Zum Inhalt springen
IGNORED

Richtige Haltung mit dem LG?


Gast

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Ich muss wieder ein neues Thema eröffnen, weil meine Fragen irgendwie nirgends dazu passt.

Ich schieße schon 14 Jahre mit dem LG, doch weil ich sehbehindert bin, kann ich die richtige Haltung bei anderen oder mir nicht mitverfolgen, so auch Fehler, die sich einschleichen. Das heißt, wie steht man wirklich optimal, wie hält man das LG richtig? Wie wichtig ist die Wangenauflage?

Ich habe lediglich eine Jacke und Handschuh, für Hose und Schuhe fehlt mir das Geld. Auch ein neues Gewehr mit Pressluft wär nicht schlecht, mein altes Steyr Match 91 (10 Jahre) ist sicher nicht mehr das Wahre. Unsere Spezialoptik von Swarovsky (die Licht in hörbaren Ton umwandelt) kostet gleich viel wie ein neues LG. Also muss ich mich mit dem zufrieden geben was ich habe oder kann man sich da durchaus auch für "Gebrauchtes" interessieren? Wirviel Ringe kann ich mit dem richtigen Stehen und Halten zusätzlich dazu gewinnen und kann man sich das im Internet wo anschauen? Ich kann schlecht zu Irgendjemanden an einen Schießstand hingehen und sagen, dass ich ihn mir mehr oder weniger angreifen muss, weil ich ihn aus einiger Entfernung nicht sehen kann.

Geschrieben

Zitat:

Original erstellt von Burgi:

Ich kann schlecht zu Irgendjemanden an einen Schießstand hingehen und sagen, dass ich ihn mir mehr oder weniger angreifen muss, weil ich ihn aus einiger Entfernung nicht sehen kann.

warum eigentlich nicht?

erklär ihm/ihr einfach deine sehbehinderung und ich nehme an, dass das "begrapschen" kein problem sein sollte.

was der optimalen stand angeht da kann ich dir als pistolenschützin leider nicht weiterhelfen. aber warte nur ab, es wird sich auch hier jemand finden der was dazu sagen kann...

nebenbei:

vielleicht findet sich ja auch hier jemand, der mit dir auf einen schießstand geht? woher kommst du?

liebe grüße,

tine

Geschrieben

Hallo Burgi,

nach einigen Jahren als Jugendtrainer kann ich Dir möglicherweise ein wenig helfen.

Dazu müßte ich wissen, wie stark sehbehindert Du bist.

Allgemein ist zu sagen, daß je nach Stärke der Sehbehinderung das "Zielen" immer nebensächlicher wird - der Hauptbestandteil des Schießens ist die "Nullstellung".

Die Nullstellung ist diejenige Körperhaltung, die völlig entspannt das Gewehr so einrichtet, daß bei jedem Schuß eine 10,9 erreicht wird. Eine absolute Nullstellung gibt es nicht, denn die Körperschwankungen und auch die während des Schießens auftretende Dehnung der Sehnen und Muskulatur bewirkt, daß sich der Schütze ständig um die optimale Nullstellung bewegt.

Beim Schuß wandert (wenn andere Faktoren auszuschließen sind) die Trefferlage immer Richtung "optimale Nullstellung".

Der "sehende" Schütze reagiert darauf, indem er seine Stellung leicht ändert.

Ein "blinder" Schütze kann mit einem Helfer, der die Trefferlage ansagt, das Gleiche erreichen.

Der Zielvorgang eines "sehenden" Schützen, sollte eigentlich kein "Zielen" im herkömmlichen Sinne sein, sondern nur die Kontrolle, ob die Nullstellung stimmt.

Dies tut er dadurch, daß er seinen Anschlag aufbaut ohne zu zielen, meist wendet er den Blick vom Diopter weg nach unten.

Ein paar Atemzüge später, wenn der Körper zur Ruhe gekommen ist, hebt er den Blick, schaut durch den Diopter und prüft das Zielbild. Stimmt das Bild, konzentriert er sich auf die Atemtechnik und löst im ausgeatmeten Zustand aus.

