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Trip To Front Sight, letzter Tag


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4. Tag: “Under the gun”

Der letzte Tag ist angebrochen. Ich stehe wieder um 5.30 Uhr auf um zu packen, dann im Motel auszuchecken, zu tanken und nach F.S. zu fahren. Inzwischen ist es Gewohnheit, als erstes am Morgen im Pro Shop die Glock 17 in Empfang zu nehmen.

Um 8.00 Uhr fangen wir an zu schießen und es geht richtig zur Sache. Wir üben alles bisher Gelernte und bereiten uns auf die am Nachmittag vorgesehene skill evaluation vor. An diesem Tag gibt es keine lectures – stattdessen sprechen die Waffen. Ich gehe noch mal in den life fire simulator. Szenario: Ich komme von der Arbeit nach Hause und höre im Haus laute Geräusche, dann Schreie meiner Frau/Tochter/Freundin etc. , die plötzlich verstummen.

Glock comes out, zunächst mit slicing the pie die offene Eingangstüre absuchen und dabei ein Ziel ausschalten. Dann geht es zu einer verschlossenen Tür. Die Tür wird taktisch richtig geöffnet und tatsächlich, dahinter verbirgt sich ein weiteres Ziel, welches niedergekämpft wird. Nun der gefährlichste Teil, das Betreten eines Raumes durch ein „T“. Zügig vorgehen – im Türrahmen Glock zurück an die Brust um nicht vorzeitig gesehen zu werden – fatal funnel vermeiden und hinein in den Raum – Blick nach links – Blick über die Schulter nach rechts – Ziel erkannt – schnelle Drehung und zwei gezielte Schüsse in the center of mass – fertig. Wirklich fertig? Nein, denn der tactical reload wurde vergessen (instructor: ...“too bad,it´s too late now…”).

Vor dem lunch ist noch der „man to man shootout“ angesagt. Es wird simuliert, wie der Schütze unter Stress funktioniert. 2 shooters treten gegeneinander an, jeder hat 3 steel targets zu bekämpfen, das vordere Ziel besteht aus einem ca. bierdeckelgroßen „Geiselnehmer“, der hinter der li. Schulter einer Geisel steht. Alle anderen Kursteilnehmer rücken bis zur firing line vor uns setzen die Schützen zusätzlich unter Druck.

Mein erster „Gegner“ ist Tom, ein ca. 65 Jahre alter Marine Corps Veteran mit seiner .45er Kimber. Er ist völlig verständlich etwas langsamer, so habe ich alle Zeit der Welt und rücke in die 2. Runde vor. Im 2. Durchgang weiß ich, dass mein Kontrahent gut ist, meine Chance liegt also in Geschwindigkeit. Auf „Go“ wischt die rechte Hand die Jacke beiseite und präsentiert die Glock, die linke Hand geht gleichzeitig mit zurück, beide Hände an der Waffe wird der Vorgang abgeschlossen – Front Sight – Prrrrreeeeesssss. Ich feure auf den Geiselnehmer und unmittelbar danach auf die anderen 2 steel targets aber ich habe denselben Fehler von Tag 3 nochmals begangen und überhastet geschossen. Mein erster Schuss liegt ca. 1 cm in der Schulter der Geisel unmittelbar unter dem „Kopf“ des hostage taker. Unglaublich aber wahr – Geisel getroffen heißt ausgeschieden.

Steve, mein neuer Kumpel aus SLC gewinnt den shootout und ich gönne ihm den Erfolg denn demnächst wird Steve bei F.S. als Line Coach anheuern und muss deswegen den Kurs zumindest als „graduate“ abschließen.

Nach der Lunchpause wird es ernst. Die skill evaluation ist angesagt. Jeder Teilnehmer schießt unter strikter Zeitbegrenzung alle Disziplinen mit Waffenpräsentation aus dem verdeckt getragenen Holster. Beispiele: aus 5 m gezielter Kopfschuss in 1,6 Sekunden, aus 25 m 2 Schüsse in die Brust in 3,6 s etc...

Teil 2 besteht aus dry practice. Die ganze Truppe wird auf der dry practice line versammelt und führt ebenfalls mit Zeitbegrenzung je 2 type 1,2 und 3 malfunction clearings durch. Ein type 1 clearing muss z.B. in 1,2 s beseitigt werden. Dann folgen noch 2 emergency und tactical reloads und als krönender Abschluss eine letzte Übung um zu sehen, ob wir die Prinzipien eines gezielten Schusses verstanden haben. Aus 5 m werden 5 Schüsse ohne Zeitbegrenzung auf ein 1 inch großes schwarzes Schusspflaster abgegeben. Es wird erwartet, dass alle Treffer in dem Quadrat liegen. Ich schaffe zumindest 4 von 5 Schüssen auf Inchgröße zusammenzuhalten, aber der Schweiß läuft mir aus allen Poren.

Nachdem alles erledigt ist und die instructors uns ein letztes Mal inspiziert haben, werden die Leihwaffen eingesammelt und es geht zur Abschlussbesprechung in das wohlbekannte Zelt.

