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http://www.derwesten.de/nachrichten/nrz/20...711/detail.html

Sie würde in jeder Damenhandtascher verloren gehen und gefährlich, nun ja, sieht das Pistölchen vom Typ „Röhm 6mm Platz” mit dem Stummellauf auch nicht gerade aus. Trotzdem: Ihr Vorbesitzer hätten sich einen 200 Kilo schweren Waffenschrank anschaffen müssen, um sie weiterhin legal behalten zu dürfen. So verlangt es das aktuelle Waffengesetz. „Das wollte er wohl nicht”, sagt Christian Wengenroth von der Polizei Düsseldorf. Nun liegt die Schreckschusspistole in einer von zwei Dutzend Pappkisten in der Waffenkammer im Präsidium, die Wengenroth verwaltet. Zur baldigen Vernichtung.

In den Waffenkammern der Polizei in NRW ist es derzeit eng. 220 Pistolen und Gewehre aller Formen und Größen hat derzeit alleine Christian Wengenroth im Bestand – alle freiwillig von ihren Besitzern übereignet. „Nur 200 darf ich alle zwei Monate zur Vernichtung nach Wuppertal geben”. Die dortigen Zentralpolizeilichen Dienste (ZPD), vorletzte Instanz vor dem Hochofen, hätten jüngst das Kontingent begrenzt. Etwa 5000 Schusswaffen wurden dort seit Januar angeliefert. Im gesamten Vorjahr waren es 8800. Einige davon wurden auch bei Polizeieinsätzen aus dem Verkehr gezogen.

Kein Privileg mehr für Erben

Schusswaffen zu besitzen ist seit April 2004 an scharfe Auflagen geknüpft – eine Reaktion auf den Amoklauf von Erfurt vom 26. April 2002, wo 17 Schulkameraden und Lehrer von einem Mitschüler erschossen worden waren. Seitdem dürfen Sportschützen erst ab dem 21. Geburtstag selbst Waffen kaufen; vorher reichte die Volljährigkeit. Verschärft wurden auch die Vorschriften, Schusswaffen zu lagern.

Dass Polizei-Dienststellen nun verstärkt als Altmetall-Annahme aufgesucht werden, liegt für Dirk Hermes, Sachbearbeiter der Düsseldorfer Polizei, an der letzten Verschärfung des Waffenrechts 2004 und der nun geendeten Übergangsfrist: „Erst im vergangenen Jahr ist das 'Erbenprivileg' ausgelaufen”. Auch für Opas längst verrostete Weltkriegspistole im Keller muss nun, will man sie legal weiter behalten, ein Waffenschrank her. Oder die Pistole muss - alles im Gesetz genau geregelt - von einem Büchsenmacher unbrauchbar gemacht werden, von der Polizei mit Brief und Siegel bestätigt. Hermes: „Das ist vielen zu aufwändig und zu teuer”.

Knapp 30 000 Schusswaffen in Düsseldorf

Zudem fühlen die Behörden den Eignern seit einiger Zeit gezielt auf den Zahn – soweit von ihnen eine „Waffenbesitzkarte” vorliegt, die Erlaubnis, Schusswaffen zu besitzen. In Düsseldorf sind das 6102 Menschen mit 26 965 Pistolen oder Gewehren. In Essen sind etwa 9000 Waffenbesitzer registriert mit 31 000 Schießgeräten, die Polizei Duisburg zählt 4990 Eigner und 18 000 Waffen. Landesweit sind den Behörden knapp 1,2 Millionen Schusswaffen gemeldet.

Ob zum Jagen oder zum Abstauben, für alle Eigner gilt: „Wir verlangen Nachweise darüber, ob die Waffen sicher gelagert sind”, erklärt Dirk Hermes. Das heißt: „Wir wollen Quittungen sehen von Waffenschränken, mitunter auch Fotos” - wer dem nicht nachkommt, dem droht Strafe.

Ob eine weitere Verschärfung des Waffenrechts sinnvoll ist und wie sie aussehen sollte, mag Hermes nicht beurteilen: „Das ist eine politische Entscheidung”. Die seit dem Amoklauf von Winnenden am 11. März mit 15 Toten nun wieder für Diskussionen sorgt. Eine Expertenkommission der Länder-Innenminister wird diesen Dienstag unter Federführung des Bremer Innensenators Ulrich Mäurer (SPD) erstmals zusammenkommen, um über weitere Verschärfungen zu reden. Konkrete Vorschläge aus NRW werden dabei nicht zu bereden sein: "Das Waffenrecht ist schon sehr strikt", sagte eine Sprecherin des Landes-Innenministeriums auf Anfrage: "Wichtiger ist, dass es auch konsequent durchsetz bar ist".

Christian Wengenroth hat unterdessen seine Zweifel, ob das Recht alleine reicht, Gewalttaten mit Schusswaffen künftig zu erschweren. „Für die Waffe des Schülers in Winnenden gab es einen Waffenschrank. Sie soll aber nicht drin gelegen haben.” NRZ

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