Schreib doch mal wie stark Deine Behinderung ist, dann kann ich Dir sicherlich mehr sagen.

Geschrieben

hallo Burgi,

auch ich bin Pistolenschütze, habe aber mit LG durch unsere Jugendarbeit auch einige Erfahrung.

Unsere Jungs und Mädels haben immer wieder starke Leistungsschwankungen gehabt. Ursache war meistens ein falscher Stand und falsche Haltung. Wir haben uns dann jeden einzelnen rangenommen und die für ihn / sie beste "Nullstellung" probiert. Dabei standen unsere Jungschützen auf alten Teppichresten.

Zum Finden der "Nullstellung" haben wir das Gewehr ohne zu zielen in Anschlag bringen lassen. Wenn die Schützen dann durch die Visierung gesehen haben, haben sie solange die Stellung verändert, bis sie im schwarzen waren. Wenn Du Deine akustische Visierung kurzzeitig abschalten kannst, kannst Du das eventuell nachvollziehen. Wir haben dann die Fußstellung mit schwarzem Filzschreiber markiert.

Nach einigen Wochen haben wir die Unterlagen wieder entfernt und die Jugendlichen ihre Stellung selbst finden lassen.

Das ging recht problemlos, die Ergebnisse wurden wesentlich konstanter.

Ich hoffe das hilft Dir etwas weiter.

P.s.: Ich hätte mit dem anfassen auch kein Problem. Bestimmt findet sich in Deinem Verein auch jemand, der Dich etwas "zurechtrückt".

------------------

Grüße von magic

Es werden mehr Menschen durch Übung tüchtig als durch Naturanlage.

Demokrit (460 - 370 v. Chr.)

Geschrieben

Danke mal zum ersten für Eure netten Antworten.

Ich komme aus Wien und bin in keinem Verein. Ich schieße im Bundes-Blindenerziehungsinstitut, die mir ihren Schießstand zur Verfügung stellen. Es gibt dort weder andere Schützen noch Trainer. Ich sehe 20 Prozent, wenn also Jemand am Nebenstand stehen würde, könnte ich ihn sehen. Fuchs Du meinst, dass je nach Stärke der Sehbehinderung das "Zielen" immer nebensächlicher wird, warum eigentlich? Sehende schauen, Sehbehinderte und Blinde hören, egal welchen Sehrest sie noch haben. Von einer Nullstellung hab ich noch nie gehört. Ich stehe so, dass die rechte Körperseite zur Scheibe zeigt, die Füße sind parallel nebeneinander. Das Gewehr liegt vor dem Körper quer zur Brust, der linke Ellbogen ist in die linke Hüfte gestützt, an dieser Hand trage ich den Handschuh. Du meinst noch, dass der blinde Schütze mit einem Helfer, der die Trefferlage ansagt, das Gleiche erreichen kann. Der Trainer darf während eines Bewerbes nur eingreifen, um den Schützen die Scheiben zu wechseln und ihn drehen, wenn er versehentlich auf eine Nachbarscheibe zielt. Sonst muss er zwei Meter hinter dem Schütezn stehen, gesprochen darf nicht werden.

Wichtig wäre für mich, dass ich mich so positionieren könnte, dass der Lauf automatisch in Richtung Scheibe zeigt und ich mich nur noch auf ihr orientieren muss ohne sie erst mühsam zu finden, denn das kostet Kondition und Zeit. Die Scheibe ist ja 10 m entfernt, die sehe ich nicht mehr, nur was quasi neben mir ist.

Geschrieben

Zitat Burgi:

Ich stehe so, dass die rechte Körperseite zur Scheibe zeigt, die Füße sind parallel nebeneinander. Das Gewehr liegt vor dem Körper quer zur Brust, der linke Ellbogen ist in die linke Hüfte gestützt, an dieser Hand trage ich den Handschuh.

