Das habe ich mit der "bestimmten Sache" gemeint: Es gibt kaum etwas, das in solchen Diskussionen so schnell zu Tage tritt, wie der eigene Glaube. Das macht sich schon in der Wahl der Auslegungsmethode bemerkbar, welche "richtiger" sei als eine andere - nur weil sie damit zur gewünschten Textaussage führt.
Es ist ohne Zweifel richtig, daß sich die Kirche (welcher Konfession auch immer) zur alleinigen Verkündigung des Ev. berechtigt "sieht" - ob sie es "ist", ist eine ganz andere Frage. Zumal es dabei letztlich auch immer um normative Aussagen geht.
Jesus und die Kirche sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Menschen sind fehlbar, die Kirche konstituiert sich aus Menschen - also ist auch die Kirche als solches fehlbar. (Selbst Jesus, sofern als Mensch angenommen, wäre in diesem Fall fehlbar.) Für die eigene Auslegung muß jeder die Bibel selbst lesen - und selbst dann die Authentizität der Quelle nicht garantiert, geschweige denn die Richtigkeit der Übersetzung. Unter diesen Umständen ist Bezeichnung eines Dogmas als "unverbrüchlich" schon mehr als gewagt - zumal es naturgemäß keine Möglichkeit der Verifizierung oder Falsifizierung gibt. Am Ende heißt es: Glauben oder nicht glauben; und da stellt sich schon die Frage, warum dem Dogma "ex cathedra" eines Papstes mehr geglaubt werden sollte als dem Dogma irgendeines anderen Menschen.