive gun laws not only reduce gun-related suicides, but also suicide rates in general.
This can be traced to the instrumentality effect mentioned above. Compared to other means, guns have more
lethal effects. This implies that the likelihood of suicides should decline, the more people willing to commit sui-
cide resort to other, less effective means (Spitzer 2016).

H3: Ein restriktiveres Niveau beim (legalen) Erwerb von Feuerwaffen für zu weniger Suiziden mit Feuerwaffen

Wenn es schwieriger ist, sich Feuerwaffen zu beschaffen, sollten auch weniger Suizide durch Feuerwaffen zu beobachten sein

 

H4: Restriktivere Gesetze zum Erwerb von Feuerwaffen reduzieren nicht nur Suizide mit Bezug zu Feuerwaffen, sondern die Suizidrate allgemein.

Dieses bezieht sich auf den zu H2 genannten Tatmitteleffekt. Verglichen mit anderen Methoden sind Feuerwaffen tödlicher.

 

Mag man der Begründung zu H3 noch folgen mögen, so bezieht sich die Hypothese selbst auf den legalem Erwerb und ihre Begründung auf die allgemeine Beschaffbarkeit. Dabei bemängelten Hurka & Knill selbst nur wenige Seiten zu vor "In addition to these empirical research gaps, the state-of-the-art literature suffers from a second problem that is more conceptual in nature. Instead of focusing on gun regulations, existing research often investigates the effect of gun availability on homicide (e.g. Killias 1993; Hemenway & Miller 2000; Miller et al. 2002; Siegel et al. 2014;Monuteaux et al. 2015)." und schmeißen jetzt selbst sogar Recht und effektive Beschaffbarkeit durcheinander. :sad:

 

Die Absurdität dieses angeblichen Tatmitteleffekts aufgrund allgemeingültiger Unterschiede in deren "Tödlichkeit" erläuterte ich bereits zur Begründung von H2. Dass aber gar nicht so selten bei Suiziden mit Feuerwaffen, auch bei Kopfschüssen, mehrfache Schussabgaben dokumentiert wurden, was auch die implizierte höchste Tödlichkeit von Feuerwaffen als Mittel relativiert, ist den Autoren entweder nicht bekannt oder wurde von ihnen ignoriert. Die zusätzlich bei der Begründung zu H4 implizierte Idee, Menschen würden ihre Entscheidung, Suizid zu begehen, von den verfügbaren Mitteln abhängig machen und dabei Feuerwaffen präferieren, dokumentierten die Autoren wohl zuvor bereits auf Seite 4 des Artikels "Third, while studies on the individual level have generally suggested that a substitution of methods is rather unlikely, as suicidal people tend to have a rather strong preference for their own method, substitution effects were hardly subjected to empirical testing in population studies so far and if so, the results were ambiguous (Daigle 2005)."

 

Sicherlich ist die Definition der Hypothesen an sich nicht grundsätzlich zu beanstanden. Jedoch zeigen deren Begründungen bereits einen deutlichen Mangel an fachlichem Wissen, bzw. an Recherche, um sich das fachliche Wissen zu verschaffen, und schüren ebenso bereits einen ersten Verdacht auf eine mögliche, gedankliche (Vor)Prägung bei den Autoren, die ihnen eine objektive Bearbeitung des Themas erschweren könnte. :closedeyes:

 

Weiter zu den Daten im nächsten Post. Sonst wird das einfach zu lang hier. :unsure:

Bearbeitet von Mausebaer
Geschrieben

Dann habe ich Dich richtig verstanden - Tote, durch Unfälle und durch nach allgemeinem Stand der Wissenschaft vermeid- sowie heilbaren Infektionen, nahm ich an. Kurz, bezüglich der Fallzahlen eigentlich kein Thema, mit dem sich die Politik beschäftigen bräuchte, wenn es nach objektiven Maßstäben ginge. :closedeyes:

 

Es geht aber nicht nach objektiven Maßstäben und legaler, privater Feuerwaffenbesitz durch Bürger ist leider ein bei Medien und Politik beliebtes Thema zur Volksver(_._)ung. :teu38:Sonst wären Krankenhausinfektionen, Impfbequemlichkeit und -furcht sowie Antibiotikaresistenzen die herrschenden Themen beim "Schutz der Bürger vor Gefahren". :rolleyes:

 

Dein

Mausebaer :hi:

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Geschrieben (bearbeitet)

Fortsetzung Daten

 

Zitat

We rely on a sample of 16 West European countries, which we analyze over a time period of three decades (1980–2010). Specifically, the country sample includes Austria, Belgium, Denmark, Finland, France, Germany, Greece, Ireland, Italy, Netherlands, Norway, Portugal, Spain, Sweden, Switzerland, and the United Kingdom. Accordingly, the total number of country-years is 31 × 16 = 496. We lack information on gun homicides and gun suicides for the year 1980 in Spain and some country-years are not used in the analysis because gun control was regulated at the subnational level (Switzerland 1980–1996). Accordingly, we run our models with 479 country-years for overall homicide and suicide rates and 478 country-years for gun homicide and gun suicide rates.

