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IGNORED

Welche Fähigkeiten sollte man sich alles aneignen?


Andi-mit-i

Empfohlene Beiträge

Vor allen anderen hier genannten Fähigkeiten brauchst du Nervenstärke und die Fähigkeit über mehrere Wochen mit extrem stressigen Situationen fertig zu werden. Du kannst davon ausgehen, dass du Situationen beobachten und bestehen musst, deren Brutalität du dir nie vorher hast träumen lassen.

Du wirst also:

1. Erlebnisse verarbeiten müssen, wie sie Ersthelfer in Katastropheneinsätzen erleben. Dazu gehören zerfetzte, verbrannte, tiels noch lebende und im Todeskampf schreiende Menschen.

2. Vergewaltigungen

3. Folter

4. Ohnmachtgefühle (weil du nicht helfen kannst)

5. Ekel

6. Wut

7. Trauer usw.

Kurz, das volle Programm menschlicher Abgründe. Bei Bedarf erzähle ich hier gerne einige Erlebnisse meines damals 17-jährigen Vaters, der sich als Wehrmachtsangehöriger 1945 über die Elbe bei Torgau mehrere Wochen über nach Westen abgesetzt hat. Einfach nur gruselig.

Es wird aber nicht reichen sich durch Lesen etc. einen Eindruck dieser Situationen zu machen. Du wirst dich in kleinen Dosen an diese Art von Erlebnissen herantasten müssen.

Wie wäre es also mit Einsätzen in der Freiwillgen Feuerwehr als Unfallretter, Besuchen in Bürgerkriegsgebieten oder als Ersthelfer in Israel nach einem Bombenattentat auf einen Schulbus mit Kindern?

Spätestens dann wirst du feststellen, dass du vor allem eines brauchst: Gottvertrauen. Du wirst erkennen, dass du dich nicht für alle Situationen dieses Lebens "rüsten" kannst. Deiner grundsätzlichen körperlichen und seelischen Verletzlichkeit als Mensch wirst du nicht entkommen. Jedenfalls nicht durch "antrainierte Fähigkeiten".

Zur Angstbewältigung und Verringerung der Todesfurcht empfiehlt sich ein ca. 25-jähriges Studium der Zen-Meditation. Angebote gibt es inzwischen auch hier in Deutschland genug. Das ist erprobt.

Hier ein kleines Beispiel:

Ein Zen Kloster wurde von einer Horde wilder Soldaten überfallen, geplündert und angezündet. Raum für Raum drangen sie vor. Ihr Anführer drang in den Raum ein, in dem der Abt meditierend und bewegungslos saß. Der Soldat schrie ihn mit gezücktem Schwert an: "Was fällt dir ein! Wie kannst du es wagen dort sitzen zu bleiben ohne mir den nötigen Respekt zu erweisen? Weißt du nicht, dass du hier jemanden vor dir hast, der dir ohne mit der Wimper zu zucken den Kopf abschlagen kann?"

Darauf drehte sich der Abt langsam um und sagte lächelnd: "Was fällt dir ein, weißt du nicht, dass du hier jemanden vor dir hast, der dies ohne mit der Wimper zu zucken über sich ergehen lassen würde?"

In diesem Sinne,

Hinnerk

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Genau, zum Beispiel...-> KOCHEN !!!!

:rotfl2:

...

Du wirst also:

1. Erlebnisse verarbeiten müssen, wie sie Ersthelfer in Katastropheneinsätzen erleben. Dazu gehören zerfetzte, verbrannte, tiels noch lebende und im Todeskampf schreiende Menschen.

2. Vergewaltigungen

3. Folter

4. Ohnmachtgefühle (weil du nicht helfen kannst)

5. Ekel

6. Wut

7. Trauer usw.

Wichtigstes Survival-Tool: der Psychotherapeut Deines Vertrauens. :blum:

...

Wie wäre es also mit Einsätzen in der Freiwillgen Feuerwehr als Unfallretter, Besuchen in Bürgerkriegsgebieten oder als Ersthelfer in Israel nach einem Bombenattentat auf einen Schulbus mit Kindern?

Weil es sich besser überlebt, wenn man sich bereits vorher zum seelischen Wrack gemacht hat? :gaga:

Coping-Strategien entwickeln ist keine schlechte Idee. Aber wenn das so einfach ginge, wären Psychater und Psychologen arbeitslos und die Pharmaindustrie schrie noch staatlichen Überlebenshilfen. ;)

...

