Ulli.F Posted September 2, 2002 Posted September 2, 2002 Hallo Gemeinde, ich weiß, daß wir hier ein Themenbezogenes Forum haben. Aber ich bitte die Moderatoren, sowie die User um Verständnis, daß ich hier jetzt poste. Ich ging wie jeden Tag, um die Mittagszeit, mit meinem Hund raus. Regelmäßig treffe ich mich mit einem Freund, der ebenfalls einen Hund hat, auf einem großen Feld, wo unsere Tiere Auslauf haben. Der Zugang zum Feld, soiwe zum Feldweg, wird von einem beschrankten Bahnübergang gekreutzt. Es besteht die Möglichkeit, die Schranken per Sprechgerät öffnen zu lassen, oder an den Schranken vorbei, den Bahnübergang zu passieren. Als wir also heute, gegen 13.20, vom Feld, in Richtung Bahnübergang gingen, hörten wir noch den Warnton der S-Bahn. Kurz darauf, wurde eine Notbremsung des Zuges eingeleitet. Als wir dann in Richtung des Bahnübergangs gingen, sahen wir den leblosen Körper eines Mannes an der Böschung des Überganges liegen, ca. 35-40 Jahre alt. Direkt am Bahnübergang, stand eine junge Frau, ich denke, daß sie alles, unmittelbar erlebt hat. Sie sagte nur noch,"Sehen sie nicht hin." Ich habe hingesehen, der Körper des Mannes war unversehrt, bis auf seinen Schädel. Die Rettungsdienste, bzw. die Polizei etc. waren sehr schnell vor Ort. Trotzdem mußte ich, am Gehirn, welches auf dem Feldweg lag, vorbei. Es geht mir nicht so gut, trotzdem, mußte ich Euch, diesen Vorfall mitteilen. Ich habe dann heute am frühen Abend, ein paar Blumen, an die Stelle gelegt. War es ein Unfall, oder war es Selbstmord?Ich weiß es nicht. Mein Mitgefühl, gilt dem Lokführer, was muß der arme Kerl erleiden. Ulli ------------------ Wenn die Sonne der demokratischen Grundordnung langsam untergeht, werfen selbst die unfähigsten Politiker lange Schatten
Dentist Posted September 2, 2002 Posted September 2, 2002 @Ulli Das ist hart! Ich hab vor einigen Jahren einen ähnlichen Fall auch live erlebt. Ich kann mir also vorstellen wie es Dir geht. Versuch Dich abzulenken, heute Abend wirst Du etwas Alkohol brauchen - hilft nicht richtig, aber Du schläfts dann eventuell besser. Es wird aber einige Zeit brauchen, bis Du die Bilder wieder aus dem Kopf kriegst.
AP Posted September 2, 2002 Posted September 2, 2002 Ulli, hab gestern auch wieder eine "erfolgreiche" Nachsuche nach einem seit Freitag Vermissten gehabt .... nur damit kein Mißverständnis aufkommt - er wurde nicht innem Wirtshaus gefunden ... nach den ersten Anblicken dieser Art wird's aber leichter ... is aber wirklich schon seeehr OT ....
Guest Posted September 2, 2002 Posted September 2, 2002 leb dein leben dafür umso intensiver... er weiss was der arme kerl für gründe hatte...
