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IGNORED

Das Messer von Neuville und ein paar Fragen.


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Geschrieben (bearbeitet)

Servus Freunde der Blankwaffen und Militärgeschichte!

Vor ca. 20 Jahren habe ich auf dem Flohmarkt ein Messer gekauft, welches ich für einen etwas grobschlächtigen jagdlichen Eigenbau-Hirschfänger hielt.

Bei näherer Betrachtung entdeckte ich militärische Merkmale und ab da ist Schluss mit meinen Rechercherfolgen.

Hätte zur genaueren Bestimmung meine Hoffnung speziell auf das Lederzeug gesetzt, welches verwendet wurde. Braun punziertes Leder, offenbar eine sekundäre Verwendung, denn die sauberen Nähte passen sonst so gar nicht zum Messer.

Hat schon mal jemand solches Lederzeug gesehen? Muss natürlich auch gar nicht deutsch sein.

 

Gesamtlänge ist ca 35 cm, Griff aus Hirschhorn mit einer roten Griffeinlage vermutlich aus einem zeitgenössischen Hartkautschuk. Griffbefestigung durch kupferfarbene Nieten.  Auffallender Handschutz aus Messing.

Auf der Klinge befindet sich eine Qualitätvolle Gravur mit Eichenlaub. Dazu ein Monogramm "W.S." Das Datum "6.6.15" und das Wort "Neuville".

Auf der Vorderseite des Handschutzes sind eigestempelt: "24." und gegenüber "J.D."

Habe mir zusammengereimt, dass hier die 24. (sächsische) Infanteriedivision genannt ist, welche am 06.06.2015 an der Flandernschlacht um Arras und die Lorettohöhe teilgenommen hat. Neuville kommt in diesen Tagen oft im Heeresbericht und der Presse vor.

Militaerpass.net - 24. Infanterie-Division order of battle and 1914-1918 overview

ANNO, Streffleur's Militärblatt, 1915-06-12, Seite 15 (onb.ac.at)

Diese Geschichte wäre also stimmig. Habe auch irgendwo aufgeschnappt, dass zivile Messer damals militärische Stempel verpasst bekamen.

Hier tippe ich auf das Produkt einer Frontwerkstätte. Der Koppelschuh hatte übrigens ursprünglich einen Griffriemen, der abgeschnitten wurde. Die Klingengravur stammt mit Sicherheit nicht von der Front.

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Bearbeitet von horidoman
Geschrieben

Sieht für mich wie ne Bastelei auf Basis einer Klinge eines Ausgehseitengewehrs aus.

Die Gravur ist gut gemacht, der Rest ok.

Dürfte als Erinnerung an die Schlacht später angeschafft worden sein.

 

Geschrieben (bearbeitet)

Die Klinge ist eine Flachangel und wurde in der Kontur des Hirschhorns ausgeschnitten. Mit Sicherheit keine umgearbeitete andere Klinge. Sehe da keinerlei Spuren. Sie ist 3cm Hoch und verbreitert sich am am Griffende zu ca. 5cm. Die Klingendicke ist 5mm und läuft am Klingenende zu 3mm zusammen.

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Bearbeitet von horidoman
Geschrieben (bearbeitet)

Vielleicht war das Ausgehseiteng. die  Vorlage. Umarbeitung sicher nicht. Dazu ist die Klinge zu breit, die Geometrie passt auch nicht. Andererseits kenne ich so einen stufenförmigen Übergang von Dolchspitze zu Klingenrücken sonst auch erst ab den 1930ern. Geschweisst wurde nichts, soviel ich erkennen kann. Dafür wurde mit Lötzinn nicht gespart. Der Spalt zw. Klinge und Fingerschutz zugepappt, wie ein Marmeladenbrot. Die Befestigung des Messings an der Klinge durchblicke ich noch nicht ganz. Kann wohl nicht nur gelötet sein.

Bearbeitet von horidoman
Geschrieben (bearbeitet)

Danke fürs Grübeln! :drinks:

Hier noch mehr Details. Am  Parierelement finden sich zwei Körnerpunkte genau über u. unter der Klinge. Das Scheidenblech aus Messing ist gewickelt und mit Zinn oä. Zusammengepappt und schön rund in Form gebracht. 

Hier auch normale 98k Scheiden. Da passt die Klinge niemals rein. Auf der Klinge überall Feilstriche in schönem Kreuzschliff.

Der Schlüssel ist mM das Lederzeugs! Das muss mal Ordonanzteil oä. industrielles gewesen sein.

 

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Bearbeitet von horidoman
Geschrieben

Schwierig.

Klinge und Scheidenleder dürften recycled sein.

Parierstange und Ortblech sind Bastellösungen, kein Messermacher hätte solche Lötzinnorgien rausgegeben.

Die Gravur der Klinge ist handwerklich sehr ordentlich.

Das passt alles irgendwie nicht ....

Geschrieben (bearbeitet)

Traue mich nicht, die Schnalle aufzumachen. Das Mundblech ist gewickeltes Messingblech welches ca. 3cm hinunterreicht.

Wenn mandas Leder anhebt, sieht man an der Bügelbefestigung wieder viel Lötzinn. Das Leder muss aber vorher zu einer Blankwaffe gehört haben, deren Griffumfang dünner war. Sonst wäre der Griffriemen noch dran.

 

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Bearbeitet von horidoman
Geschrieben

:confused::confused::confused:

 

In die Scheide ist ja auch ein Stück Leder ingesetzt um der neuen Klinge Halt zu geben.

Die zugehörige Klinge war also breiter.

 

Keine Stempel im Leder zu sehen? Auf der Rückseite?

 

Insgesamt viel Aufwand, aber abgesehen von der Gravur auf Bastlerniveau.

Der Griff passt genau zu den Griffschalen, und zwar asymetrisch, daher denke ich eben, daß die Griffschalen zuerst da waren.

Ein passend zugeschliffenes/gesägtes Blech wurde als Angel an die Klinge angesetzt.

 

Als das Ding ferig war gings zum Graveur ...

Geschrieben (bearbeitet)

Habe ähnliches  braunes strukturiertes Leder schon bei dt. Wk1  Patronentaschen gesehen. Bei Blankwaffen glaube aber noch nicht.

Das Leder hat keinerlei Stempel. Bastlerniveau triffts genau. Die Klinge ist übrigens sehr scharf und offenbar wenig benutzt.

Bearbeitet von horidoman

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