Zur Angstbewältigung und Verringerung der Todesfurcht empfiehlt sich ein ca. 25-jähriges Studium der Zen-Meditation. Angebote gibt es inzwischen auch hier in Deutschland genug. Das ist erprobt.

Hier ein kleines Beispiel:

Ein Zen Kloster wurde von einer Horde wilder Soldaten überfallen, geplündert und angezündet. Raum für Raum drangen sie vor. Ihr Anführer drang in den Raum ein, in dem der Abt meditierend und bewegungslos saß. Der Soldat schrie ihn mit gezücktem Schwert an: "Was fällt dir ein! Wie kannst du es wagen dort sitzen zu bleiben ohne mir den nötigen Respekt zu erweisen? Weißt du nicht, dass du hier jemanden vor dir hast, der dir ohne mit der Wimper zu zucken den Kopf abschlagen kann?"

Darauf drehte sich der Abt langsam um und sagte lächelnd: "Was fällt dir ein, weißt du nicht, dass du hier jemanden vor dir hast, der dies ohne mit der Wimper zu zucken über sich ergehen lassen würde?"

In diesem Sinne,

Hinnerk

Angstfrei Sterben; welch' geniale Überlebensstrategie! :eclipsee_gold_cup:

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@bouffie

Warum ziehst Du immer alles gleich ins lächerliche?

Hinnerk hat gar nicht so unrecht. Natürlich kann man es auch übertreiben. Ich denke, in der Dosis liegt das Gift. Um einen Verletzten zu helfen sollte man schon in der Lage sein Blut zu sehen. In einem Erste Hilfe Kurs hatten wir mal jemanden der spitzenmäßig verbinden konnte. Als dies dann unter "Realbedingungen"(sprich mit Kunstblut) geübt wurde, kippte er um und das wars. Hinnerk meinte mit Sicherheit nicht das man Kopflos in den Tod rennen sollte. Man kann aber seine Angst im Zaum halten.(sprich Selbstbeherschung trainieren). Und sich "Vorort" ein Bild zumachen hat nichts mit Abstumpfen zutun. Übrigens: die meisten Leute können sich noch nicht einmal ein Steak richtig auf den Grill schmeißen - also wäre Grundwissen im Bereich Nahrungsmittelzubereitung sicherlich nicht das verkehrteste.

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Darauf drehte sich der Abt langsam um und sagte lächelnd: "Was fällt dir ein, weißt du nicht, dass du hier jemanden vor dir hast, der dies ohne mit der Wimper zu zucken über sich ergehen lassen würde?"

Ich weiß nicht ...

... bin bekennender Pragmatiker und als solcher eher ein Verfechter einer finalen Lösung mittels einer Portion Buckshot.

Wenn man die Philosophie, die Du da vermittelst, konsequent zu Ende denkt, ergibt das eine völlige Selbstaufgabe. Und genau das ist das schlimmste, was einem in Extremsituationen passieren kann. Sicherlich kennst Du den alten, nichtsdestotrotz aber sehr wahren Spruch:

"Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren !"

Du propagierst die lächelnde Bereitschaft, sein Leben wegzuwerfen. Ich möchte Dich nicht in meinem Team haben, wenn's kritisch wird.

Deine sonstigen Worte klingen sehr nett. Sprichst Du da aus eigener Erfahrung ? Dann würde ich um einen kleinen Hinweis bitten, wo Du die gemacht hast. Hast Du selber schon mal um Dein Leben raufen müssen ? Mehrfach ? Weißt Du aus EIGENER Erfahrung, was Todesangst ist ? Oder um das Leben anderer, denen Du helfen wolltest, und die Dir unter den Händen gestorben sind ? Weißt Du, was es heißt, Personen, die Dir anvertraut sind, motivieren zu müssen, wenn die sich bereits aufgegeben haben ? Wenn Du selber schon am Zahnfleisch daherkriechst ...

Oder hast Du Dir das alles eher angelesen ... Nichts für ungut, im Moment hab ich genau den Eindruck.

Was das essen angeht, denke ich, wird hier hoffnungslos übertrieben. Es ist scheissegal, ob ein Steak exakt medium oder well-done oder schon ein bissl mehr ist: essbar ist es allemal. Wem wirklich die K***e bis OK UL steht, der hat andere Sorgen ... Essen muß dann nicht mehr schmecken, es muß bloß die Kampfkraft erhalten. Wer noch in der Lage ist, den Geschmack zu bemängeln, der ist auf Urlaub, nicht in einer Extremsituation.