Guest Cress Posted September 2, 2002 Posted September 2, 2002 Ereignise dieser Art zeigen dem Betrachter wie schnell man aus der Lebensbahn geworfen werden kann. Folgendes durfte ich vor jahren erleben: Nach einem schönen Abend auf dem Rückweg nach Hause kamm ich an eine Unfallstelle vorbei. Das erste was man mich fragte war - ob ich erste Hilfe leisten könnte ? Dabei standen ca. 4 Auto´s schon längst dort. Also raus aus dem Auto, per Handy den Notruf angerufen - es meldete sich die Stimme des Notrufes und ich war noch auf dem weg zum Wack des Auto´s - Rettungswagen und Notarzt war aber schon auf dem Weg (laut der Notrufstelle). Der Fahrer lag aus dem Seitenfenster bewußtlos raus -> nachdem ich den Kopf leicht angehoben habe kamm schon die ganze Soße aus Mund und Nase rausgefloßen. Hinter dem Faher war noch jemand verklemmt - dem mußte die Feuerwehr befreien (fast keine Verletzung). Ein weiter Typ (wahrscheinlich der Beifahrer) lief die ganze Zeit verwirt herum -> aber keiner der Leute, die schon längst da waren, hat sich um selbigen gekümmert. Mit der Hilfe von 3 Leuten konnten wir den Fahrer aus dem Auto bergen und in die stabile Seitenlage bringen -> aber er verstab in meinen Händen => daß schlimme an diesem Erlebnis war für mich, daß ich den Übergang von Leben und Tod spürte. Der Notarzt und Rettungswagen kammen zeitgleich an - aber da war es schon zu spät. Ich wünsche niemanden, daß er sowas erlebt, deshalb kann ich Ulli´s Sprachlosigkeit verstehen. [Dieser Beitrag wurde von Cress am 03. September 2002 editiert.]
talisker Posted September 3, 2002 Posted September 3, 2002 Ob das Thema zu WO passt oder nicht ist diesbezüglich gleichgültig. Es ist besser, Du sagst, was Dich beschäftigt, als es in Dich reinzufressen. Du hast mein volles Verständnis. Sieh es mal anders herum: Schlimm wäre es, wenn Du Dir darüber keine Gedanken machen würdest. Viel reden hilft, es besser zu verarbeiten. Talisker
Peter40 Posted September 3, 2002 Posted September 3, 2002 Redet auf jeden Fall über das erlebte,es ist das einzige was hilft! So habe ich meine Kosovoerlebnisse auch verarbeitet. MFG
stefan_sniper Posted September 3, 2002 Posted September 3, 2002 Hi Zusammen, ja das Leben geht gelegentlich schneller vorbei als man denkt. Einige sind selbst dafür verantwortlich, andere wiederum nicht! Ich habe bis jetzt noch keinen Menschen sterben sehen aber ich habe in meiner Zivildienstzeit in der Pathologie gearbeitet und der Tod ist in dieser Zeit etwas normales für mich geworden. Ich habe gelernt damit umzugehen. Die Lebenseinstellung ändert sich zum Teil geringfügig. Man lernt den Tod zu akzeptieren, er gehört zum Leben wie alles andere auch. Einen "Vorteil" hatte ich aber bei diesem Job, diese Menschen hatten es hinter sich und ich mußte, wie gesagt nicht dabei zusehen wie sie sterben! Das beste ist in so einem Fall über das erlebte zu sprechen und so mit den Ereignissen fertig werden und sie verarbeiten. So long...
