Zumal noch dazu der Nutzen der Begutachtung sehr, sehr fragwürdig ist.
Schließlich ist es ja so, dass dieses *** in Graz gerade erst seine WBK für die Kat-B-Waffe (Pistole) bekommen haben kann (Mindestalter in AT wohl 21 Jahre).
Und dazu gehört, soweit ich das österreichische Waffenrecht richtig im Kopf habe, eine MPU für alle Altersklassen!
Diese muss er somit gerade hinter sich gebracht haben.
Es ist nun einmal nicht besonders schwer, sich für ein vielleicht halbstündiges Gespräch zu verstellen.
So lästig und drangsalierend ich die Zugangshürden (Mindestzeit im Schießsportverein mit Mindesttraining oder alternativ den Jagdschein, bei dem man sogar viel mehr Stunden mit anderen zusammen im Lehrgang verbringt – selbst beim Intensivkurs sind es ja schnell 200 Stunden in der Gruppe) für alle ehrlichen und anständigen LWB finde, so muss ich doch, auch aus eigenem Erleben, sagen, dass dies wahrscheinlich die sehr viel wirksamere Schutzmaßnahme ist als so ein einzelnes Psychologengespräch.
Es ist ja sehr eindeutig so das bei praktisch allen der letzten bekannten Amoktaten mit Legal vom Täter besessenen Waffen in Deutschland es keine Sportschützen oder Jäger waren die diese Taten begangen haben, sondern die Täter sich nur unter diesem Vorwand die waffenrechtliche Erlaubnis erschlichen haben in dem sie für kurze Zeit eine Rolle gespielt haben. Das aber über einen längeren Zeitraum zu machen ohne das es auffällt, das ist zwar nicht unmöglich, aber doch viel schwieriger.
Es kommt zum Glück nur sehr, sehr selten vor, aber es gibt die Fälle, in denen nicht nur einer ein schlechtes Gefühl hat und dem Interessenten das Fernbleiben nahegelegt wird. Meist zwar eher wegen unbelehrbarem Leichtsinn bzw. Rücksichtslosigkeit, aber manchmal auch aus anderen Gründen, genauer: wenn sich der Eindruck aufdrängt das da jemand sich nach einem "Machtinstrument" sehnt.
Natürlich ist selbst von dem zum Glück nur wenigen die auffallen nicht jeder ein potentieller Amokläufer, aber wenn gleich mehrere ein ungutes Gefühl haben, dann lieber auf Nummer sicher gehen.
Und ich hoffe sehr, dass – sollte das Thema Verschärfung hier auch wieder aufkommen – die Verbände bereits sehr früh darauf hinweisen, dass wir hier schon ein sehr viel strengeres Waffenrecht haben, eben aufgrund der Vorkommnisse von Erfurt (strenge Bedürfnisprüfung mit Mindestzeiten) und Winnenden (Aufbewahrung mit Kontrolle).
Das hat man ja z. B. in Halle und Emsdetten gesehen, wo die unzuverlässigen Waffen und Munition/Pulver Schlimmeres verhindert haben.
Wir wissen es natürlich nicht sicher, aber ich vermute stark, dass – wenn zu diesen Zeitpunkten noch die Regeln gegolten hätten, die vor Erfurt galten – bei einem oder beiden Anschlägen möglicherweise andere Waffen im Spiel gewesen wären.
Dann hätten die Opferzahlen ganz anders ausgesehen.
Letztendlich muss man ehrlich sein – solche Taten lassen sich leider nicht vollständig verhindern, selbst bei einem Totalverbot nicht.
Andererseits bin ich mir sehr sicher, dass wir ohne die bestehenden Zugangshürden tatsächlich viel mehr solcher Fälle hätten.
Es ist nun eine Frage, welches Verhältnis zwischen Einschränkung/Gängelung der ehrlichen und zuverlässigen LWB, die einfach nur ihrem Sport, ihrem Hobby oder manchmal auch Broterwerb nachgehen wollen, und dem Restrisiko man gesellschaftlich akzeptieren will.
Die eine Seite, die selbst kein Interesse an dem Sport und der Jagd hat, kombiniert mit bestimmten politischen Ansichten, schreit natürlich – wie immer – nach einem Totalverbot. Von der anderen Seite wollen viele am liebsten alle Restriktionen abgeschafft sehen.
Tatsächlich sind solche Taten als Einzelereignis sehr schrecklich, aber zum Glück auch sehr sehr selten.
Dadurch ist die reale Gefahr das man selbst oder ein Angehöriger Opfer eines solchen Ereignisses wird tatsächlich einige hundert mal kleiner als das ein Lottospieler einen Sechser mit Superzahl tippt. Um Größenordnungen kleiner als ein tödlicher Unfall auf dem Weg zur Schule/Arbeitsstätte/Einkaufen.
Und immer noch um Faktor 10 kleiner als im letzten Jahr bei einem Anschlag mit Auto oder Messer zu sterben.
Bei der Frage nach den Maßnahmen sollte man daher bei den Fakten bleiben und diese ins Verhältnis zu anderen Beschäftigungen setzen.
Zumal, auch andere, scheinbar teilweise völlig harmlose Freizeitbeschäftigungen bergen Risiken:
Direkt, etwa durch verursachte Unfälle (mit Unbeteiligten) beim Motorradfahren (VIEL mehr als durch Amokläufe mit legalen Schusswaffen) oder weil das Privatflugzeug beim Absturz auf ein Wohnhaus kracht.
Indirekt, etwa durch Todesfälle bei Unfällen mit Unbeteiligten auf dem Weg in den Urlaub, ins Stadion oder einfach, weil Rettungsmittel gerade bei einer Veranstaltung gebunden sind und deshalb der Patient mit Herzstillstand zu lange auf den RTW von der Nachbarwache warten muss.
Hier redet auch keiner von einem Totalverbot. Dennoch gibt es auch hier Auflagen, um das Risiko auf ein gesellschaftlich akzeptiertes Maß (allgemeines Lebensrisiko) zu drücken.
Und so sehe ich das auch bei unserem Hobby:
Es gibt leider ein Restrisiko. Wir müssen damit leben und es akzeptieren, dass es Einschränkungen gibt, um dieses Restrisiko auf ein Maß zu bringen, das überschaubar bleibt. Andererseits fordere ich aber auch von jedem, der nichts mit unserem Hobby/Sport/Beruf zu tun hat, dass er im Gegenzug dieses Restrisiko genauso akzeptiert – wie ich das Risiko akzeptiere, das dadurch entsteht, dass er mit seinem Hobel über die schmalen Landstraßen schießt oder jeden Monat viele hundert Kilometer durch die Gegend heizt, um sich die Spiele seines Lieblingsvereins live anzusehen.
Das heißt aber natürlich nicht, dass man unsinnige Maßnahmen, die nun wirklich keinen sinnvollen Mehrwert an Sicherheit bringen, sondern nur drangsalieren, nicht aufs Schärfste kritisieren darf und sich nicht für deren Abschaffung einsetzen sollte.