Die Länderauswahl wird nicht näher begründet. Sie folgt weder der Alt-EWG noch dem EWR. Bei der Schweiz wurden zusätzlich die Jahre 1980-1996 weggelassen, weil da der Erwerb von Feuerwaffen auf der Ebene der Kantone geregelt wurde. Weshalb man dann die Schweiz nicht gleich ganz aus der Datenbasis heraus nahm, wird nicht ausgeführt. Ebenso wird nicht ausgeführt, warum man Österreich, Norwegen, Schweden und Finnland dazu nahm und auf Luxemburg, Liechtenstein, Malta & Co. verzichtete. Ohne eine klare Begründung für die Positivauswahl der Länder kann man ein gewisses Geschmäckle bekommen und an die Länderauswahl der berühmt und inzwischen berüchtigten Studie zu Cholesterin und Herzinfarkten denken, bei der retrograd die Daten der Länder entfernt wurden, die nicht zu dem erwünschten Ergebnis passten. 

 

Zu den ehemaligen Ostblock-und kommunistischen Ländern wird ausgeführt: "Eastern European countries are not included, not only because we lack comparable data both on the independent and the dependent variables, but also because our focus on Western Europe allows us to hold some important scope conditions constant, most importantly the rule of law." Ist das Datenproblem noch unmittelbar einsichtig, so kann ich meine Zweifel, bezüglich möglicher "Vitamin-B-Effekte" beim formell legalen Erwerb von Feuerwaffen bei einigen andern Staaten, die jedoch ausgewählt wurden, auch nicht völlig ablegen. Schließlich sind auch in Deutschland so einige Fälle von "WBK im Ausstausch gegen Bargeld" bekannt geworden. :closedeyes:

 

Ebenso wird im Artikel auch nicht begründet, warum ausgerechnet der 30 Jahreszeitraum von 1980 bis 2010 betrachtet wird. Der Artikel ist von 2018 und, da Hurka sich selbst und andere von 2017 zitierte, vermutlich auch die Studie selbst. Dass die Autoren acht Jahre zum Sammeln und Auswerten der Daten brauchten, ist eher unwahrscheinlich. Jedoch könnte der Zeitraum dadurch erklärt werden, dass die Autoren alte Datenerhebungen recycelten und neu verkaufen. Wer dabei an Profit und Veröffentlichungshäufigkeit denkt, könnte hier möglicherweise richtig liegen. :teu38:

 

Auch wenn es vielleicht sachliche und objektive Gründe für die Auswahl der betrachteten Länder und des betrachteten Zeitraums geben mag, so werden diese in dem Artikel nicht genannt. Der Artikel eröffnet so auch an dieser Stelle Raum für Spekulationen und zum Hinterfragen der Auswahl der Datenbasis. :sad:

 

 

weiter Operationalisierung

 

Bearbeitet von Mausebaer
Geschrieben

Fortsetzung Operationalisierung

 

Als unabhängige Variable definierten die Autoren das Ausmaß der Restriktionen bei legalem Erwerb von Feuerwaffen. Hierfür benutzten sie einen selbst entwickleten Index aus früheren Studien, in den die Größen "Verbote", "Privilege" und "Genehnigungen" in fünf Stufen von "sehr fordernd" bis "nichts" einfließen, der die Ausprägungen von 3 für "völliges Verbot" bis 1 für "vollständige Erlaubnis ohne persönliche oder verfahrenstechnische Anforderungen" annehmen kann. Leider wird für die konkrete Zuordnung von rechtlicher Vorschrift zu Indexbeitrag auf die früherer Studieserie MORAPOL (Knill et al. 2015) verwiesen, die ich nur in Ausschnitten einsehen konnte. Der Entwurf "On the path to prohibition?Convergence patterns in the regulation of civilian handgun ownership" (Hurka, 2013) ermöglicht jedoch eine gewisse Augenscheinvalidität des Index für das Ausmaß der staatlichen Restriktionen beim legalen privaten Erwerb und Besitz von Feuerwaffen durch Bürger insgesamt.

