Wenn man sich die kulturelle Entwicklung in den USA im Vorfeld der carry reform anschaut, kann man durchaus Parallelen zu unserer heutigen Situation in Deutschland erkennen.
Bis in die 90er und frühen 2000er Jahre war das Waffenrecht in den meisten US-Bundesstaaten, gerade im Süden, ja verhältnismäßig restriktiv. Es gab zwar kein Bedürfnisprinzip, wie wir es kennen, aber an ein annähernd universelles Recht zum Führen für unbescholtene und sachkundige Bürger, wie es sich bis heute entwickelt hat, war in keinster Weise zu denken.
Es ist schwer, einen eindeutigen Anlass zu finden, der die neuen Concealed-Carry-Gesetze der einzelnen Bundestaaten ermöglicht hat. Zwei Entwicklungen sind allerdings offenbar. Eine davon ist auf unsere Verhältnisse eher übertragbar als die andere.
Einerseits gab es in den 80ern und 90ern sicherlich ein erhöhtes Gefühl allgemeiner Verunsicherung und der Bedrohung durch Verbrechen. Dieses Gefühl spiegelt sich in Literatur und Film dieser Zeit stark wider. Das ist etwas, was bei uns sicherlich auch in zunehmendem Mass relevant wird.
Andererseits waren die einzelnen Concealed-Carry-Gesetze dadurch getrieben, dass die Mobilisierung in einem einzelnen Bundesstaat einfacher ist als auf Bundesebene. Eine gewisse Menge "Föderalismus-Stolz" kam sicherlich auch noch hinzu. Dieser Punkt ist bei uns in Deutschland nicht ganz so relevant, weil Waffenrecht zumindest momentan Bundessache ist.
Alles in Allem war aber in den USA einfach der Zeitpunkt gekommen, wo man mit einem liberalen Waffenrecht mehr Stimmen gewinnt als verliert. Die Medien sind da eher nachgezogen.