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Newhall Shooting - A Tactical Analysis by Michael Wood


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Geschrieben (bearbeitet)

 

ich hatte irgendwann mal das "Taktischer Schusswaffengebrauch"-Buch von Henning Hoffmann gelesen. Darin wird auch über den Mindset, die Geisteshaltung, gesprochen. Was genau das ist, wusste ich nicht und ein ungefähres "musst halt vorsichtig sein" war mir zu unspezifisch.

 

Vor kurzem ist mir das Buch "Newhall Shooting - A Tactical Analysis" von Mike Wood in die Hände gefallen. Und dieses kleine Büchlein gibt die Antwort auf die Frage des richtigen Mindsets.

 

Zum Buch: 1970 bekam die Polizei von Newhall/USA einen Notruf. Ein Mann und eine Frau wurden mit einer Waffe bedroht. Die Polizei gab eine Fahndung heraus, mit Personen- und Fahrzeugbeschreibung. Eine Streifenwagenbesatzung hatte das Pech das verdächtige Fahrzeug zu stellen. Beim Versuch die Personalien der Insassen zu ermitteln wurde die beiden Polizisten des Streifenwagens erschossen. Anschließend wurde die Besatzung eines unterstützenden, zweiten Streifenwagens erschossen und die Täter konnten fliehen.

 

Im Buch von Mike Wood wird nun untersucht, welche Fehler die Polizisten gemacht haben. Der für mich klare Fokus des Buches, und damit der Wert des Buches, liegt dabei weniger auf praktische Aspekte (Bewaffnung, Ausbildung, Taktik), sondern die geistigen Ursachen die zur späteren Erschießung der Polizisten führten. Und genau das ist das Mindset, eine Denkhaltung die auf ein erfolgreiches Abschließen des Einsatzes hinausläuft. Durch die falsches Geisteshaltung wurden eine Vielzahl von kleinen, für sich gesehen völlig unbedeutenden, Fehlentscheidungen getroffen, die letztlich beim Schusswechsel zur Unfähigkeit der Polizisten führten, sich gegen den Angriff zur Wehr zu setzen. 

 

Einige Beispiele aus dem Buch: 

 

  • Früher gab es bei der Polizei Patronengurte. Es war politisch nicht mehr gewünscht das Polizisten martialisch aussehen. Ersatzpatronen wurden daher in kleinen Patronentaschen versteckt. Beim polizeilichem Schießtraining hatte jeder Polizist eine große Kiste aus der er Munition herausnehmen konnte. Zum Laden der verwendeten Revolver wurde die Munition auf einen Tisch abgelegt und dann einzeln in die Trommel eingeführt. Dummerweise gab es beim Schusswechsel keinen Tisch. Und in den Patronentaschen war die Munition unsortiert. Die Polizisten mussten daher zum Nachladen die Munitionstasche ausschütten und im Dunklen auf dem Boden herumtasten um die Patronen zu finden. Keiner der Polizisten war in der Lage seinen Revolver nachzuladen. Nach dem der Revolver leergeschossen war, waren die Polizisten wehrlos. (Mindset der politischen Führung und der Schießtrainier)
  • Jeder Streifenwagen war mit einem Schrotgewehr, einer Pumpgun, ausgerüstet. Das Führen der Pumpgun im Einsatz war erlaubt, aber politisch unerwünscht. Daher wurde die Pumpgun mit einem Papiersiegel gesichert und eine Streifenwagenbesatzung musste nach einem Bruch des Siegels ausführlich begründen warum das Siegel gebrochen wurde. Streifenwagenbesatzungen haben sich daher in zweifelhaften Situationen gegen ein Führen der Pumpgun entschieden. (Mindset der Vorgesetzten)
  • Aus Kostengründen trainierten die Polizisten mit schwacher Munition. Wegen der besseren Mannstoppwirkung wurden im Einsatz privat beschaffte Magnumladungen benutzt. Die Polizisten konnten mit den stärkeren Patronen nicht umgehen. (Mindset Polizeiführung)
  • Die Polizisten wurden als Kinder typische Mittelstandsbürger beschrieben. Außerhalb des Dienstes haben sie sich mit Barbecue, Auto-Schrauben und ihren Kindern befasst. Das es Menschen gibt, die kaltblütig andere Menschen einfach aus Bequemlichkeit töten, war außerhalb ihrer Wahrnehmung. Die Polizisten haben wie normale Mittelstandbürger gefühlt und gedacht. Sie waren gesetzestreu, pflichtbewusst und hilfsbereit. Die Polizisten waren daher unfähig Warnsignale des sich anbahnenden Konflikts zu erkennen, der erste tote Polizist wurde, aus seiner Sicht, ohne Vorwarnung erschossen.