Guest Posted September 3, 2002 Posted September 3, 2002 hallo ulli harte sache spreche doch mit einem fachmann/frau über diese sache. bei notdiensten gibt es geschulte personen die solche sachen aufarbeiten. gruss s+w686
Ulli.F Posted September 3, 2002 Author Posted September 3, 2002 @alle Hallo Leute, ich danke Euch allen. Gruß Ulli ------------------ Wenn die Sonne der demokratischen Grundordnung langsam untergeht, werfen selbst die unfähigsten Politiker lange Schatten
Froderik Posted September 3, 2002 Posted September 3, 2002 Hallo Ulli, wie bereits die Vorredner anmerkten: Was Du gesehen hast ist hart. Besonders natürlich für den Lokführer, aber auch für diejenigen, die mit den weiterführenden Aufgaben zu tun haben. Wußtest Du, daß sich jedes Jahr nur in Deutschland rund 12500 Menschen das Leben nehmen? Und das statistisch auf einen Suizid 10 Suizidversuche kommen? Das heißt, alle 40 Minuten nimmt sich ein Mensch aus unserem Wohlstandsparadies das Leben. Und alle 4 Minuten unternimmt jemand einen Suizidversuch. Wahnsinn! Übrigens: Im Straßenverkehr sterben "nur" 8500 Menschen pro Jahr. Auf 2 Verkehrstote kommen also 3 Suizidtote. Der Mensch ist sich selbst also der größte Feind... Aber trotzdem wird auf die Problematik des Suizids politisch kaum reagiert. Lieber Ulli, ich wünsche Dir die Kraft, das Gesehene gut zu verarbeiten! Und denk dran, das Leben ist schön!!! Viele Grüße, Froderik
AP Posted September 3, 2002 Posted September 3, 2002 Zitat: Original erstellt von Froderik: Wußtest Du, daß sich jedes Jahr nur in Deutschland rund 12500 Menschen das Leben nehmen? d.h., Erfurt "findet" jeden Tag 2x "statt", aber das das ganze Jahr über - ganz grob gerechnet. DAS wär ein politisches Betätigungsfeld ..... @ Ulli: den Tip mit professionellen Ansprechpartnern (= psychologische Betreuung), tät ich in Erwägung ziehen, steht bei uns auf Wunsch auch zur Verfügung - und heutzutage braucht niemand mehr Sorge haben, als bekloppt zu gelten, wenn er psychologische Unterstützung in Anspruch nimmt - zum Glück. Wenn Du einen guten Hausarzt hast, sollte der Dir weiterhelfen können. Alles Gute - und genehmig' Dir ruhig nen anständigen Cognac vor'm Schlafengehen.
Thorsten Posted September 3, 2002 Posted September 3, 2002 Zitat: Original erstellt von Froderik: Besonders natürlich für den Lokführer Oh ja, leider. Es ist schlimm, sehenden Auges jemanden überfahren zu müssen. Man kann meist nicht rechtzeitig anhalten (die Bremswege sind für Autofahrer unglaublich, heute Morgen bin ich erst durch einen Baum gerumpelt, der über´s Gleis lag), ausweichen sowieso nicht. Und man kann nicht wegsehen! Ich erlebte mal einen Suizidversuch. Vorher sagte ich immer, ich schaue halt weg, um die Bilder dann nicht ein Leben lang vor mir zu haben. Aber es ging nicht, ich mußte hinstarren, wie das Karnickel auf die Schlange...zum Glück stand das Fahrzeug etwa drei Meter vor dem Aufprall. Gezittert habe ich hinterher trotzdem, ich hoffe, nie mehr einen ähnlichen Fall erleben zu müssen. ------------------ Thorsten FWR 154
Klaus Spiekerkötter Posted September 3, 2002 Posted September 3, 2002 OT oder nicht? Ich denke, wenn jemand so etwas wie Ulli erlebt, dann sollte hier im Forum dafür Platz sein. Hier sind viele anonym und finden vielleicht (wahrscheinlich) etwas Hilfe und Tips, wie es nun weitergehen könnte, ohne gleich ihre gesamte Identität preisgeben zu müssen. Das Beiträge wie :"Ich habe auf dem Weg zur Arbeit mein Butterbrot verloren und hatte den ganzen Tag hunger" nicht geduldet werden sollten, ist natürlich auch klar. Meine Meinung dazu Klaus [Dieser Beitrag wurde von Klaus Spiekerkötter am 04. September 2002 editiert.]
Python Posted September 4, 2002 Posted September 4, 2002 Hallo Ulli, nicht einfach wenn man so was gesehen hat. Vor 2 Jahren war ich direkt dahinter als ein Autofahrer bei Bremen in eine Gruppe Motorradfahrer gerast ist. Ich habe monateland nachts davon geträumt. Mein Mitgefühl hast Du! Gruß Stephan P.S.: ich war kein beteiligter, ich habs nur gesehen
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