Außerdem stellen ein oder zwei Tage komplett ohne feste Verpflegung überhaupt keinen Weltuntergang dar - und je nach angenommener Situation wird es in den meisten Fällen damit getan sein. Etwas körperlicher Strapazen sollte man halt gewohnt sein, Couchpotatoes, deren Übergewicht schlimmer ist als die Masse ihrer Survivalliteratur werden da schon eher ein Problem kriegen ...

Übrigens, @ bouffie:

Weil es sich besser überlebt, wenn man sich bereits vorher zum seelischen Wrack gemacht hat? gaga.gif

Unsinn. Da hat er nämlich wirklich recht.

Sich beim Roten Kreuz zu engagieren (oder vergleichbaren Organisationen), und zwar nicht im Innendienst, bringt unschätzbare Erfahrungen. Entweder lernt man's, unter extremem Streß den Überblick zu bewahren, laute und stille (das sind die ärmeren Schweine) Verletzte zu behandeln - oder man geht daran kaputt. Dann weiß man wenigstens gleich, daß man sich in bezug auf Survival auch besser keinen Illusionen hingeben sollte. In diesem Falle ist dann die Hinwendung zu einer Lebenseinstellung wie eingangs geschildert durchaus eine Lösung.

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...

Übrigens, @ bouffie:

Unsinn. Da hat er nämlich wirklich recht.

Sich beim Roten Kreuz zu engagieren (oder vergleichbaren Organisationen), und zwar nicht im Innendienst, bringt unschätzbare Erfahrungen. Entweder lernt man's, unter extremem Streß den Überblick zu bewahren, laute und stille (das sind die ärmeren Schweine) Verletzte zu behandeln - oder man geht daran kaputt. Dann weiß man wenigstens gleich, daß man sich in bezug auf Survival auch besser keinen Illusionen hingeben sollte. In diesem Falle ist dann die Hinwendung zu einer Lebenseinstellung wie eingangs geschildert durchaus eine Lösung.

Genau das!

Selten gehst Du gleich auf einen Schlag kaputt. Oft merkt der Betroffene noch gar nicht, dass er nicht mehr psychisch/seelisch so stark ist wie vorher. Menschen, die sich dort (auch für uns!!!) engagieren riskieren mehr als ihre körperliche Gesundheit und in D. unter bestimmten Konstellationen auch ihre finanzielle Gesundheit. Sie riskieren auch ihre psychische Gesundheit und damit ihre Persönlichkeit. (auch wenn es nervt, "Debriefing" macht Sinn.)

Als Vorbereitung auch psychische und seelische Belastungen sich psychisch und seelisch zu belasten ist so sinnvoll, wie ein scharfes Messer zu schärfen. Das nützt nichts, geht aber an die Substanz.

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Als Vorbereitung auch psychische und seelische Belastungen sich psychisch und seelisch zu belasten ist so sinnvoll, wie ein scharfes Messer zu schärfen. Das nützt nichts, geht aber an die Substanz.

Nein, das stimmt nicht. Dann wäre jedes Training kontraproduktiv. Kein Läufer dürfte laufen, um im laufen besser zu werden .... Merkst Du nichts ?

Gerade was seelische Belastungen angeht, hat man im Vorfeld die Chance, es durchaus dosiert anzugehen. In einem Ernstfall hat man das kaum je.

Es ist daher auch nicht zielführend, sich vorher so weit wie möglich abzuschotten, nur um hintennach sozusagen noch emotionale Reserven zu haben. Diesen Effekt gibt's nicht.

Außerdem geht's mir auch um den Test-Effekt. Hier drin leben viel zu viele in Illusionen, und es ist in ihrem eigenen Interesse, die abzubauen - auch wenn sie sich das nicht gerne eingestehen werden.

Glaub's mir: auch den psychischen und seelischen Umgang mit Krisensituationen kann man und muß man (!) trainieren. Wer beim Anblick von Blut, schlimmen und offenen Verletzungen seelisch zusammenbricht, ist nicht nur keine Hilfe, sondern behindert Hilfsmaßnahmen und würde von mir im Notfall ziemlich grob zur Seite getreten, wenn er nicht selber blitzartig verschwindet. Vor Entsetzen gelähmte Gaffer sind so ziemlich das letzte, was da gefragt ist. Noch tiefer in meiner Rangliste stehen nur noch sensationsgeile Schaulustige, das nur am Rande ...