 

Das Buch ist englisch, es gibt ein paar Fachwörter die ich nachschlagen musste, ansonsten lässt sich das Buch in einem Rutsch durchlesen.

 

Gruselig war für mich, dass ich beim Lesen unsere deutsche Polizei vor Augen hatte. Denn für praktisch jeden Fehler der in diesem Buch beschrieben wurde, gibt es eine Entsprechung bei der deutschen Polizei. Ok, das Schießtraining der modernen Polizei ist besser, aber das Munitionsthema stellt sich IMO durchaus auch für unsere Polizei, da deutsche Polizisten spezielle Munition hat und Polizisten die privat trainieren andere Munition und sogar andere Waffen nutzen müssen.

 

Das Buch gibt es hier als Kindle-Buch für 5,xx Euro:

 

https://www.amazon.de/Newhall-Shooting-Tactical-influential-Concealed-ebook/dp/B00APPBRUM/ref=sr_1_cc_1?s=aps&ie=UTF8&qid=1495129006&sr=1-1-catcorr&keywords=newhall+shooting

 

Bearbeitet von Shiva
Geschrieben
vor 1 Stunde schrieb Shiva:

 

[...]

  • Die Polizisten wurden als Kinder typische Mittelstandsbürger beschrieben. Außerhalb des Dienstes haben sie sich mit Barbecue, Auto-Schrauben und ihren Kindern befasst. Das es Menschen gibt, die kaltblütig andere Menschen einfach aus Bequemlichkeit töten, war außerhalb ihrer Wahrnehmung. Die Polizisten haben wie normale Mittelstandbürger gefühlt und gedacht. Sie waren gesetzestreu, pflichtbewusst und hilfsbereit. Die Polizisten waren daher unfähig Warnsignale des sich anbahnenden Konflikts zu erkennen, der erste tote Polizist wurde, aus seiner Sicht, ohne Vorwarnung erschossen.

[...]

 

Sehr guter Punkt, der unser grundsätzliches Problem als westliche Gesellschaften aufzeigt:

 

Wir sind kollektiv so dermassen kuchengut, dass wir in unserer kollektiven Wahrnehmung ganz sicher sind, dass alle anderen ganz genau so sind wie wir. 

Sich anbahnende kognitive Dissonanzen (weil sie es natürlich doch nicht sind) werden mit dem Mantra "Einzelfall" abgewehrt.

 

Der Ausgang ist völlig vorhersehbar.

 

(Klugscheisserei am Rande: Mittelschicht, nicht Mittelstand) 

Geschrieben

Es gibt zu dem Thema eine FBI Studie bzw. eine Statistik, die ganz interessant ist. Dort wurden Polizistenmörder befragt, warum sie gerade diesen Polizisten getötet haben. Am Ende stand oft die Aussage: weil sie dachten, diesen Polizisten KÖNNEN sie töten. Maßgeblich war dabei das Auftreten der Polizisten, was wieder mit dem Mindset zusammen hängt.

Wobei sich wieder die Aussage von Ronald Reagan bestätigt: Schwäche zieht nur Aggressoren an!

Genau in dieser Falle steckt auch unsere Polizei. Als Bürgerpolizei ausgerüstet, ausgebildet und rechtlich abgesichert, aber in den Kampf gegen Leute geschickt, die keine Bürger sind und/oder sein wollen.

 

Auch dem Bürger geht es nicht anders. 70 Jahre Frieden gewohnt, keine Raubtiere in der Natur und an jeder Straßenecke eine Ampel. Dadurch ist jegliche Gefahrenwahrnehmung und die entsprechende Vorbereitung verloren gegangen. Deswegen lassen sich auch viele Menschen mit einfachsten Mitteln ausrauben, weil sie sofort psychisch einbrechen. Auch hier fehlt das Mindset.

 

Ulkig ist dabei, dass Leute die an ihrem Mindset arbeiten im besten Fall als Sonderlinge, eher aber als Nestbeschmutzer, Schwarzseher oder als Person mit Aggressionsproblemen wahrgenommen werden.

Geschrieben

Gibt ein sehr gutes Buch in deutsch über das Thema. Bin glaube, hier über das Forum drauf gestoßen.

"Psychologie der Eigensicherung: Überleben ist kein Zufall"

Auch die FBI-Studien werden ausführlich behandelt.

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