 

Inwieweit für die Hypothesen die Restriktionen jedoch relevant sind, sehe ich eher als sehr fraglich an. Welchen Einfluss sollen z.B. in Deutschland das faktische Totalverbot des Besitzes von Kat. A -Waffen und die strengen persönlichen Anforderungen als auch das rigide Bedürfnisprinzip beim legalen Erwerb von Feuerwaffen der Kat. B und C sowie insbesondere auch noch die zusätzlichen Anforderungen beim Überschreiten der sog. Kontingentwaffen auf Suizide mit Feuerwaffen haben, wenn gleichzeitig einschüssige Vorderladefeuerwaffen nach historischen Vorbild, Komponenten und vor Silvester auch das Schwarzpulver (verpackt in Papier und ggf. auch Schnur) von fast jeder volljährigen Person frei erworben werden dürfen? Hier müsste der Index für Deutschland nur leicht über 1 liegen, wegen der Anforderung der Volljährigkeit. :rolleyes: 

 

Als abhängige Variable nutzen die Autoren die statistischen Daten gemäß der Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Hierbei gingen sie auch das Problem der Revisionen der ICD, hier 8, 9 und 10, und deren unterschiedlichen Umsetzung in den beobachteten Ländern ein. Vorbehaltlich der ggf. vorliegenden nationalen Besonderheiten bei der statistischen Umsetzung der Erfassung der ICD-Daten, wurde mit den ICD-Daten eine international recht gut vergleichbare Größe gewählt.

 

Zusätzlich kontrollierten die Autoren noch die Variablen Arbeitslosigkeit, Verstädterung, Alkoholkonsum und Gesundheitsniveau. Leider kontrollierten sie weder die Demografie, das Bildungsniveau noch den wirtschaftlichen Wohlstand (Einkommen und Vermögen). Gerade der Anteil Jugendlicher und junger Erwachsener ist für Gewaltstraftaten besonders relevant. Auch das Bildungsniveau und der wirtschaftliche Wohlstand sind hoch mit Gewaltdelikten (und Eigentumsdelikten) korreliert. :sad: Durch die fehlende bzw. bestenfalls indirekte Kontrolle (Arbeitslosigkeit, Gesundheitsniveau) dieser Variablen sind Effekte auf die abhängigen Variablen möglich.

 

weiter Methoden und Ergebnisse

 

Geschrieben

Fortsetzung Methoden und Ergebnisse

 

Zitat

5.1. Descriptive analysis
Before we get to the statistical analysis, we would like to highlight some descriptive observations. First, as the line plots in Figure 2 illustrate, the relative number of gun homicides vary cross-nationally. While England & Wales and Germany in particular report very low incidents of gun homicide, other countries like Belgium, Finland, and
Italy have experienced higher numbers. Nonetheless, the figures also indicate that there is some variance withinindividual countries over time. More specifically, the number of gun homicide incidents does not follow a clear trend. In several countries, the figures have decreased in the long run, but there are also many years for which we
observe an increase in gun homicides. In Greece, for example, we observe an increase in homicide rates between 1980 and 2010, while gun homicide rates remain more or less constant. In Finland, we observe a different pattern with decreasing homicide rates and constant gun homicide rates. In Italy, both homicide and gun homicide
increased around 1990 before falling significantly until 2010. The plots also show that the number of gun homicides is not always directly related to the total number of homicides. This suggests that these indicators should be analyzed separately.
A similar picture emerges if we compare suicide and gun suicide rates over time (Fig. 3). ...

Diese Beschreibung, dass es nicht nur zwischen den einzelnen Ländern erhebliche Unterschiede in den Fallzahlen gibt, sondern auch erheblich Schwankungen innerhalb der Länder im Zeitverlauf, halte ich für sehr bedeutsam für die Bewertung der späteren Schlussfolgerungen. Daher greife ich hier schon einmal etwas vor. Wenn A mit B korreliert ist, dann ist natürlich auch B mit A korreliert. Folglich sollte mit Schwankungen der Anzahlen von Suiziden und Tötungsdelikten auch das Ausmaß der staatlichen Restriktionen zum legalen, privaten Erwerb und Besitz von Feuerwaffen Schwankungen zeigen. Aber der oben verlinkte Entwurf (Hurka 2013) zeigt einen steten Trend ohne erkennbare Schwankungen zur einem verstärktem Maß an staatlichen Restriktionen. Lediglich die zeitlich spätere Hinzunahme der Schweiz, könnte eine solche Schwankung suggerieren.

 

Insbesondere die grafische Darstellung der Fallzahlen der Tötungsdelikte mit Feuerwaffen ließe z.B. in Italien in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre eine massive Liberalisierung des Feuerwaffenerwerbs erwarten, der nach 1990 wieder zurückgenommen worden sein müsste, erwarten, während in Deutschland über den gesamten Beobachtungszeitraum es keine Änderung der Restriktionen beim legalen, privaten Erwerb und Besitz von Feuerwaffen gegeben haben dürfte. Die grafische Darstellung der Fallzahlen zu Suiziden mit Feuerwaffen ist in vielen der Länder praktisch konstant. Lediglich in Österreich, Belgien, Finnland, Frankreich, Norwegen und der Schweiz gingen diese leicht aber stetig zurück. Bei den Suiziden ohne Feuerwaffen sind jedoch in vielen der beobachteten Ländern deutliche Rückgänge der Fallzahlen abgebildet. In Irland und Spanien sind die Zahlen leicht gestiegen. In Finnland, Portugal und Belgien sind die Fallzahlen stark geschwankt.