Es ist ziemlich genau so, wie wenn jemand zwar nicht schwimmen kann, aber ganz überzeugt ist, im Ernstfall würde er es schon können. Kann schon sein, daß sich einzelne wirklich über Wasser halten können, und selbst dann stellt sich die Frage, wie lang. Das Gros derer, die eine Auseinandersetzung mit der Materie bis dahin vermieden haben, wird aber untergehen. Und da rede ich jetzt nicht von der gewissenhaften Lektüre eines Büchleins über schwimmen ...

Es hilft alles nichts: auf Extremsituationen, auch emotionale, kann man sich nur vorbereiten, indem man sich sukzessive dran gewöhnt.

Wer dabei auf der Strecke bleibt - ja sorry, der soll auch keinen Gedanken an irgendwelche Survivalmaßnahmen verschwenden, sondern sein Leben genießen, solange er kann - und möglicherweise wird er nie in die Lage kommen, eine Krise meistern zu müssen. Es sei ihm vergönnt.

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...

Training in Deinem Sinn wäre Coping, nicht die psychische Belastung selbst.

Wenn Du hier einen Vergleich mit körperlichen Belastungen willst: Einen Couch Potato kann man vielleicht einmal ohne erkennbaren Schaden durch einen Triathlon scheuchen. Wenn Du ihn am nächsten Morgen gleich wieder in einen Triathlon scheuchst, kannst Du Dir den Zusammenbruch an den Fingern abzählen.

Während körperliches Training bei jedem bereits einfach durch leichte körperlich Belastungen initiert wird, wenn keine Vorschäden vorliegen, ist das mit Coping leider nicht möglich. Denn dann würden zunehmende psychische Belastungen zu zunehmender psychischer Stabilität führen. Jedoch ist das Gegenteil der Fall. Allzuhäufig fehlen wirksame Copingstrategien sogar völlig.

Nicht jeder reagiert gleich bei psychischen Belastungen. Das liegt zum einem an persönlichen Reserven und Attributionen sowie zum anderen an individuellen Schutzmechanismen. Die Schutzmechanismen (Coping, soziales Netz, ... ) werden aber anders als das Muskelwachstum nicht durch die Belastung selbst initiert. Im Gegenteil, sie können z.T. durch Abnutzung oder Überlastung sogar wegbrechen oder gar durch eine belastungsbedingte Störung selbst zu einer (weiteren) Belastung werden (Familie, Kollegen, ... ).

"Was uns nicht umbringt, das macht uns härter." ist bereits bei körperlichen Belastungen mit Einschränkungen zu sehen. Bei psychischen Belastungen ist diese Aussage erst recht mit Vorsicht zu betrachten.

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@ bouffie:

Gebe dir vollkommen recht in deiner Aussage! :appl:

Habe nur noch eine Kleinigkeit hinzuzufügen: Bei jeder psychischen Extremsituation, sei es ein Unfall mit Verletzten, medizinische Notfälle, Katastrophen, o.ä. wird die Psyche eines Jeden, und sei er noch so erfahren, belastet.

Dies ist allerdings kein Problem solange er ein Ventil hat um seinen Stress und die angestauten Emotionen abzubauen.

Und genau hier sind Familie, Arbeitskollegen und Freunde unabdingbar. Denn solange ich mit meinen vertrauten Personen über Dinge die mich belasten reden kann brauche ich auch keinen Psychiater.

Gruß Lou

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"Was uns nicht umbringt, das macht uns härter." ist bereits bei körperlichen Belastungen mit Einschränkungen zu sehen. Bei psychischen Belastungen ist diese Aussage erst recht mit Vorsicht zu betrachten.

Servus,

wir meinen möglicherweise recht ähnliches, reden aber dennoch aneinander vorbei (Lou teilweise auch).

Was Ihr meint, sind psychische Überlastungen ! Wie hoch das Niveau bei jedem einzelnen liegen muß, um in den Überlastungsbereich zu kommen, ist individuell verschieden.

Klassisches Beispiel wurde oben schon genannt: jemand fällt in Ohnmacht beim ersten Anblick eines Tropfens Blut. Das ist für DEN schon eine Überlastung (wenngleich ich derlei Probleme wirklich schon für lächerlich halte).

