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Stuttgarter Nachrichten und das Aktionsbündnis


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Kein zweites Winnenden"

Bündnis fordert schärferes Waffenrecht

STUTTGART - Das Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden drängt auf die drastische Verschärfung des Waffenrechts. Im Landtag stellten Sprecher des Initiative am Freitag zwei Unterschriftenaktionen vor. Darin werden ein Verbot großkalibriger Waffen für Privatpersonen sowie ein Verbot von Computer-Killerspielen gefordert. "Unser Hauptziel ist: Es darf kein zweites Winnenden geben", sagt Hardy Schober. Der 49-Jährige ist Vorstand des Aktionsbündnisses, dem inzwischen acht Familien angehören, die bei dem Amoklauf vom 11. März ihre Töchter verloren haben. "Unsere Kinder dürfen nicht umsonst gestorben sein", sagt Schober. Es müsse erreicht werden, dass andere Eltern "diesen tiefen Schmerz, den wir erlitten haben, nicht auch erleiden müssen".

Am 23. März hat sich das Bündnis gegründet; nicht alle Opferfamilien sind dabei. "Es gibt auch Eltern, die lieber in Ruhe gelassen werden wollen; sie sind in Trauer und möchten in der Öffentlichkeit nicht in Erscheinung treten", sagt Schober, dafür müsse man Verständnis haben. Allerdings treffen sich alle Eltern regelmäßig in einer Selbsthilfegruppe, "das gibt uns Energie." Diese wahnsinnige Tat habe die Familien "zu Seelenverwandten zusammengeschweißt, und wir sind bereit, für Veränderungen in unserer Gesellschaft zu kämpfen".

Gisela Mayer, deren 24-jährige Tochter Nina Referendarin an der Albertville-Realschule war, listet einige Forderungen auf. "Wir wollen das Verbot für Faustfeuerwaffen in privaten Haushalten." Außerdem gehe es um ein "Verbot von Killerspielen, die dazu dienen, Menschen zu ermorden".

Die Unterschriftenaktionen seien nicht aus spontaner Wut "durch ein Grüppchen verzweifelter Eltern" entstanden, sagt die 52-jährige Bündnis-Sprecherin, sondern wohldurchdacht. Die Aktion dauert bis 20.Juni. Die Unterschriften sollen nach der Wahl in Berlin an die nächste Bundeskanzlerin oder den Kanzler übergeben werden.

Die aktuellen Pläne der Regierung für ein verschärftes Waffenrecht sind für Schober "nur Kosmetika kurz vor der Wahl." Gisela Mayer stellt aber auch klar: "Wir haben nichts gegen Schützenvereine", wohl aber etwas dagegen, dass die Waffen in den Haushalten aufbewahrt würden. "Das war ja das Fatale in Winnenden, dass die Waffe frei zugänglich war." Im Übrigen: Natürlich hätten die Eltern des Amokläufers die Tat nicht gewollt, aber der Vater des 17-Jährigen habe doch "unendlich leichtsinnig gehandelt". Die Waffe des Täters hatte eine gewaltige Durchschlagskraft, sagt Schober und wirft einen Blick auf die vier Kameraleute, die seine Ausführungen filmen: "Wenn diese vier Männer alle hintereinander stünden und mit dieser Waffe beschossen würden, wären sie alle tot; deshalb gehören solche Waffen nicht in einen Haushalt."

In den Schulen müssten künftig mehr Psychologen und Sozialarbeit eingesetzt werden. "Da gibt es viel zu wenige, die sehen die Schüler ja oft allenfalls ein paar Minuten", sagt Mayer. Doch nur mit mehr Personal könnten Verhaltensauffälligkeiten als "Warnsignale" erkannt werden. "Alle Täter senden vorher Signale aus, keiner hat wie ein Blitz aus heiterem Himmel zugeschlagen - aber wir registrieren das nicht". Durch einen Online-Notruf im Internet könnten Jugendliche verdächtige Hinweise geben. "Dies würde die Hemmschwelle, sich zu melden, heruntersetzen", sagt Mayer. "Jugendliche bedienen lieber die Tastatur, als dass sie nach dem Telefonhörer greifen." Mayer hofft im Übrigen darauf, dass die Medien "keine Heroisierung des Täters" betreiben: "Wir haben eine Promikultur, und potentielle Täter sehen darin eine Plattform: Selbst wenn sie sterben, dann wollen sie berühmt sterben", sagt sie. "Doch dieses Spiel des Täters sollten wir nicht mitspielen."

Generell setzt Mayer auf ein gesellschaftliches Umdenken und nennt als Schlagwort den "gleichgültigen Liberalismus". Unter dessem Deckmantel könne man sich alles erlauben. Motto: "Jedem seinen privaten Kleinkrieg." Dabei gehe es darum, wieder mehr Wert auf Werte zu legen, es gehe um "die Vermittlung von Glück, Anstand, Hilfsbereitschaft, Harmonie und auch darum, Verlierer zu akzeptieren", so Mayer, die selbst Lehrerin für Ethik ist.

Das Bündnis hofft auf rege Teilnahme bei der Unterschriftenaktion, "jede Stimme ist unendlich wichtig." Der Rapper Danny Fresh, der aus Stuttgart stammt und jetzt in Mannheim lebt, hat zum 11. März den Song "Was kann dieser Tag ändern?" geschrieben und dem Bündnis auf deren Wunsch hin zur Verfügung gestellt.

Die Initiative bereitet zudem unter dem Dach der Diakonie eine Stiftung gegen Gewalt an Schulen vor. "Jeder kann Stiftungsmitglied werden, der 1000 Euro einzahlt", sagt Schober. Die Gründung soll am 18. November in Winnenden stattfinden. "Das ist der Buß- und Bettag", sagt Schober, "den haben wir bewusst ausgesucht."

www.aktionsbuendnis-amoklaufwinnenden.de

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