 

Zitat

5.2. Analysis I: Gun policy restrictiveness and (gun) homicides
We estimate pooled regressions with a Prais–Winsten AR(1) correction and panel-corrected standard errors (Plümper et al. 2005). This approach allows us to cope with the most common problems associated with timeseries cross-sectional analyses, namely heteroscedasticity and autocorrelation. Please note that we report several robustness checks in the Supporting Information tables, including the omission of ICD-8 country-years (Tables S3 and S4), the inclusion of fixed country effects (Tables S5 and S6), or the inclusion of fixed time effects (Tables S7 and S8). None of these checks casts doubt on the validity of the findings we present in this article. ...

... und das elementare Stichwort ist "pooled". Leider erfolgen kein Plot-Darstellungen mit den Ländern oder über den Zeitraum, die interne Heterogenität zu der Regression verdeutlichten. So wird alles auf die Gerade reduziert die angibt, dass mit steigendem Ausmaß der Restriktion beim legalen, privaten Erwerb von Feuerwaffen die Fallzahlen der Tötungsdelikte abnimmt. Was auch gar nicht anders sein kann, wenn mit dem Zeitverlauf sowohl die staatlichen Vorschriften restriktiver wurden als auch die Tötungsdelikte abnahmen. Das wirklich Interessante ist jedoch, dass die Korrelation der Restriktion beim legalen, privaten Feuerwaffenerwerb und -besitz mit Tötungsdelikte ohne Feuerwaffen mit r = -.49 (1 = perfekte Korrelation, 0 = völlig unkorreliert, - = negativ korreliert) sehr hoch negativ korreliert ist, aber mit den Tötungsdelikten mit Feuerwaffen mit r = -.17 bzw. r = -.20 gerade einmal klein bis mittel negativ korreliert.

 

Zitat

5.3. Analysis II: Gun policy restrictiveness and (gun) suicides
Can we find a similarly consistent effect of stricter gun legislation on suicide and gun suicide rates? Employing the same estimation strategy as in the previous section, the results of our analysis suggest that the relationship between gun control and (gun) suicide is just as strong as the one between gun control and (gun) homicide (Table 5). ...

Gleiches Vorgehen bei den Suiziden mit ähnlichen Ergebnissen. Nur das hier die Korrelationen noch einen Hauch extremer sind mit r = -.50 bei Suiziden ohne Feuerwaffen und r = -.16 bei Suiziden mit Feuerwaffen.

 

Kurz zusammengefasst:

  • große Unterschiede bei den Fallzahlen zwischen den beobachteten Ländern
  • deutliche Schwankungen der Fallzahlen im beobachteten Zeitraum bei einigen Ländern
  • insgesamt nehmen die Fallzahlen über den Zeitraum ab
  • die Restriktionen zum Erwerb/Besitz von Feuerwaffen nehmen über den Zeitraum zu. Schwankungen werden nicht berichtet
  • sowohl die Suizide als auch die Tötungsdelikte mit Feuerwaffen korrelieren nur wenig bis mittelmäßig negativ mit den Restriktionen zum legalen, privaten Erwerbe/Besitz von Feuerwaffen :beach:
  • die Tötungsdelikte und Suizide ohne Feuerwaffen korrelieren jedoch hoch negativ mit den Restriktionen zum legalen, privaten Erwerbe/Besitz von Feuerwaffen :shok:

weiter Schlussfolgerungen

 

 

Geschrieben

Fortsetzung Schlussfolgerungen

 

Zitat

...

 First, we introduce a novel measurement concept for the restrictiveness of gun control regimes, enabling the literature to move past proxies for gun availability and model the
effects of regulation directly. Second, we investigate the old question of whether gun control matters with new data that expands the rather narrow empirical contexts of previous studies considerably to a total of 16 West European countries and a time period of three decades. Third, instead of just focusing on one particular impact
measure, we model the relationship between gun control and four different impact measures (suicide, gun suicide, homicide, gun homicide), while taking into account a set of potentially confounding factors. Fourth, we show that stricter gun control has a strong and robust negative effect on all four impact measures, which implies that means
substitution apparently is not likely to offset the crime-reducing effect of stricter gun control. In order to test this claim convincingly, however, more research at the individual level is needed. Given the empirical scope of our analysis, we suspect that if we can find such strong effects in a highly-regulated environment like Western Europe, it is quite likely that stricter gun control would exert even more substantive effects in countries like the US, where the overall regulatory approach has been quite permissive.

...

"Zunächst stellten wir ein neuartiges Messkonzept für die Restriktivität von Waffenrecht vor, das es der Forschung ermöglicht, von der Verfügbarkeit von Feuerwaffen zu lösen und die Auswirkungen der Regulierung direkt zu modellieren."