Eine Belastung hingegen muß keineswegs zwangsweise zu Traumata führen - wenn der Betreffende eben stufenweise, dosiert daran herangeführt wurde.

Übrigens rate ich Dir, Dich ein wenig mit physischer Trainingslehre zu beschäftigen. Es sind ausschließlich dosierte Überlastungen, die die körperliche Leistungsfähigkeit steigern ! Solang einer nur das tut, was er immer schon ohne erhöhte Anstrengung geschafft hat, wird er nie stärker. Dein Beispiel mit dem Cuochpotatoe auf einem Triathlon geht vollkommen in die Hose, weil genau das ist eine dumme, verantwortungslose, viel zu hohe Dosis einer Überlastung. Genauso wär's einen RK-Jungmann sofort zu einem Bombenattentat zu schicken. Sowas hab ich aber nie angesprochen.

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Da scheine ich euch ja richtig wach gerüttelt zu haben! :)

Mir ging es in meinem Posting darum die psychische Komponente in's Spiel zu bringen. Ohne psychische Belastbarkeit in Extremsituationen nützen dir die besten "antrainierten Fähigkeiten" nix.

Zur emotionalen Belastung in Fluchtsituationen: Mir hat neulich ein vertrauenswürdiger Mensch, männlich, Anfang 70 von seiner Familiengeschichte erzählt. Die Kurzfassung geht so: Mutter mit zwei Kindern flieht im Winter über das zugefrorene Haff gegen Ende des Zweiten Weltkriegs nach Westen. Die teilweise dünne Eisdecke bricht ein und der Schlitten mit den beiden Kindern versinkt. Eins der Kinder, er selbst, wird gerettet, sein Bruder versinkt und ist weg. Einfach weg. Von einem auf den anderen Moment. Wer selber Kinder hat kann sich vorstellen, was das für Eltern bedeutet.

Die psychischen Belastungen kann man sich ausmalen. Ich prophezeie "Leistungseinbußen". Manchmal bezweifle ich, ob man sich auf solche Grenzsituationen überhaupt vorbereiten kann.

Hinnerk

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...

Eine Belastung hingegen muß keineswegs zwangsweise zu Traumata führen -

Richtig.

Es gibt aber auch schon unterhalb des Niveaus eines Traumas Wirkungen.

wenn der Betreffende eben stufenweise, dosiert daran herangeführt wurde.

Falsch.

Wenn der Betreffende bereits ausreichend wirksame Schutzmechanismen besitzt, hilft ihm die stufenweise Steigerung, sich auf seine Schutzmechanismen zu verlassen, was i.d.R. wiederum zu einer günstigeren Attribution der Stressoren führt. Fehlen Schutzmechanismen oder reichen sie nicht aus, führt jede Belastung zu einer weiteren Schwächung oder schlimmer gar zu bedenklichen "Fehl"-Attributionen.

... Genauso wär's einen RK-Jungmann sofort zu einem Bombenattentat zu schicken. Sowas hab ich aber nie angesprochen.

Aber Hinnerk und um nichts anderes ging es die ganze Zeit.

Jedoch auch bei einem "altgedienten, erfahrenen Hasen" wäre ich mir nicht sicher, dass das folgenfrei bleiben würde. :huh:

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Wenn der Betreffende bereits ausreichend wirksame Schutzmechanismen besitzt, hilft ihm die stufenweise Steigerung, sich auf seine Schutzmechanismen zu verlassen, was i.d.R. wiederum zu einer günstigeren Attribution der Stressoren führt. Fehlen Schutzmechanismen oder reichen sie nicht aus, führt jede Belastung zu einer weiteren Schwächung oder schlimmer gar zu bedenklichen "Fehl"-Attributionen.

Siehst Du, genau deshalb meine ich: wir reden vom selben, nur aneinander vorbei.

Was Du da schilderst, sind eben keine Be-lastungen in der von mir verwendeten Definition mehr, sondern bereits zu hohe, destruktive Über-lastungen.

Ansonsten: d'accord.

Aber Hinnerk und um nichts anderes ging es die ganze Zeit.

Schon klar. Wenn man seine Aussage nur so nimmt, wie sie dasteht, war ich ja auch immer bei Dir. Mir ging's aber um den Gedanken, daß man sich tatsächlich auch psychisch fit machen könne und müsse - natürlich nicht, indem man einfach ins kalte Wasser geschmissen wird.

