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BRASILIEN - Wer hat Informationen zur Entwicklumg


reini

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Hallo,

vor einiger Zeit wurde der legale Besitz von Waffen in Brasilien deutlich eingeschränkt. Ich erinnere mich an ein Foto wo Gewehre auf dem Scheiterhaufen öffentlichkeitswirksam verbrannt wurden.

Gibt es Informationen zur Entwicklung der Kriminalität nach diesem Einschnitt. Normalerweise müsste die Entwicklung wie in GB und in Australien verlaufen. Gibt es Daten hierzu ???

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Brasilien ist kaum mit Australien, geschweige GB zu vergleichen.

In Brasilien, gerade in den grösseren Städten, töten sich die Mitmenschen gleich reihenweise für ... nichts oder wenig (aus unserer Sicht gesehen!)

Polizei- Militärangehörige verdienen sich teilweise gerne mal ein Zubrot, um den Willen und Wünschen einiger Geschäftsleute nachzukommen und "bereinigen" deren Viertel von unwillkommenden einheimischen Strassenbewohnern.

Wer es sich leisten kann, lebt hinter 2,50 m hohen Mauern, einbetonierten Glasscherben von der Länge einer Veltinflasche, dem Deutschen Schäferhund nachts ums Haus streifend ....

Selbst als Fahrradfahrer oder Fussgänger hast du kaum Chancen, wenn du nicht rechtzeitig und schnellstens beiseite springst, sobald sich der PKW mit einem Höllentempo nähert.

Wenn du sichtlich weiss bist und einen z. B. (nur) VW fährst, darfst du sogar gemeinsam mit der Polizeistreife bei rot über die Kreuzung fahren. eek2.gif

Erfahrungen aus dem Jahre 1989.

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Ich weiß leider keine Details zum neuen brasilianischen Waffenrecht. Angesichts der kurzen Dauer seit der Neuregelung lassen sich wohl auch keine "Ergebnisse" zeigen (und wie sollten die auch aussehen...).

Soweit ich gehört habe, wird in Brasilien aber keineswegs das Recht auf privaten Waffenbesitz abgeschafft; wenn ich mich richtig an einen entsprechenden Zeitungsartikel erinnere, wurde aber das Waffenführen wesentlich verschärft (im Artikel wurde herausgehoben, dass sich Legalwaffen und -Munition nun nur noch auf dem eigenen Grundstück - eben wie in D auch - befinden und im Regelfall nicht mehr außerhalb geführt werden dürften).

Auf die kriegsähnlichen Zustände in den Favelas der Großstädte wird die Gesetzesverschärfung mit Sicherheit keine nennenswerten Auswirkungen haben; die Drogenmafia, die dort regiert, wird sich um das neue Gesetz einen feuchten Kehricht scheren. Die Polizei geht dort, wie schon in Reportagen gezeigt wurde, meist nur noch in paramilitärischen Verbänden und mit Sturmgewehren ausgerüstet hinein (um lebend wieder herauszukommen).

Was die legalen Waffen rechtstreuer Durchschnittsbrasilianer mit den Verhältnissen in der Kriegszone der Favelas und den rechtsfreien Räumen in gewissen ländlichen Gegenden (Amazonas, Nordosten, wo z.T. regelrecht Jagd auf Ureinwohner oder landlose Campesinos gemacht wird) zu tun hat, ist mir sowieso ein Rätsel. Es ist eben wie hier: Politikeraktionismus ("wir tun ja was, und sind nicht machtlos"...).

Gruß,

karlyman

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  • 2 weeks later...

@reini

In Antwort auf:

vor einiger Zeit wurde der legale Besitz von Waffen in Brasilien deutlich eingeschränkt. Ich erinnere mich an ein Foto wo Gewehre auf dem Scheiterhaufen öffentlichkeitswirksam verbrannt wurden. Gibt es Informationen zur Entwicklung der Kriminalität nach diesem Einschnitt. Normalerweise müsste die Entwicklung wie in GB und in Australien verlaufen. Gibt es Daten hierzu ???


Heute ist dazu in der "Stuttgarter Zeitung" (28.08.04) ein Artikel:

In Antwort auf:

"Brasilianische Rückgabekampagne gegen Geld ist ein Riesenerfolg - Pilotprojekt zeigt, dass die Kriminalitätsrate sinkt ... Ein Pilotprojekt im Bundesstaat Paraná in der ersten Jahreshälfte zeigt, dass mit der Abgabe der Waffen auch die Kriminalitätsrate um 30 Prozent sank."


Link (leider nur für Abonnenten)

StZ vom 28.08.04, von Wolfgang Kunath, Zitat:

Eine einzige Familie liefert 1300 Waffen ab

Brasilianische Rückgabekampagne gegen Geld ist ein Riesenerfolg - Pilotprojekt zeigt, dass die Kriminalitätsrate sinkt.

RIO DE JANEIRO. Deutlich mehr Bürger als erwartet haben in Brasilien Pistolen und Gewehre bei der Polizei abgeliefert - so viele, dass die Regierung die Summe für den Aufkauf erhöhen will. Die Entwaffnungskampagne hat hohen Symbolwert.