 

Ja und nein.

Die Restriktivität oder etwas anderes von staatlichen Vorschriften als einen Index darzustellen, ist an sich sich nicht neu. Die Anwendung eines solchen Index auf Vorschriften zum legalen, privaten Erwerb und Besitz von Feuerwaffen, ist mir in diesem Artikel jedoch das erste mal begegnet. Allerdings verweisen die Autoren selbst hierzu auf ältere, eigene Forschung. Daher kann dieses Konzept nicht mehr neu sein. Auch wurde dieses Messkonzept allem Anschein nach nicht für die Hypothesen in diesen Artikel optimiert, sondern einfach früheren Studien entnommen. Weder wird die tatsächliche, konkrete Zuordnung von staatlichen Vorschriften zu deren einzelnen Index-Beitragen in diesem Artikel dokumentiert, noch fand ich einen freien Zugriff auf diese Zuordnung oder wenigstens auf eine Darstellung, nach welchen detaillierten, festen Regeln diese Zuordnungen erfolgten, also wie die jeweiligen Formulierungen zusammen mit deren juristische Kommentierung und real gelebte administrative Umsetzung zu den einzelnen Bestandteilen des Index gewichtet wurden. Daher kann jeder unabhängige Leser dieses Artikels diesen Index nur als eine Art "Back Box" betrachten. Die Index-Ergebnisse bei Hurka 2013 besitzen m.M.n. jedoch eine gewisse Augenscheinvalidität für die Vorschriften zum Erwerb von Feuerwaffen für private Bürger insgesamt, jedoch nicht für jenen Teil, der im Sinn der in diesem Artikel beschrieben Hypothesen. So sind z.B. Aufbewahrungsvorschriften, persönliche und Begründungsnachweispflichten für den Erwerb und Besitz von Feuerwaffen der Kat. B und C, insb. auch noch bei Überschreitungen eines Kontingents, sowie das faktische Verbot des Erwerbs von Kat. A Feuerwaffen zwar zweifelsfrei restriktiv. Aber wenn man gleichzeitig ab 18 Jahre andere Feuerwaffen und sämtliche, benötigte Ladungskomponenten (Schwarzpulver als Bestandteil von Silvesterböller) erwerben darf, die man für eine (Selbst-)Tötung mit einer Feuerwaffe benötigt, sind diese Restriktionen für die Hypothesen dieses Artikels kaum relevant.

 

 

 

"Zweitens untersuchten wir die alte Frage, ob restriktives Recht zum privaten Erwerb und Besitz von Feuerwaffen von Bedeutung ist, mit neuen Daten, die die eher engen empirischen Kontexte früherer Studien auf insgesamt 16 westeuropäische Länder und einen Zeitraum von drei Jahrzehnten anwendeten."

 

Neuer, war eher die Berücksichtigung von Daten aus 16 europäischen Ländern (Griechenland liegt ja nun nicht gerade im Westen Europas). Ob mindestens acht Jahre alte Daten immer noch neu sind, bezweifle ich, und "Bedeutung" ohne zu konkretisieren, was denn diese Bedeutung hierbei sei, empfinde ich als bedeutungslos. :teu38: Daher kommt mir der Punkt vor, als wäre nur mal eben geschwafelt worden, um einen Punkt mehr zum Aufzählen zu haben. :closedeyes:

 

 

 

"Drittens modellieren wir, anstatt uns nur auf eine bestimmte Wirkung zu konzentrieren, die Beziehung zwischen der staatlichen Restriktion beim legalen, privaten Erwerb von Feuerwaffen und vier verschiedenen Wirkungen (Selbstmord, Selbstmord, Selbstmord, Selbstmord), unter Berücksichtigung einer Reihe potenziell störender Faktoren."

 

Ja, gerade durch diesen für die Leser faktischen "Black Box"-Index der staatlichen Restriktionen, ist es eher ein Modell als Empirie. Die Auswahl der berücksichtigten Störfaktoren halte ich jedoch für deutlich suboptimal. Wichtige Faktoren, die bekannter weise stark mit Gewaltdelikten, also auch Tötungsdelikten, und mit Suizidalität korrelieren, wurden nicht berücksichtigt. Insbesondere Demografie, Bildungs- und Wohlstandsniveau fehlen hier. Wobei hier nicht nur die Unterschiede zwischen den beobachteten Ländern, sondern auch deren Entwicklungen über den untersuchten Zeitraum zu kontrollieren wären. :huh:

 

 

 

"Viertens zeigen wir, dass eine strengere Restriktionen beim legalen, privaten Erwerbe und Besitz von Feuerwaffen einen starken und robusten negativen Einfluss auf alle vier Auswirkungen hat, was bedeutet, dass die Substitution (der Tatmittel) anscheinend die kriminalitätsmindernde Wirkung der strengeren Restriktionen beim legen Feuerwaffenerwerb nicht ausgleichen kann. Um diese Behauptung überzeugend zu prüfen, ist jedoch mehr Forschung auf individueller Ebene erforderlich."