Wer das praktiziert, was Hinnerk vorgeschlagen hat, sollte sinnvollerweise schon einen sehr langen Weg hinter sich haben, wenn er das verkraften will.

Jedoch auch bei einem "altgedienten, erfahrenen Hasen" wäre ich mir nicht sicher, dass das folgenfrei bleiben würde. :huh:

Kommt wieder "nur" auf die Situation an. Jeder kann irgendwann mal an eine Situation kommen, die ihm schlichtweg zuviel ist.

Im Grunde also auch hier d'accord.

:s75:

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Siehst Du, genau deshalb meine ich: wir reden vom selben, nur aneinander vorbei.

Was Du da schilderst, sind eben keine Be-lastungen in der von mir verwendeten Definition mehr, sondern bereits zu hohe, destruktive Über-lastungen.

Ansonsten: d'accord.

Ähm, Sicher? :huh:

Ich bezog mich jetzt auf Deine stufenweise Gewöhnung.

Die Aussage von mir war vereinfacht, dass der, der ohnehin schon gute Schutzmechanismen besitzt etwas besser wird. Der, der da nicht so gut ausgestattet aber immer anfälliger wird oder gar in eine "Abwärtsspirale" geraten kann.

Schon klar. Wenn man seine Aussage nur so nimmt, wie sie dasteht, war ich ja auch immer bei Dir. Mir ging's aber um den Gedanken, daß man sich tatsächlich auch psychisch fit machen könne und müsse - natürlich nicht, indem man einfach ins kalte Wasser geschmissen wird.

Wer das praktiziert, was Hinnerk vorgeschlagen hat, sollte sinnvollerweise schon einen sehr langen Weg hinter sich haben, wenn er das verkraften will.

Nein,

wem so etwas, wie Hinnerk vorgeschlagen hatte, widerfährt, sollte so viel qualifizierte Unterstützung bekommen wie möglich und hoffentlich zu den Menschen gehören, die auch so schon gut geschützt waren.

Kommt wieder "nur" auf die Situation an. Jeder kann irgendwann mal an eine Situation kommen, die ihm schlichtweg zuviel ist.

Im Grunde also auch hier d'accord.

:s75:

Nein,

es muß nicht die eine große Traumasituation sein. Du mußt nicht erst einen Bombenanschlag auf Dich in Kundus überleben, bei dem vor Deinen Augen Deine Kameraden sterben. Auch scheinbare Kleinigkeiten können sich kummulieren, wenn Du nicht gut (weil ein wirkliches "richtig" gibt es wohl nicht) mit ihnen umgehen kannst und nicht passend unterstüzt wirst.

Es hat seinen Sinn, dass die Bw inzwischen die Soldaten, bevor sie in den Auslandseinatz gehen, durch einen Fragenbogen und ein Interview scheucht und auch nachdem sie aus dem Einsatz zurück sind, eine Nachbereitung macht; gerade auch dann, wenn eben scheinbar nichts passiert ist. Dass der Fragebogen etwas schräg erscheint, weil aus Gründen der Vergleichbarkeit offensichtlich psychologische Standartfragebögen verwendet werden, und man Zweifel an der Qualität des einzelnen Interviews und der Nachbereitung haben kann, ist klar. Aber man bemüht sich wenigstens, "Vorschäden" und während des Einsatzes entstandene "ungünstige Entwicklungen" zu entdecken. :AZZANGEL:

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Ich möchte hier zwei Beispiele bringen. Beim ersten ist Blut geflossen, beim zweiten grad nicht.

Vor einem Jahr (oder warens zwei?) hab ich mich in der Firma verletzt. War ein Unfall, hab mir die Hand bzw einige Finger an einer Hand teilweise recht tief aufgeschnitten. In der Mitte hab ich irgendwas weisses durchscheinen sehen, wäähh. Pflaster drüber und weiter, auf die Teile wird bereits gewartet. Ja, wir hatten zu der Zeit Stress. Das Blut ist aber fleissig weitergeronnen, also das alte Pflaster weg und ein Neues drauf. Und damit ich nicht alles vollblute gleich ein Zweites drüber. Wehgetan hats eigentlich nicht wirklich, obs am Schock lag oder am Stress - keine Ahnung. Gab eine richtig schöne Narbe ab, irgendwann verdickt das Blut und dann ist es zu spät um noch was nähen zu können. Ein bisschen schwindlig wurde mir schon, das aber eher beim Anblick der Wunde. Nur...schwindlig...keine Zeit für so nen Scheiss.

