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Sendung auf SWR 3 24.04.09


Knieper

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http://www.swr.de/nachtcafe/-/id=200198/ni...wfjb/index.html

Nachtcafé am 24. AprilWeg mit den Waffen, Schluss mit der Gewalt? - Konsequenzen nach Eislingen und Winnenden

Sendung am Freitag, 24.04.2009, 22.00 bis 23.30 Uhr

Im März der Amoklauf von Winnenden mit 16 Toten, gerade mal vier Wochen später und unweit vom Ort des Schulmassakers entfernt nun der unfassbare Vierfachmord in Eislingen: In beiden Fällen galten die Täter als „die netten Jungs von nebenan“, waren im örtlichen Schützenverein engagiert und konnten sich Zugriff zu Waffen verschaffen.

Im Land begeistern sich etwa zwei Millionen Schützen für den Schießsport. Es sind traditionsreiche, gerade auf dem Land stark besuchte Vereine, die somit auch ein beachtliches Wählerpotential bilden. Millionen Gewehre und Pistolen lagern in deutschen Haushalten. Sind dies alles tickende Zeitbomben oder bleiben Eislingen und Winnenden nur Einzelfälle?

Schon nach dem Blutbad von Bad Reichenhall vor zehn Jahren forderte die Politik ein strengeres Waffengesetz, was hat sich verändert? Das deutsche Waffengesetz gilt international als eines der strengsten. Müssen dennoch in Deutschland schärfere Geschütze gegen ein zu lasches Waffengesetz aufgefahren werden? Lassen wir den Waffennarren zu viel Narrenfreiheit?

Die Gäste:

Kathinka Korn

Der Vierfachmord in Eislingen löst Fassungslosigkeit über Jugendgewalt aus. Pfarrerin Kathinka Korn pflegte engen Kontakt zur Familie des mutmaßlichen Mörders Andreas H. Der 18jährige soll zusammen mit einem Freund 31 Kugeln abgefeuert und damit seine komplette Familie ausgelöscht haben. Den getöteten Familienvater beschreibt die Pfarrerin als sehr bestimmende Persönlichkeit: „Ich bin mir sicher, dass die ganze Familie unter der Dominanz des Vaters litt“. An die Waffen kamen die beiden Täter sehr wahrscheinlich bei einem Einbruch im örtlichen Schützenvereinsheim.

Heribert Rech

Anlass für Landesinnenminister Heribert Rech, das Waffenrecht erneut auf den Prüfstand zu stellen. „Die Zahl der Waffen muss so gering wie möglich gehalten werden“, sagt der CDU-Politiker. Zur Zeit bereiten die Innenministerien eine Amnestie für Bürger vor, die ihre illegalen Waffen freiwillig abgeben. Zudem plädiert Rech für ein Blockiersystem, damit Waffen ausschließlich vom Eigentümer bedient werden können.

Gisela Mayer

Auch der 17jährige Amokläufer von Winnenden kam an Waffen und richtete am 11. März ein Massaker an: Für Gisela Mayer ist seitdem nichts mehr wie vorher - Tim K. erschoss ihre 25-jährige Tochter Nina. "Der Amoklauf ist das Ergebnis einer Zunahme von Brutalität unter jungen Menschen!", sagt die 52jährige Lehrerin und setzt sich für eine Verschärfung des Waffenrechts sowie für ein Verbot von Killerspielen für Jugendliche ein.

Peter Viczena

„Legale Waffen machen die Welt sicherer und stärken die Demokratie“, sagt Peter Viczena. Der Waffenhändler spricht sich strikt gegen eine Verschärfung des Waffengesetzes aus. „Ein Waffenverbot verhindert Gewalt und Amokläufe sicher nicht, ganz im Gegenteil: Ein Verbot fördert sogar den Handel mit illegalen Waffen“ , sagt der Schießtrainer und verlangt deshalb wieder eine Lockerung des geltenden Waffengesetzes.

Ibrahim Mazari

Die derzeitige Aufregung über Computer-Spiele und sogenannte Ballerspiele kann Ibrahim Mazari nicht nachvollziehen. Der 34jährige ist selbst leidenschaftlicher Spieler und veranstaltet Egoshooter-Parties. Allein auf seiner Plattform sind 2,5 Millionen Fans organisiert, die von der taktischen Herausforderung am Bildschirm fasziniert sind: „Gefährlich wird es nur, wenn bei Jugendlichen ohnehin eine psychische Erkrankung vorliegt“, sagt der Sozialwissenschaftler.

Steffen Holle

Steffen Holle flüchtete sich in die Welt der Killerspiele. Bis zu 16 Stunden am Tag zockte der 21-Jährige am Rechner, vernachlässigte sich und seinen Freundeskreis, brach seine Ausbildung ab: „Diese Spiele haben mich gefangen genommen. In der virtuellen Welt habe ich immer mehr Anerkennung bekommen, die mir im realen Leben fehlte“. Der Computerspielsüchtige unterzog sich einer Therapie, die er soeben abgeschlossen hat.

Prof. Martin Spitzer

„Durch die ständige Berieselung des Gehirns mit Gewalt durch Fernsehen oder Computerspiele gewöhnt man sich Gewaltbereitschaft an und stumpft gegenüber Gewalt ab“ – so die Erkenntnisse des Ulmer Hirnforschers Prof. Manfred Spitzer. Die Folgen von zuviel TV- und PC-Spielekonsum: Brutalisierung und Gewaltverbrechen, weil Ballerspiele und Morde auf dem Bildschirm langfristige Spuren im Gehirn junger Menschen hinterlassen.

Fabienne Schneider

Der Mord an Yvan Schneider erschütterte ganz Deutschland: Im August 2007 wurde der 19-jährige Gymnasiast von zwei jungen Männern zu Tode geprügelt, in Blumenkübel einbetoniert und im Neckar versenkt. „Unsere Gesellschaft ist in Gefahr, aber die Politik versäumt es, auf die zunehmende Gewalt zu reagieren.“ kritisiert Yvans Mutter Fabienne Schneider.

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