Eine Familie hat auf einen Schlag 1300 Waffen abgegeben. Die Übergabe des Arsenals eines vor acht Jahren verstorbenen Waffensammlers ist der bisher spektakulärste Erfolg der Entwaffnungskampagne, die seit Mitte Juli läuft. Die Kollektion, die die Familie des Waffennarrs in einem Schuppen aufbewahrte, wurde auf einem Lastwagen zur Untersuchung und Vernichtung nach São Paulo gefahren, eskortiert von einem Polizeihubschrauber und zwei Begleitfahrzeugen voller bewaffneter Polizisten. Die Sammlung enthielt neben großen Mengen an Revolvern und Gewehren auch Granaten und Mörser. Ein Polizeisprecher sagte, die Familie könne mit umgerechnet bis zu 55.000,- Euro rechnen.

Der Staat kauft Waffen, die sich in Privathand befinden, nach bestimmten Tarifen auf. Für einen Revolver werden, je nach Kaliber, zwischen 27 und 54 Euro bezahlt, die Abgabe von Gewehren honoriert der Staat mit 81 Euro. Maschinengewehre sind 162 Euro wert, für noch schwereres Kriegsgerät kann die Vergütung weitersteigen.

Die Kampagne übertrifft bisher alle Erwartungen. Bereits an den ersten sieben Arbeitstagen wurden in ganz Brasilien 10.246 Waffen abgeliefert. Mancherorts gibt es Wartezeiten. Die Behörden hatten damit gerechnet, dass Privatleute bis zum 29. Dezember, dem letzten Tag der Abgabefrist, etwa 80.000 Waffen aushändigen würden. Jetzt hofft Justizminister Márcio Thomaz Bastos, dass die Zahl bis zum Jahresende auf 150.000 oder 200.000 steigt. Die etwa drei Millionen Euro, die die Regierung für die Ankäufe eingeplant hat, sollen aufgestockt werden.

Einer UN-Statistik zufolge ist Brasilien das Land mit der vierthöchsten Mordrate der Welt; rund 40.000 Menschen sterben jährlich durch Schusswaffen. Dass sich die organisierte, mit dem Drogenhandel verknüpfte Kriminalität, die die Großstädte zum Teil zu lebensgefährlichen Orten macht, von der Regierungskampagne beeindrucken läßt, hatten allerdings auch die größten Optimisten unter den Verfechtern der Aktion nicht angenommen. Typische Waffenablieferer der ersten Stunde waren etwa alte Damen, denen das Schießzeug ihrer verstorbenen Ehemänner unheimlich geworden war.

Aber zum einen hat die Kampagne in einem gewalttätigen Land einen hohen symbolischen Wert. Zum anderen soll die Zahl der Schüsse, die bei privaten Streiereien im familiären Bereich oder bei leidenschaftlichen Auseinandersetzungen in Bars oder im Straßenverkehr abgegeben werden, verringert werden. Ein Pilotprojekt im Bundesstaat Paraná in der ersten Jahreshälfte zeigte, dass mit der Abgabe der Waffen auch die Kriminalitätsrate um 30 Prozent sank.

Die Kampagne gehört zu den Bemühungen der Regierung, den Schusswaffenbesitz und -gebrauch deutlich einzuschränken. Waffen sollen künftig registriert werden, der Besitz nicht angemeldeter Waffen soll mit bis zu sechs Jahren Haft bestraft werden. Nachdem im Dezember ein entsprechendes Gesetz verabschiedet wurde, soll im Oktober 2005 eine Volksabstimmung über das Verbot des freien Waffenverkaufs folgen. Die brasilianische Waffen- und Munitionsindustrie ist die sechstgrößte der Welt. In der Vergangenheit sind mehr als 50 Gesetzesentwürfe zur Regulierung des Waffenbesitzes eingebracht worden, die aber alle scheiterten.

Von Wolfgang Kunath

(Zitat Ende)

eek2.gifconfused.gif

Ciao

Webley

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In Antwort auf:

Typische Waffenablieferer der ersten Stunde waren etwa
alte Damen,
denen das Schießzeug
ihrer verstorbenen Ehemänner
unheimlich geworden war.


i.V.m.

In Antwort auf:

Ein Pilotprojekt im Bundesstaat Paraná in der ersten Jahreshälfte zeigte,
dass mit der Abgabe der Waffen auch die Kriminalitätsrate um 30 Prozent sank.


Wenn in Deutschland die Altersversorgung endlich brasilianisches Niveau erreicht haben wird ... eek2.gifeek2.gifeek2.gif

Euer

Mausebaer cool.gif

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Ich möchte mal wissen, wie der kausale Zusammenhang ermittelt wurde zwischen der freiwilligen Abgabe der Waffen und einem Rückgang der Kriminalität um satte 30%? confused.gif

Wer da die Waffen abgegeben hat, dürfte wohl kaum zu der Klientel gehören, die damit Straftaten plant/durchführt.

Die oben stehende Behauptung halte ich für reines Wunschdenken; direkt ausgedrückt, für Murks..

Gruß,

karlyman

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Is' doch ganz einfach. tongue.gif Weil die Omis jetzt soooooo viiiiiiieeeeeel Kohle für die alte Schießeisen ihrer verstorbenen Ehemänner bekommen, brauchen sie sie ja auch nicht mehr, um sich ihren Lebensunterhalt mit Raubüberfällen zu finanzieren. 021.gif021.gif021.gif

Gaaaaaanz einfach! grlaugh.gif

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