Ich habe mal richtig geputzt bei mir zuhaus. Also nicht nur das was man sieht und soweit man unter das Sofa kommt sondern so richtig mit Sofa verschieben und die Unterseite derselben absaugen, den freigewordenen Boden richtig wischen und nicht bloss zusammenkehren usw. Ich bin Single, ca. zweimal pro Jahr reicht mir das. Irgendwann vorher ist mir aber eine Bierflasche zerbrochen und der Kronkorken ist mit dem Rest an Glas, quasi lanzenförmig, nach oben liegengeblieben. So unterm saubermachen, barfuss, hab ichs zufällig aus dem Augenwinkel gesehen. Knapp daneben, vielleicht vier - fünf cm weiter links und ich hätte meine Ferse genau auf die Spitze der Lanze gesetzt. Eigentlich ist übehaupt nichts passiert. Eigentlich hatte ich einfach nur Glück. Ich war aber nicht glücklich, im Gegenteil. Musste mich hinsetzen und mir wurde abwechselnd heiss und kalt. Das Heisse hat sich vom Fuss weg ausgebreitet, linker oder rechter weiss ich nicht mehr, jedenfalls hab ich immer wieder mit Erstaunen festgestellt, dass ich nicht verletzt bin. Trotzdem MUSSTE ich mich hinsetzen.

Wenn jetzt die Frage laut wird, ob man Blut sehen kann .... da muss ich nur müde lächeln. Weil ich so eine Frage nicht beantworten kann.

Gott zum Gruss david

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Spätestens dann wirst du feststellen, dass du vor allem eines brauchst: Gottvertrauen. Du wirst erkennen, dass du dich nicht für alle Situationen dieses Lebens "rüsten" kannst. Deiner grundsätzlichen körperlichen und seelischen Verletzlichkeit als Mensch wirst du nicht entkommen. Jedenfalls nicht durch "antrainierte Fähigkeiten".

Teilweise stimme ich dir ja zu. Aber es ist in Extremsituationen auch äußert hilfreich, wenn man sich, was nicht jedem gegeben ist, eine gehörige Portion Ignoranz und Egoismus zulegt, falls man nicht schon darüber verfügt. Die Bereitschaft zum reflexartigen Töten, ist in den von dir beschriebenen Extremszenarien sicher auch kein Hindernis.

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Ich möchte hier zwei Beispiele bringen.

...

Wenn jetzt die Frage laut wird, ob man Blut sehen kann .... da muss ich nur müde lächeln. Weil ich so eine Frage nicht beantworten kann.

Gott zum Gruss david

Hi David,

klingt nach physiologischen Reaktionen. Also quasi Hardware und BIOS, weniger Betriebs- und Anwendungs-Software. ;)

Im ersten Fall war wahrscheinlich durch den Stress Dein vegetatives Nervensystem bereits "aktiviert" und Du auch schon hormonell auf Flucht/Kampf konditioniert. Dein Körper war darauf eingestellt ggf. auch verletzt zu werden.

Im zweiten Fall scheinst Du Putzen recht entspannt zu sehen. :) Erst die überraschende Bedrohung durch den Glassplitter :shok: hat den Stress ausgelöst, auf dem hin Dein Körper versuchte sich schnellstens Kampf-/Fluchtbereit zu machen. Nur hatte der es dabei deutlich mit der Eile oder dem Ausmaß übertrieben, so dass es auch unmittelbar zu einer entgegengesetzten regulatorischen Reaktion kam.

Da die Bedrohung nicht andauerte, war sich hinzusetzen, durchzuatmen und sich einfach alles wieder einzuregeln zu lassen genau richtig. :icon14:

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Nein,

wem so etwas, wie Hinnerk vorgeschlagen hatte, widerfährt, sollte so viel qualifizierte Unterstützung bekommen wie möglich und hoffentlich zu den Menschen gehören, die auch so schon gut geschützt waren.

Ich geb's auf. Davon rede ich doch ....

Ich steig aus dem Thread aus, da wird mir zu viel zerredet, während meine konkreten Fragen von Hinnerk noch immer unbeantwortet sind ... und ich immer noch den Eindruck habe, daß hier überwiegend Theoretiker die weisen Ratschläge geben.