-----------------------------------------------------------------------

hallo Burgi,

Fußstellung und Hüfthaltung sind o.k. Aber dabei sollte die LINKE Körperseite zur Scheibe zeigen.

Die linke Hand zur Faust geballt sitzt dann etwas vor dem Abzug. Das Gewehr ist in die rechte Schulter gepreßt.

Die rechte Hand umschließt das Griffstück und löst aus.

Ist das bei Dir auch so ??

Ist es erlaubt an das Gewehr eine Art "Fühler" anzubringen ?

Ich meine einen Stab, der vom Schaft nach unten zeigt. Er kann ja locker angebracht sein, er soll dazu dienen den Seilantrieb oder das Seil zu ertasten. Damit wäre eine ungefähre Mittelstellung gegeben.

Durch eine geschickte längenauswahl würde man noch die Höhe auswählen können.

Schreib mal ob das zulässig ist.

Grüße von magic

Geschrieben

Zitat:

Original erstellt von Burgi:

Von einer Nullstellung hab ich noch nie gehört.

...

Wichtig wäre für mich, dass ich mich so positionieren könnte, dass der Lauf automatisch in Richtung Scheibe zeigt und ich mich nur noch auf ihr orientieren muss ohne sie erst mühsam zu finden,...

genau burgi,

das ist die nullstellung.

wenn du dich so hingestellt hast, dass du im anschlag "blind" (sorry, ist keine anspielung - aber wirklich so gemeint) auf der scheibe bist, diesen anschlag immer wieder "blind" einnehmen kannst, dann ist die nullstellung optimal.

auch wenn du auf einem speziellen schießstand des bundes-blindenerziehungsinstituts trainierst, so spricht doch sicher nichts dagegen sich bei einem beliebigen schützenverein einen schützen zu suchen (sollte schon einer sein mit entsprechender leistung), der sich bereiterklärt, dich mal auf deinem stand zu besuchen und mal einen nachmittag/abend mit dir zu trainieren. dabei nehme ich an, dass deine spezialausrüstung nicht ohne weiteres auf einen anderen stand zu transportieren ist (wenn doch, dann pack das zeug ein und kutschier das einfach zum nächsten schützenverein).

wünsche dir viel glück und "gut schuß",

tine

Geschrieben

Hallo magic

Tja, man sollte links von rechts unterscheiden können, da hab ich ja einen gehörigen Tipper reingehauen. Natürlich zeigt die linke Körperseite zur Scheibe. Ja auch bei mir ist das Gewehr in die rechte Schulter gepresst und die rechte Hand umschließt das Griffstück genauso, der Zeigefinger geht bis zum Druckpunkt, hör ich das Ziel (ist also der Ton am höchsten) löse ich aus. Es ist bei uns genau das erlaubt und verboten, wie es auch bei Nichtbehinderten ist, also kein "Fühler".

Tine Du meinst, es sollte kein Problem sein, sich bei einem beliebigen Schützenverein einen Schützen zu suchen. Hm, ich kann doch da nicht einfach hingehen, noch dazu wo ich eben mit meiner Ausrüstung dort ohne gröbere Aufbauarbeiten nicht schießen könnte. Aber Du bringst mich auf eine Idee, nämlich einen Schützenverein mal anzumailen oder anzuschreiben.

Geschrieben

hallo Burgi,

Viel Erfolg bei Deiner Vereinssuche.

Ich wäre froh, wenn alle unsere Schützen so ehrgeizig (das ist absolut positiv gemeint) wären wie Du. Respekt. Ich hatte mich bisher noch nicht mit dem Problem von sehbehinderten Schützen auseinandersetzen müssen, deshalb evtl. auch mein unbeholfener "Fühlertip".

Bei uns würdest Du willkommen sein und ich denke bei Vereinen in Deiner Nähe ebenso.

Uns verbindet alle ein Ziel: die Mitte der Scheibe treffen.

Schreib mal, wie Du weiterkommst.

Viele Grüße magic

Geschrieben

Hallo Burgi,

meine Tips mit Helfer beziehen sich nur auf das Training - nicht auf den Wettkampf.