 

Gut, dass hier auch gleich die "Freizeichnung" (mehr Forschung erforderlich) dabei steht. :teu38: 

Nicht nur dass

  1. hier ein kausaler Zusammenhang behauptet wird, die hier vorgestellte Studie jedoch eine Korrelationsstudie ist und daher keine Aussage zu Ursache und Wirkung zulässt :bump:, müssten
  2. bei jedem, der auch nur ansatzweise zu wissenschaftlichen Denken fähig ist, die Alarmglocken derart schrillen, dass ein Reißen des Trommelfells unausweichlich wäre. :scare:Die bereits augenscheinlich logisch direkteren Zusammenhänge (Restriktionen legaler Feuerwaffenerwerb zu Tötungsdelikte mit Feuerwaffen und Suizide mit Feuerwaffen) korrelieren nur wenig bis mittelmäßig negativ (r = -.17 bzw. -.16) miteinander, aber die indirekteren Zusammenhänge (Restriktionen legaler Feuerwaffenerwerb zu Tötungsdelikte ohne Feuerwaffen und Suizide ohne Feuerwaffen) korrelieren hoch negativ (r = -.49 bzw. -.50) miteinander. :mega_shok:

Ein derartiges Ergebnis kann eigentlich nur aus drei Gründen entstehen

  • Zufall; um diesen möglichen Grund beurteilen zu können, erfolgen die Berechnungen der Signifikanz. Diese wird im Artikel jeweils mit P < 0.01 angegeben. Die Ergebnisse sind also hoch signifikant. Die Wahrscheinlich, dass auch nur eine der vier Korrelationen Zufall ist, liegt bei weniger als 1%. Für das Gesamtergebnis müssten jedoch auch noch alle vier Korrelationen Zufall sein. Praktisch kann Zufall als Grund für dieses Gesamtergebnis ausgeschlossen werden.
  • Rechen- bzw. Zuordnungsfehler; Durch Nachlässig- und mangelnder Aufmerksamkeit kann es natürlich immer auch simplen Rechenfehlern kommen. Um dieses zu vermeiden, werden die Studien gleich mehrfach und mehreren Personen sowie z.T. auch computergestüzt qualitätsgesichert. Wenn etwas veröffentlicht werden soll, erfolgt, außer bei Selbstveröffentlichung, darüber hinaus eine weitere Qualitätssicherung durch den Herausgeber, bzw. durch einen qualifizierten Dritte im Auftrag des Herausgebers. Daher sollte auch Rechenfehler aus Grund für das Gesamtergebnis sehr unwahrscheinlich sein.
  • Sowohl die unabhängige Variable als auch die abhängige Variable sind von einer gemeinsamen Drittvariablen abhängig. Es gibt folglich einen Faktor, oder eine Gruppe von Faktoren, der sowohl mit dem Ausmaß der staatlichen Restriktionen zum Erwerb und Besitz von Feuerwaffen als auch der Entwicklung der relativen Fallzahlen von Tötungsdelikten und Suiziden im Zusammenhang steht, wobei hier dessen Zusammenhänge mit den staatlichen Restriktionen und den Tötungsdelikten sowie Suiziden ohne Feuerwaffen deutlich stärker sind, als mit den Tötungsdelikten und Suiziden mit Feuerwaffen.

Um überhaupt eine negative Korrelation zwischen dem Ausmaß staatlicher Restriktionen beim Erwerb und Besitz von Feuerwaffen durch Bürger und Tötungsdelikten und Suiziden ohne Feuerwaffen annehmen zu können, übernahmen die Autoren die Ideen

  1. einer allgemeingültig höheren Tödlichkeit von Feuerwaffen als von anderen Tatmitteln. Also dass mit einer Feuerwaffe meilenweit vorbei zuschießen, stets wahrscheinlicher zum Tode führt, als jemanden mit einem Schwert oder einem Fallbeil den Kopf vom Körper abzutrennen :ridiculous: , und
  2. dass Menschen sich suizidieren, weil eine Feuerwaffe für sie verfügbar ist, dieses aber nicht machen, wenn ihnen statt einer Feuerwaffe andere Tatmittel wie ausreichend Morphium oder ausreichend hohe Bauwerke bzw. Erdformationen zur Verfügung stehen. :huh:

Selbst wenn die Autoren von diesen für mich völlig absurden Ideen überzeugt gewesen sein sollten, können sie die berechneten Zusammenhänge nicht erklären. Falls man der Idee eine höheren Tödlichkeit von Feuerwaffen als der von alternativen Tatmitteln folgte und für Feuerwaffen eine Tödlichkeit von .80 und für die anderen Tatmittel eine durchschnittliche Tödlichkeit von .40 annähme, ließe dieses bei einer ermittelten Korrelation von r = -.17 bei Tötungsdelikten mit Feuerwaffen für Tötungsdelikt ohne Feuerwaffen eine um dem Faktor .40 / .80 = .50 berichtigte Korrelation von r = -.085 erwarten. Errechnet wurde jedoch r = -.49. :closedeyes: Bei den Suiziden könnte man zusätzlich noch damit argumentieren, dass die Verfügbarkeit von Feuerwaffen Menschen sich suizidieren ließe. (Was sicherlich nicht nicht nur mich an die Überzeugung Siegfried Schillers denken lässt, dass die Verfügbarkeit von Schusswaffen rechtschaffene Menschen zu Gewaltstraftätern mache, vgl. Der Spiegel, Nr. 43(?)/71 ). Diese Idee ließe sich jedoch bereits dadurch überprüfen, ob Personen, für die bekannter weise zumindest grundsätzlich und zeitweise Feuerwaffen verfügbar sind, sich deutlich häufiger suizidierten als Personen, für die Feuerwaffen nicht bekannter weise verfügbar sind. Auch wenn die legalen, privaten Besitzer erst mit der Umsetzung der EU-Richtline zu Waffenregistern in den beobachteten Ländern bekannt sein dürften, so müssten die öffentlichen Dienstwaffenträger bei Militär, überlokalen Polizeieinheiten sowie der Zoll- und Forstverwaltungen bekannt sein. Angehörige dieser Personengruppen müssten sich um ein Vielfaches wahrscheinlicher suizidieren, als andere Personen, da zusätzlich auch noch der Tödlichkeitseffekt kompensiert werden müsste. Wobei sicherlich für jeden unmittelbar einsichtig ist, dass dabei nicht nur die üblichen demografischen und sozioökonomischen Variablen mit Suizidbezug zu kontrollieren wären, da im Mittel z.B. eine langjährige Tätigkeit bei der Verfolgung und Ermittlung von Gewaltdelikten gegen Kinder andere Auswirkungen auf eine Suizidalität erwarten lassen als eine eben solange Tätigkeit als Revierförster.

 

 

 

"In Anbetracht des empirischen Umfangs unserer Analyse vermuten wir, dass ein strengeres Waffenrecht in Ländern wie den USA, wo der waffenrechtliche Gesamtansatz durchaus freizügiger ist,  eine wesentlich stärkere Wirkung haben wird, als er sich in einem bereits stark regulierten Umfeld wie Westeuropa ergab."

 

In Anbetracht, dass zu Beginn des Artikels ausgeführt wurde:

Zitat

At first glance, this claim of lacking evidence on the link between policy outputs (gun regulation) and policy impacts (collective safety) seems to be an extremely bold one. There is a sizeable body of literature dealing withthe prevalence of guns and their impact on crime and violence. Yet this booming research industry suffers fromsome important shortcomings.
 First, the boom is basically driven by studies focusing on the United States (US). The reasons for the pronouncedacademic interest on the US are obvious. Contrary to other Western democracies, gun violence constitutes an almost ubiquitous fact of life in the US, notwithstanding certain variation across states (Smith & Spiegler 2017). As a result,
however, academic interest has concentrated on an extreme case, largely neglecting empirical variation in gun regulation in the rest of the world.

" Auf den ersten Blick erscheint die Aussage, es liege kein Beweismaterial für den Zusammenhang zwischen politischen Ergebnissen (Waffenregulierung) und politischen Auswirkungen (kollektive Sicherheit), als äußerst fragwürdig. Es gibt eine umfangreiche Literatur, die sich mit der Verbreitung von Feuerwaffen und deren Auswirkungen auf Kriminalität und Gewalt beschäftigt. Diese boomende Forschungsbranche leidet jedoch an einigen wichtigen Mängeln. Erstens wird der Boom im Wesentlichen von Studien getrieben, die sich auf die Vereinigten Staaten (USA) konzentrieren. Die Gründe für das starke akademische Interesse in den USA liegen auf der Hand. Im Gegensatz zu anderen westlichen Demokratien ist der Missbrauch von Feuerwaffen in den USA eine fast allgegenwärtige Tatsache, trotz gewisser Unterschiede zwischen den einzelnen Staaten (Smith & Spiegler 2017). Infolgedessen konzentrierte sich das akademische Interesse auf einen extremen Fall und vernachlässigte die empirische Variation der Waffenregulierung in der übrigen Welt weitgehend. "

 

Also in den USA ist "gun violence" fast allgegenwärtig und die Unterschiede ("gun violence" oder Waffenrecht ???) unter den Staaten der USA seien nur "certain variation". Die Forschung anhand der Daten aus den USA vernachlässigte die Unterschiede beim Waffenrecht im Rest der Welt. Aber diese Ergebnisse von Hurka & Knill anhand von Daten einiger europäischer Staaten lassen annehmen, dass in den USA hohe Restriktionen noch besser wirkten als in den untersuchten europäischen Ländern. :bad:

 

Sorry, aber das erzeugt bei mir den Eindruck von Dummheit und Arroganz. :diablo:

 

 

 

Bezüglich des Fachwissens über die Funktion und Wirkung von Feuerwaffen, des Waffenrechts in den USA und zumindest in Deutschland besteht erhebliches Verbesserdungspotential. Auch wurden offenbar sogar elementare, handwerklich Fehler bei der dem Artikel zu zugrundeliegenden Studie begangen.