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Ich geb's auf. Davon rede ich doch ....
Mag sein, aber geschrieben hattest Du:
...

Wer das praktiziert, was Hinnerk vorgeschlagen hat, sollte sinnvollerweise schon einen sehr langen Weg hinter sich haben, wenn er das verkraften will.

Zumindest ich bin nicht in der Lage, Deine Gedanken zu lesen, um zu erfahren, was Du sagen wolltest. :AZZANGEL: Ich dachte, es hätte da noch ein Dissens bestanden. :drinks:

ps: Die "Länge des Weges" muß nicht mit dem "Ausmaß des Schutzes" positiv korrelieren.

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Vielleicht sollt man mal auf Urlaub in ein fremdes Land reisen? Muss ja nicht gleich extrem sein.

Ein Freund von mir macht das über den Jahreswechsel. Fliegt alleine nach Marocko und hat nur seinen Rucksack mit. Irgendein extremes Land wie Afghanistan wär da eh nur kontraproduktiv, soll ja auch noch ein wenig Urlaub sein. Auf sich alleine gestellt durch ein fremdes Land wo man weder Kultur noch Sprache kennt, das hat schon was. Für mich wär das nix, ich bin kein Einzelgänger.

Der macht keinen Cluburlaub, der fliegt hin und will in der ersten Woche ~700km an der Küste hochfahren, viel frischgefangenen Fisch verspeisen, mal im Hotel und mal quasi neben der Strasse schlafen. Die zweite Woche will er im Landesinneren zubringen.

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Was das essen angeht, denke ich, wird hier hoffnungslos übertrieben.

Ich sags nochmal, es geht nicht drum ein Steak medium oder rare zuzubereiten, es geht mir darum, einfache, lebenserhaltende Lebensmittelherstellungsprozesse zu kennen. Also Brotbacken, Tiere Zerlegen, Wandlung von ungenießbaren/giftigen zu genießbaren/nahrhaften Sachen.

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Ich würd auch sagen Nahrung beschaffen. Was ist essbar, was nicht. Wie jage ich (und was), z.B. Fallenstellen, Angeln. Dann Wasser (wenn das nicht sogar an 1. stehen sollte), Wassersuche- und aufbereitung. Versorgung von Wunden und Brüchen, Bau von Notunterkünften, Wetterschutz. Dann kommt Landnavigation, GPS und auf jeden Fall Umgang mit Karte und Kompass, bzw. nach den Sternen.

Fitness ist klar, aber nur schwer eine erlernbare Fähigkeit, im Notfall auch sicher nicht Nr. 1. Erst dann kommen andere Sachen, je nachdem wo auf dieser Welt der "Survivel-Fall" oder von mir aus "V-Fall" eintritt... Beherrschen von verschiedenen Transportmöglichkeiten, vom Reiten übers Skifahren, Motorradfahren bis hin zum Motorboot oder Fluggerät. Dann, auch Situationsabhängig, Selbstverteidigung und Waffenkunde. Das geht schon aber in Richtung SERE und hat mit dem "normalen" Survivel eher nix zu tun. Das aus dem ersten Absatz sollte also ausreichend sein.

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Ich denke, welche Fähigkeiten man braucht, hängt von der Krise ab, auf die man vorbereitet sein möchte.

Je allgemeiner anwendbar die Fähigkeiten sind, desto öfter kann man sie brauchen.

-Nahrung zubereiten

-Nahrung haltbar machen

-Nahrung erkennen im derzeitigen Umfeld

welche Kräuter kann ich in Essen, welche Früchte, welche Wurzeln.

-Erste Hilfe

-Anatomie und Physiologie um zu erkennen, was mit dem eigenen Körper vorgeht

-Fitness ist immer gut.

-Stressresistenz/Umgang mit Stress. Nicht im Sinne von Abhärten. Aber den Umgang mit einem Adrenalinstoß kann man durchaus trainieren. Und in einer Notsituation ist Panik das letzte, was man brauchen kann.

-Ganz wichtig: Den Umgang mit der eigenen Ausrüstung lernen. Die tollste Ausrüstung verliert deutlich an Nutzwert, wenn man in einer Krise erstmal das Handbuch lesen muß.

Hmm, einige Sachen davon sollte ich wohl auch mal wieder machen.

Vor allem Erste-Hilfe Kurs und Fitness...

Kilian

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