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IGNORED

Selbstzündung im heißen Patronenlager?


Gast

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Geschrieben

Im Wiederladekurs hat man uns beigebracht, dass sich Pulver bei hohen Temperaturen selbst entzündet und daher nur bei maximal 70 Grad Celsius (oder waren es 80?) gelaget werden darf.

Was ist, wenn ich eine Patrone im Lauf der heißgeschossenen Kanone habe. Und mit heiß meine ich wirklich heiß! So heiß, dass ich das Griffstück kaum noch anfassen kann. Besteht dann die Gefahr, dass die Patrone durch die Temperatur auch ohne Schlagbolzen zündet?

Ist sich sehr gefährlich das, oder?

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Viele Grüße

MoSch

Dieses Leben ist eines der härtesten...

(Lebenslange Mitgliedschaft im FWR Nr. 008)

Geschrieben

Also, ich meine Kanone schon so heiß geschossen, dass ich den Verschluß gar nicht mehr anfassen konnte und das Öl geraucht hat. Selbstzünder habe ich nicht festgestellt.

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Lebenslänglich FWR#1911, in diesem Jahr geworbene Neumitglieder: 6, jetzt Du!

Together we stand, divided we fall

Geschrieben

Zitat:

Besteht dann die Gefahr, dass die Patrone durch die Temperatur auch ohne Schlagbolzen zündet?

Ja, die Gefahr besteht und ist auch durchaus real. Von der C96 M712 (Reihenfeuerversion) ist bekannt, dass nach 3 oder vier schnell verschossenen Magazinen Selbstzünder die regel waren. Auch von leichten MG auf Kalashnikow-Basis ist das bekannt (s. auch das Kalashnikow-Special vom VISIER).

Die gefahr von Selbstzündern in heiß geschossenen Lagern ist auch der Grund, weshalb ältere Maschinenpistolen erst beim betätigen des Abzugs den Verschluss schgließen und eine Patrone zuführen.

Geschrieben

Selbstzünder bei automatischen Waffen mit aufschießenden Verschluss sind technisch kein Problem, das wird beim G3 im Dauerfeuer so nach 100- 150 Schuss in weniger als 3-5 Minuten schnell passieren. Dazu muss die Patrone aber schon einige Sekunden im Patronenlager bleiben. Bei 9 mm sind es einige Patronen mehr, aber auch da besteht die Gefahr. Das ist auch der Grund wieso Waffen, die überwiegend vollautomatisch geschossen werden, mit zuschießenden Verschluss ausgeführt werden (MG's, viele MP's - außer H&K). Das FG 42 hat halbautomatisch mit aufschießenden Verschluss und vollauto mit zuschießenden Verschluss geschossen. Beim Militär gibt es Vorschriften, nach wie viel Schuss man eine Waffe offen zu lassen hat, das ist fürs G3 schon ziemlich bald. Das war übrigens auch lange Zeit ein großes Problem bei Waffen für hülsenlose Munition, frühe Selbstentzündung mit schlechter Wärmeabfuhr. Man hat durch chemische Zusätze die Hitzebeständigkeit erhöht um vernünftige Schusszahlen zusammen zu bekommen.

Ich denke, die Selbstzündtemperatur liegt so um die 150°C.

Gruß

Makalu

Geschrieben

Dieses Problem ist auch als "cook-off" bekannt und tritt leicht bei allen aufschiessenden Maschinenwaffen auf, wenn lange Feuerstöße geschossen werden. Deshalb sind viele moderne Konstruktionen für echtes Dauerfeuer absolut ungeeignet.

Im ersten Weltkrieg schoss man eine Stunde durch, wechselte den danach trotz Wasserkühlung völlig ausgebrannten Lauf und schoss weiter. Das kann keine moderne Maschinenwaffe mehr.

Geschrieben

Zitat:

Original erstellt von MoSch:

Im Wiederladekurs hat man uns beigebracht, dass sich Pulver bei hohen Temperaturen selbst entzündet und daher nur bei maximal 70 Grad Celsius (oder waren es 80?) gelaget werden darf.

Was ist, wenn ich eine Patrone im Lauf der heißgeschossenen Kanone habe. Und mit heiß meine ich wirklich heiß! So heiß, dass ich das Griffstück kaum noch anfassen kann. Besteht dann die Gefahr, dass die Patrone durch die Temperatur auch ohne Schlagbolzen zündet?

Ist sich sehr gefährlich das, oder?

Moin!

Im Prinzip ja, besonders lustig wäre es, wenn die Patrone schon zündet, bevor der Verschluss zu ist frown.gif .

Das ist ja auch der eigentliche Grund, weshalb beim MG die Läufe schon so früh zu wechseln und die MGs i.d.R. zuschießend sind (der offene Verschluss ermölicht eine bessere Kühlung durch die Luft und es befindet sich keine Patrone im Lauf).

In der Sportschützenpraxis wird es (falls überhaupt) zu dem kommen, was Mike geschrieben hat.

Die Temperaturangaben von Dir haben aber i.W. mit der Lagerung der Treibladungspulver zu tun. D.h. längere Zeit und in geschlossenen Behältnissen (klar, wer schüttet das Pulver zur Lagerung auch auf einen Teller o.ä. aus). Außer bei absolut Null laufen immer chemische Reaktionen ab (deswegen auch möglichst Finger weg von ur-alter Mun) und dann wundert sich einer, wenn's nicht mehr das tut, was es soll.

Dein

Mausebaer

Geschrieben

Außer im militärischen Bereich dürfte so ein Vorfall auszuschließen sein. Ich habe einmal bei einem Test sieben 30er Bananen fast non-stop durch ein XM177 gejagt bis es soweit war.

@MoSch: Lagerung bei 70 Grädern ist schon etwas optimistisch. Wenn eine Patrone etwa 1 Woche bei solchen temperaturen in einem Kofferraum lagert kommt der resultierende Gasdruck schon einer Tormentierpatrone nahe.

DVC

otto

[Dieser Beitrag wurde von otto am 29. Juli 2002 editiert.]

Geschrieben

Zitat:

Original erstellt von otto:

...@MoSch: Lagerung bei 70 Grädern ist schon etwas optimistisch. Wenn eine Patrone etwa 1 Woche bei solchen temperaturen in einem Kofferraum lagert kommt der resultierende Gasdruck schon einer Tormentierpatrone nahe...[Dieser Beitrag wurde von otto am 29. Juli 2002 editiert.]

Was ist eine Tormentierpatrone? Viel oder wenig Dampf?

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Viele Grüße

MoSch

Dieses Leben ist eines der härtesten...

(Lebenslange Mitgliedschaft im FWR Nr. 008)

Geschrieben

Zitat:

Original erstellt von MoSch:

Was ist eine Tormentierpatrone? Viel oder wenig Dampf?

Schweizerischer Ausdruck für Beschußpatrone. Schön anschaulich.

Carcano

Archiviert

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