Fangen wir mal ganz langsam an:

1. Deine Stellung ist grundsätzlich richtig. Wichtig ist, dass Du bequem und entspannt stehst. Dabei sind die Beine etwa schulterbreit auseinander und die linke Hüfte ist zum Ziel hingeschoben, so dass das meiste Gewicht vom linken Bein getragen wird, und das Bein möglichst senkrecht steht. Auf dem Hüftknochen ist die Stützhand aufgesetzt.

Und jetzt kommt die erste Problematik:

Jetzt wird am Gewehr die Höheneinstellung der Schaftkappe so justiert, dass das Gewehr auf die Scheibenhöhe zeigt.

Es kann dabei passieren, dass der Schaft dadurch so weit nach unten wandert, dass Du den Kopf zuweit abwinkeln mußt um auf die Wangenstütze zu kommen.

Die muß dann so weit nach oben verstellt werden, dass der Kopf möglichst horizontal gehalten werden kann.

Verwendest Du die Zieloptik (Diopter) oder ein anderes System ?

Nun kann es sein, dass das Zielauge (wenn das bei Dir überhaupt eine Rolle spielt) zu hoch für den Diopter liegt.

Dann muß eine Visierlinienerhöhung eingebaut werden.

Wenn alles passt, ist das Gewehr schon mal horizontal "genullt": Du stehst entspannt, bequem, und das Gewehr zeigt automatisch auf die Scheibenhöhe.

Die vertikale "Nullung" wird mit dem rechten Fuß gemacht. Fuß etwas (das können Millimeter sein!) nach vorne: Gewehr geht nach links, etwas nach hinten: Gewehr geht nach rechts.

Stimmt nun Deine Fußstellung auch noch, hast Du die Nullstellung gefunden.

Diese solltest Du lange Zeit trainieren.

Vor jedem Trainingsschießen, gehst Du in die Nullstellung und bleibst mit Gewehr im Anschlag einige Zeit ruhig stehen. Anfangs etwa 1 Minute, dann immer mehr, bis Du es schaffst 5 bis 10 Minuten ohne Probleme in dieser Stellung zu stehen.

Während dieser Standphasen, solltest Du gelegentlich mal nachschauen, wo das Gewehr hinzeigt - und mit der Beinstellung (immer nur den rechten Fuß versetzen - der linke bleibt wo er ist) breiter oder enger die Höhe nachjustieren und mit dem rechten Fuß vor oder zurück die Position Rechts-Links korrigieren.

Die Nullstellung ändert sich während eines Schießens, da sich Bänder dehnen und Muskulatur weicher wird. Darauf mußt Du reagieren: Sind zwei Treffer hintereinander rechts von der Zehn, sofort rechten Fuß ein paar millimeter nach vorne schieben. Sind zwei Treffer hintereinander zu tief, dann Beinstellung etwas breiter. Dadurch kommt die linke Hüfte höher.

Ich denke das reicht vorerst einmal zum Trainieren für einige Zeit.

Es ist ein bisschen schwierig, so aus der Ferne Trainingsunterstützung zu geben - Du kannst mich ruhig auch anmailen wenn Du mehr wissen willst, oder wenn ich etwas unklar ausgedrückt habe.

Bis bald!

Geschrieben

Zitat:

Original erstellt von Burgi:

Ich schieße schon 14 Jahre mit dem LG, doch weil ich sehbehindert bin....

Hallo, ich habe den eitrag gerade gelesen und ich kann nur eines dazu sagen...

RESPEKT!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

MfG 2ar15smilie.gif

Archiviert

Dieses Thema ist jetzt archiviert und für weitere Antworten gesperrt.

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Bitte beachten Sie folgende Informationen: Nutzungsbedingungen, Datenschutzerklärung, Community-Regeln.
Wir haben Cookies auf Deinem Gerät platziert. Das hilft uns diese Webseite zu verbessern. Du kannst die Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass Du damit einverstanden bist, weiterzumachen.