Piazza richtet einige Worte an uns und erläutert die 3 Grade des Abschlusszertifikates. „Achievment“ bedeutet, den Kurs erfolgreich absolviert zu haben, „Graduate“ heißt, ein Ergebnis über 70% geschossen zu haben. Als höchste Stufe gilt „Distinguished Graduate“ mit über 90%. Laut Piazza ist man damit besser als 95% der berufsmäßigen Waffenträger.

Ich bin schon etwas stolz als ich als einer unter 4 Schützen von 120 das distinguished certificate von Piazza überreicht bekomme. Nicht unbedingt stolz wegen der Schiessleistung, sondern weil ich das Ergebnis mit einer mir zunächst unbekannten Waffe erzielt habe.

Nach der Verleihung bekommt noch jeder das F.S. T-Shirt, eine Anstecknadel und mehrere Ziele für das Trockentraining. Dry practice ist es, was jetzt weiterhilft.

Ich werde zwar nicht nach Las Vegas übersiedeln um bei Front Sight die Instructorkarriere einzuschlagen (wie mir ein rangemaster vorschlug) ,aber mit Sicherheit zurückkehren – vielleicht für advanced handgun oder M16 selective fire. Submachine gun und tactical shotgun wären ebenfalls interessant. Mittelfristig werden sogar MG Kurse angeboten – die Möglichkeiten sind unbegrenzt.

Nachbemerkung – FAQ

Kann ich ein Training bei F. S. empfehlen?

Ja, und zwar uneingeschränkt

Welche Voraussetzungen sind erforderlich?

Gute bis sehr gute Englischkenntnisse und Zuhauselassen des typisch deutschen Besserwissers

Welche Leihwaffen gibt es?

z.Z. wohl nur die Glock 17 für die handgun Kurse, Remington 870 für shotgun und AR 15 für rifle classes, bzw. M16 M4 carbine für M16 selective fire.

War ich mit meiner Glock zufrieden?

Ja, und zwar ebenfalls ohne Einschränkung. Die Waffe hat sich mehr als bewährt. Insbesondere die Einfachheit der Bedienung ohne Gefummel an Sicherungen oder Entspannhebeln war positiv. Der ungewohnte Anzug stellte sich im Nachhinein als Vorteil heraus. Ist man den Abzug erst mal gewohnt, bereitet es keine Schwierigkeiten bei schnellen Schusserien den Abzugsfinger gerade bis zum „Click“ vorzulassen. Ich bin eher ein Vertreter der amerikanischen Theorie, die einen gleichmäßig niedrigen Abzugswiederstand zwischen den ersten beiden Schüssen bevorzugt. Meine USP werde ich zwar nicht verkaufen, aber wenn sich die Möglichkeit ergibt, wird eine Glock meine nächste Waffe sein.

Traten Fehlfunktionen auf? Wenn ja, welche?

Während des gesamten Kurses sah ich eine type 2 Störung bei einer Glock 17. Die meisten Teilnehmer schossen Glock, dann folgten diverse 1911 clones, als Exoten war eine HK P 7 und eine SIG PRO dabei.

Wo kann man übernachten?

Ich würde Pahrump wg. der kürzeren Anfahrzeit empfehlen. Reservierung im Saddle West oder Best Western tel. oder via Internet.

Ist die Mitnahme eigener Waffen möglich?

Möglich ja, aber extrem umständlich. Website des BATF beachten!

Wie kann man sich vorbereiten?

Bis auf einige abweichende Details steht in dem Buch: „The Gun Digest Book Of Combat Handgunnery“ von Chuck Taylor, ISBN 0-87349-186-6 , alles, was auch bei F.S. gelehrt wird. Das Buch kann ich auch sonst sehr empfehlen.

Wie sieht es aus mit Munition?

Bei F.S. ist wiedergeladene Munition (auch „once fired brass“) NICHT erlaubt. Wer auf eine bestimmte Marke festgelegt ist, kann diese vorab im Pro Shop ordern. Ansonsten gibt es billige Sonderangebote an Bulk Ammo.

Sind Gruppenreisen möglich?

Nach Voranmeldung ja. Als „First Family Member“ verfüge ich noch über einige 1000 Dollar Kurszertifikate und kann diese erheblich verbilligt anbieten. Ein certificate berechtigt eine Person zur Teilnahme an einem 4 tägigen handgun, rifle oder shotgun Kurs. 2 Personen können dafür an einem 2 tägigen Kurs teilnehmen. Wer Interesse hat, möge sich melden (hkshooter2002@yahoo.com)

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Hallo SteyrSSG,

ich möchte mal einfach - sicher stellvertretend für viele Leser - ein großes DANKESCHÖN sagen für Deinen sehr ausführlichen und anschaulichen Bericht!!

Er macht richtig Lust mal selbst, wenn Zeit und Geld es erlauben....

Super Beitrag, herzlichen Dank!

Chris

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