  • Eine Korrelationsstudie kann keine Aussage über kausale Zusammenhänge treffen. Sie beschreibt nur beobachtete Zusammenhänge.
  • Wenn Variablen zur Operationaliserung konstruiert werden, wie hier der Index der Restriktivität der staatlichen Vorschriften zum privaten Erwerb und Besitz von Feuerwaffen, ist deren Konstruktion, auch in der konkreten Umsetzung, extrem bedeutsam für die Bewertung der Ergebnisse und sollte von den Lesern daher stets nachvollziehbar sein.
  • Wenn man erkennt, dass man sehr unterschiedliche Daten nutzt, um eine Regression zu ermitteln, sollte man dieses auch mit entsprechen Plots der Regression darstellen und die beobachteten Varianzen möglichst aufklären.
  • Als Störvariablen sollte man möglichst dann auch jene Variablen kontrollieren, die bekannter weise in Zusammenhang mit den abhängigen Variablen stehen.
  • Die ermittelten Ergebnisse sollten stets mindestens kritisch auf logische Plausibilität und alternative Erklärungsmöglichkeiten überprüft werden, statt sie mit Hilfe fragwürdiger Konzepte, selbst wenn diese von anderen übernommen werden, scheinzuplausibilisieren.

Obwohl hier quasi offensichtlich die Ergebnisse durch eine oder mehrere gemeinsame Drittvariable von der Entwicklung restriktiver Vorschriften zum Erwerb und Besitz von Feuerwaffen durch Bürger als unabhängige Variable und menschlicher Tötungen (deliktisch und Suizide), mit und insbesondere gerade ohne Feuerwaffen, als abhängige Variablen besteht, werden die ermittelten Ergebnisse kausal interpretiert. Strenge Vorschriften zum Erwerb und Besitz von Feuerwaffen führten zu weniger menschlichen Tötungen, insbesondere zu Tötungen ohne Feuerwaffen. Diese Interpretation der Ergebnisse ist falsch und die Gefahr, dass dieser Artikel und die Studie zur Begründung weiteren und Rechtfertigung von bestehen extrem restriktiven waffenrechtlchen Vorschriften missbraucht werden, erscheint mir als groß. Daher ist dieser Artikel von Hurka & Knill für mich gefährlicher Bockmist. :bad::bad::bad:

 

Nicht einmal die von Hurka & Knill unerkannte Ermittlung des Bestehens einer Drittvariablen mag ich diesen zur Güte halten, denn ich vermute, dass sich die Ergebnisse bei wirksamer Kontrolle von Effekten der Demografie, des ökonomischen Wohlstands und des Bildungsniveaus als Störvariablen weitestgehend aufheben. Also diese Störvariablen, auch die Drittvariablen sind. Wobei mein Verdacht sicherlich auch durch meinen Background moderiert sein wird. :closedeyes:

 

Euer

Mausebaer :hi:

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Geschrieben

Mausebaer, was hältst du davon, deine Einwände gegen Durchführung und Ergebnisse der Münchner Forscher direkt an beide zu richten? Das Ergebnis würde mich interessieren. 

Die entsprechende Pressemitteilung gibt dafür an, wie die Wissenschaftler zu erreichen seien:

Kontakt:
Dr. Steffen Hurka
Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft
Lehrstuhl für Empirische Theorien der Politik
Tel.: +49 89 2180 - 9038
E-Mail: steffen.hurka@gsi.uni-muenchen.de

Prof. Dr. Christoph Knill
Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft
Lehrstuhl für Empirische Theorien der Politik
Tel.: +49 89 2180 9061
E-Mail: christoph.knill@gsi.uni-muenchen.de

 

 

Geschrieben
vor 1 Stunde schrieb Faust:

Mausebaer, was hältst du davon, deine Einwände gegen Durchführung und Ergebnisse der Münchner Forscher direkt an beide zu richten? ...

 

Nichts.

 

Denn

  1. so dumm, dass die das inzwischen nicht auch wissen, können die gar nicht sein.
  2. ... und falls völlig widererwartens doch, kann man sich deren Antwort auch schenken.

Dein

Mausebaer :hi:

 

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